Verbraucherschützer: Uneinigkeit bei den Vorschlägen der Borchert-Kommission

vzbv-Vorstand Klaus Müller sieht die von der Borchert-Kommission ins Gespräch gebrachte Tierwohlabgabe kritisch.

Verbraucherschützer bewerten die Empfehlungen der Borchert-Kommission für einen Umbau der Tierhaltung in Deutschland unterschiedlich. Während die Verbraucherorganisation foodwatch die Vorschläge für ungeeignet hält, die Probleme der hiesigen Landwirtschaft zukunftsfähig zu lösen, bekräftigte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) seine grundsätzliche Zustimmung, äußerte sich aber erneut ablehnend zu einer Finanzierung über eine Tierwohlabgabe. „Eine neue Fleischsteuer führt nicht zu mehr Tierwohl“, betonte vzbv-Vorstand Klaus Müller am vergangenen Freitag in Berlin. Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher einen Aufpreis für Fleisch aus besseren Haltungsbedingungen bezahlen sollen, müssten sie sicher sein können, dass die Mehrkosten tatsächlich den Tieren zugutekommen. Grundsätzlich zeigte sich Müller überzeugt, dass höhere gesetzliche Standards und ein staatliches Tierwohllabel wirkliche Besserungen in der Tierhaltung bewirken könnten. Dafür brauche es aber Gewissheit, dass das Fleisch unter besseren Bedingungen produziert werde. „Dazu brauchen wir umgehend ein staatlich organisiertes Monitoring der Tiergesundheit und des Tierwohls in den Ställen und eine strenge Überwachung“, forderte der oberste Verbraucherschützer. Mehr Geld solle nur der Landwirt erhalten, der bereit sei, mehr Tierwohl auch nachzuweisen. foodwatch wirft dem Kompetenznetzwerk vor, die „Exportfixierung der deutschen Agrarindustrie“ nicht in Frage zu stellen. Stattdessen konzentriere sich das Expertengremium auf den Stallumbau und damit auf einen „Nebenkriegsschauplatz“. Zudem würden Umweltprobleme der Nutztierhaltung ignoriert. Die Alternative sieht foodwatch in einer umfassenden „Qualitätserzeugungsstrategie“. Voraussetzung dafür sei ein verändertes Agrar-Außenhandelsregime der EU, das Exporte tierischer Erzeugnisse zu Lasten des Tierschutzes ebenso unterbinde wie den Import von Billigprodukten. AgE