Mehr Wertschätzung für Fleisch!

Die Schweinehalter sind frustiert. Die Futterkosten sind explodiert. Und trotz mehrerer Anläufe steigen die Schlachterlöse nicht über 1,60 €. Wer ist Schuld? Die buhlenden Schlachter, die Billigangebote im Handel oder die grillmüden Verbraucher?

Starten wir mit einem Blick über den Tellerrand: Europaweit zahlt der deutsche Verbraucher die niedrigsten Fleischpreise. Motor hierfür ist die enorme Konzentration im Lebensmittelhandel. Die fünf größten Ketten vereinen allein 90 % des Absatzes! Hinzu kommt der wachsende Discount-Anteil.

Der gnadenlose Wettbewerb im LEH führt dazu, dass sich die Unternehmen positionieren müssen. Hierzu setzen sie auf Billigangebote beim Fleisch. Denn so lockt man die Kunden ins Geschäft. Für den Handel geht die Rechnung auf, weil die Kunden ihren Großeinkauf im gleichen Laden tätigen.

So hat man dem Verbraucher jahrelang beigebracht: "Fleisch ist billig". Leider wurde so die Abwärtsspirale beschleunigt, die die Preise gnadenlos nach unten zieht. Dabei sinkt die Wertschätzung für Fleisch immer weiter. Zusätzlich befeuern die Schlachthöfe den Trend. Denn die steigende Anzahl Schlachthaken will ausgelastet sein. Das gelingt jedoch nur über große Abnahmemengen. Die Devise ist klar: Gelistet sein um jeden Preis.

Wir erhalten derzeit viele Anrufe von unseren Mitgliedern. Der eine will die Schlachthöfe bestreiken. Der andere möchte einen Paukenschlag hören. Fragt man nach wirklich effektiven Ideen, wird es still am anderen Ende der Leitung.

Ich finde, wir müssen beim LEH ansetzen. Denn er ist das Bindeglied zwischen Verbraucher und Produktion und muss wissen, zu welchen Vollkosten wir produzieren. Nur auf dieser Schiene kann es gelingen, den Preisverfall zu stoppen und die Wertschätzung für Fleisch wieder zu steigern.

Am Zug sind auch die Schlachthöfe. Sie müssen kritisch hinterfragen, ob Wachstum an den hartumkämpften Exportmärkten allein der richtige Weg ist. Mitziehen muss zudem das Kartellamt. Die Konzentration im Handels- und Schlachtgewerbe hat längst ein gesundes Maß überschritten. Außerdem gilt es auch seitens der Politik dem Verkauf unter Einstandspreis ein klares "Nein" zu erteilen.

Letztlich müssen wir hinterfragen, ob das Wachsen nur um des Wachsens willen überhaupt Sinn macht. Sind Neubauten für 10.000 Sauen bzw. 100.000 Mastplätze sinnvoll? Eine nachhaltige Marktentspannung scheint erst in Sicht, wenn das Angebot spürbar zurückgeht.

Kommentar aus der SUS-Ausgabe 5-2011