Bei dem geplanten Umbau der deutschen Nutztierhaltung hin zu mehr Tierwohl stellt sich die Finanzierung immer mehr als Kernthema heraus. Von der Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch, einer Tierwohl-Abgabe an der Fleischtheke bis hin zu einem Steuer-basierten Tierwohl-Soli sind verschiedene Modelle im Gespräch. Das von der Bundesregierung beauftragte Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung präferiert dabei eine Tierwohl-Abgabe, die beim Fleischverkauf im Laden erhoben wird. „Wir sind für diesen Weg, da er hochpreisige Bioprodukte nicht benachteiligt und die Erhebung an der Ladentheke dem Verbraucher zeigt, dass es um mehr Tierwohl geht“, erklärte der Leiter des Kompetenznetzwerks, Landwirtschaftsminister a.D. Jochen Borchert bei einer online-Veranstaltung des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Die Veranstaltungsreihe Perspektive 2040: Schweinehaltung mit Zukunft wurde auch von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, dem Netzwerk Sauenhaltung, der ISN-Interessengemeinschaft und der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein organisiert. An der Diskussion nahm auch Schleswig-Holsteins Agrarminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) teil, der sich ebenfalls für einen schnellen Umbau der Nutztierhaltung stark machte.
Damit die Tierwohl-Boni sicher bei den Landwirten ankommen, brachte Borchert eine vertragliche Zusicherung ins Gespräch. Ein solcher Vertrag könne vergleichbar mit dem EEG für grünen Strom eine Sicherheit für bis zu 20 Jahre Laufzeit ermöglichen, so Jochen Borchert. Der Leiter des Kompetenznetzwerks sieht darin auch den Vorteil, dass keine enge Zweckbindung der Förderung nötig ist, die mit dem EU-Recht schwer vereinbar wäre.
Die Organisatoren der Veranstaltung sowie die beiden Hauptreferenten waren sich einig, dass Berlin jetzt möglichst schnell den Startschuss für den Umbau der Nutztierhaltung geben muss.