ITW: Keine Nachteile für mittelständische Schlachter

Die ITW stellt nächstes Jahr auf das Marktmodell um. Künftig zahlt der LEH den Tierwohlbonus an den Schlachter, der diesen an den Erzeuger weitergibt. SUS hat mit ITW-Geschäftsführer Dr. Alexander Hinrichs über das neue System gesprochen.

Die ITW stellt sich 2021 neu auf. Was ändert sich?

Die Schlachtbetriebe werden ein noch bedeutsameres Bindeglied zwischen Landwirtschaft und LEH. Zukünftig wird der Mehraufwand der Tierhalter nicht mehr aus dem vom LEH finanzierten ITW-Fonds bezahlt. Die Mäster erhalten zukünftigen ihren Tierwohlaufpreis von den Schlachtern.

Was bedeuten die Veränderungen für die Schlachtbetriebe?

Im Schweinebereich zahlen sie einen von der ITW definierten, für alle teilnehmenden Mäster gleichen Tierwohl-Aufpreis aus. Die Schlachtbetriebe wiederum verhandeln dann individuell mit dem Lebensmitteleinzelhandel die Preise für ITW-Ware. Im Grunde genommen handelt es sich bei dem neuen Finanzierungsmodell um eine Anpassung an die marktwirtschaftliche Praxis.

Wie können die Schlachtbetriebe künftig mitmachen?

Schlachtbetriebe müssen sich bei der ITW anmelden. Außerdem benötigen sie letztlich zwei Partner: Einen auf Erzeugerseite und einen auf Abnehmerseite. Das sind einerseits die Mäster und andererseits die abnehmenden Unternehmen. Diese können derzeit Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels oder aus der Systemgastronomie sein. Wir sind offen für weitere Branchen. Erst kürzlich ist der Onlinehändler „HelloFresh“ als neuer Partner der ITW dazugekommen.

Warum sollten Schlachtbetriebe bei der ITW mitmachen?

Der Vorteil für Schlachtbetriebe kann abhängig von den individuellen Vereinbarungen mit den Abnehmern monetär sein. In erster Linie aber geht es um ein freiwilliges Engagement und Bekenntnis der Fleischwirtschaft, mit dem sie einerseits die eigene Verantwortung für das Tierwohl wahrnehmen und andererseits auf die Forderungen der Verbraucher nach mehr Tierwohl antworten kann.

Werden durch das neue Finanzierungsmodell mittelständische Schlachter benachteiligt, die nicht an den LEH liefern?

Nein. Die ITW steht prinzipiell allen Schlachtbetrieben offen gegenüber. Allerdings gilt: Wer ein Produkt herstellt, muss sich darum kümmern, dass es verkauft werden kann. Das gilt ab 2021 auch für Schlachtbetriebe, die ITW-Ware vom Schwein vertreiben wollen.

Die Teilnehmer aus dem LEH haben sich verpflichtet, ganze Sortimentsbereiche bei Schwein umzustellen. Die Nachfrage wird hier sehr groß sein. Schlachtbetriebe, die noch nicht an den LEH liefern, können sich Abnehmer aus dieser Branche suchen. Darüber hinaus könnten sie z.B. auch an Systemgastronomen liefen, die mitmachen wollen. Auch für Partner aus anderen Branchen sind wir sehr aufgeschlossen. Wenn dort Interesse besteht, sollten sie das Gespräch mit uns suchen. Die ITW ist eine gemeinschaftliche Initiative aller Wirtschaftspartner, die Engagement auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette erfordert. Aber ich kann den Schlachtbetrieben sagen: es lohnt sich. Denn es ist für sie sicherlich besser beim Thema Tierwohl einer der Treiber zu sein als Getriebener.