Strukturwandel – kein Ende in Sicht

Die Zahlen sind erschreckend. In nur zwölf Jahren sind 50 % der deutschen Sauenhalter aus der Produktion ausgestiegen. Landesweit gibt es derzeit nur noch knapp 30.000 Ferkelerzeuger, die im Schnitt 90 Sauen halten.

Auch in diesem Jahr ist damit zu rechnen, dass weitere Sauenhalter aussteigen. Einige Betriebsleiter werden die finanziellen Belastungen, die durch die Aufnahme zusätzlicher Kredite zur Liquiditäts finanzierung entstanden sind, schwer schultern können. Andere Betriebsleiter, für die die Betriebsaufgabe ohnehin beschlossene Sache ist, versilbern jetzt ihr Umlaufvermögen. Sie werden nicht bis zum nächsten Preistal warten und ihre Ferkel und Sauen angesichts der derzeit etwas besseren Erlössituation verkaufen.

Der Strukturwandel wird auch deshalb weitergehen, weil im Katastrophenjahr 2008 auf vielen Höfen die Entscheidung gereift ist, dass die nächste Generation nicht mehr weitermacht. Das Preistal wird somit noch lange nachwirken. Trotz dieser schwierigen Umbruchphase und struktureller Defizite wird die Ferkelproduktion in Deutschland weitergehen. Auch künftig wird es erfolgreiche und wettbewerbsfähige Betriebe geben. Allerdings müssen diese Prioritäten setzen.

  • Unternehmerisch handeln und sein Ende festhalten! Wer z. B. gesunde Ferkel anbietet, muss nicht jede neue "Mode-Impfung" im Betrieb einführen, nur weil dies den Absatz für die Vermarktungsgenossenschaft leichter macht. Preiswerter wäre es für alle Seiten, wenn der Vermarkter zunächst nach Mästern Ausschau hält, die auch mit ungeimpften Ferkeln zurechtkommen.
  • Leistung zählt! Die eingesetzte Genetik muss in der Lage sein, mindestens 24 oder 25 Ferkel pro Sau und Jahr großzuziehen. Jedes mehr abgesetzte Ferkel bringt zusätzlich bares Geld.
  • Ferkelvermarktung anpassen! 300er- bis 500er-Mastställe werden heute meist im Rein-Raus belegt, weil das für den Mäster arbeitswirtschaftlicher ist. Die Nachfrage nach Großpartien mit 300 bis 500 Ferkeln wird dementsprechend weiter zunehmen.
  • Märkte genau beobachten! Die Agrarmärkte werden immer unberechenbarer, sie koppeln sich teils sogar vom realen Geschehen ab. "Zocker und Rohstoffhaie" treiben die Börsenkurse in die Höhe, steigen von heute auf morgen aus und schicken die Preise auf Talfahrt.

Schließlich gilt: Wer auch künftig erfolgreich Ferkel produzieren will, braucht Erweiterungsmöglichkeiten. Denn die Größendiskussionen in der Ferkelproduktion dürften anhalten. Sie werden den Strukturwandel damit weiter anheizen.

Kommentar aus der SUS-Ausgabe 1/2009