Haltung–VO: Kopfschütteln über 5 m²

Die neuen Vorgaben für abgesetzte Sauen sorgen für Unverständnis bei Praktikern und Fachleuten.

In der ersten Juliwoche hat der Bundesrat drastische Verschärfung der deutschen Schweinehaltungsverordnung beschlossen. Etliche Punkte davon sorgten insbesondere bei den Ferkelerzeugern für Kopfschütteln. Hier ist allem voran die künftig geltende Platzvorgabe von mindestens 5 m² je Sau im Deckzentrum zu nennen. Denn dies ist mehr als das Doppelte des gesetzlich vorgeschriebenen Platzangebotes im Wartestall, wo die Sauen immerhin mehr als drei Monate verbringen. Mit den 5 m² Platz für abgesetzte Sauen hat der Gesetzgeber selbst die strengen Vorgaben für Bio-Betriebe um fast 15 % übertroffen. Denn diese müssen den Muttertieren während dieser Phase laut EU-Ökoverordnung insgesamt lediglich 4,4 m² Platz je Tier einräumen. So herrscht auch in der Bio-Szene Unmut über die neuen Anforderungen für konventionelle Sauen. Denn Bio-Betriebe sind nun ebenfalls gezwungen, ihr Platzangebot künftig zu erhöhen, wenn sie mindestens den gesetzlichen Standard erfüllen wollen.

Empfehlungen für Arenabucht

Doch woher kommt die Vorgabe für 5 m² Platz für abgesetzte Sauen? Aus gut informierten Kreisen heißt es, dass man sich an den Empfehlungen für eine Arenabucht orientiert haben könnte. Für diese werden in der Literatur 4 bis 6 m² Raumangebot je Sau genannt. Insbesondere die Bundesländer mit grünen Agrarministern hatten sich für das große Platzangebot stark gemacht. Im Gegenzug hatten sich die grünen Länderminister offenbar beim Thema Übergangsfristen gesprächsbereit gezeigt und sind von ihrer Maximalforderung einer sofortigen Umsetzung der Gruppenhaltung für abgesetzte Sauen abgewichen.
Diese Erklärung des politischen Kuhhandels hilft den betroffenen Praktikern wenig. Denn die künftigen Platzvorgaben für abgesetzte Saunen lassen sich in den vorhandenen Deckzentren kaum umsetzen. Angesichts der hohen Kosten und baurechtlichen Hürden für ein neues Deckzentrum stellt sich für viele deutsche Ferkelerzeuger in einigen Jahren die Existenzfrage.


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