Schmidt prüft staatliches Tierwohl-Siegel

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) prüft offenbar die Umsetzung eines Tierwohl-Labels mit staatlicher Rahmensetzung. In der Zeitung WELT am Sonntag sagte er, die Verbraucher seien bereit, mehr für Fleisch zu bezahlen, das von Tieren aus besseren Haltungsbedingungen stammt. Eine klare und transparente Kennzeichnung sei für die Kaufentscheidung wichtig.

Mit einem staatlichen Siegel will Schmidt den Landwirten die Möglichkeit geben, ihre Einnahmen zu stabilisieren. "Regionalität, Spezialisierung und Tierwohl bieten ein großes Potenzial für steigende Erzeugerpreise", sagte der Minister. Dieses Potenzial müsse besser genutzt werden, damit auch die Landwirte finanziell profitierten.  Zudem fordern einige Agrar- und Verbraucherminister der Länder eine Tierhaltungskennzeichnung für Schweine-Frischfleisch nach dem Vorbild der vierstufigen Eier-Kennzeichnung von "Null" (Bio) bis "Drei" (konventionell). Auch diesen Vorschlag lässt Schmidt prüfen.

Bauernpräsident Joachim Rukwied hält das Label dagegen für nicht praktikabel. "Eine Kennzeichnung wie bei Eiern ist bei der Schweinehaltung nicht möglich, da die Haltungsformen vielfältiger und weniger abgrenzbar sind", sagte er. Rukwied appellierte an den Lebensmitteleinzelhandel, sein Engagement für die freiwillige Initiative Tierwohl auszubauen. Derzeit reichten deren Finanzmittel nur für knapp zehn Prozent der jährlich rund 60 Millionen Mastschweine.

Der größte Finanzierer der Initiative, die Lebensmittelkette Edeka, lehnt diese Forderung des Bauernverbands ab. Derzeit gehen im Rahmen der Initiative vier Cent je verkauftes Kilo Fleisch oder Wurst an einen Fonds, aus dem Verbesserungen bei der Haltung von Schweinen und Geflügel unterstützt werden. "Wir haben eine Vereinbarung getroffen, nach der vier Cent gezahlt werden. Sie gilt bis Ende 2017", sagte Edeka-Chef Markus Mosa. Danach könne man weitersehen.