Best Practices

Schweine mögen Pappelholz (EUPig)

Mästerin Elisabeth Sprenker bietet Stangen aus Pappelholz als Beschäftigungsmaterial an. Die Pappelplantage hat die Familie zu Heizzwecken angelegt.

Um unseren Maststall fit für die Initiative Tierwohl zu machen, haben wir in allen Buchten Holzhalter installiert. Die meist als organisches Beschäftigungsmaterial verwendeten Dachlatten haben uns aber nicht überzeugt“, betont Elisabeth Sprenker. Die Agrar­ingenieurin bewirtschaftet in Beckum im Münsterland mit ihrem Mann Benedikt einen 2.200er-Mastbetrieb.

Die Dachlatten haben aus Sicht der Landwirtin den Nachteil, dass sie trocken und entrindet sind. „Das industriell aufgearbeitete Holz hat kaum Geschmack. So verliert es für die Tiere schnell an Attraktivität“, hat die Praktikerin beobachtet.

Weitere Nachteile der Dachlatten sind mit der Holzstruktur verbunden. Zwar bestehen die Dachlatten aus Weichholz. Doch das Nadelholz beginnt zu splittern, wenn die Tiere es intensiv bekauen. „Die Splitter können gerade an der empfindlichen Rüsselscheibe unangenehm für die Tiere sein“, schildert Elisabeth Sprenker.

Pappelholz mit Rinde

So kam die Betriebsleiterin auf die Idee, die Dachlatten durch ein weicheres Holz zu ersetzen. Die Praktikerin hat dabei auf Rundhölzer von Pappeln zurückgegriffen. Diese stehen aus den Kurzumtriebsplantagen auf dem Betrieb zur Verfügung. Die Plantage hat Familie Sprenker zu Heizzwecken angelegt.

Beim Einsatz im Stall zeigte sich schnell, dass die Schweine das Pappelholz gut annehmen. „Ich führe das vor allem auf die Rinde zurück. Denn sie hat mehr Geschmack als trockenes Holz. Wenn die Tiere die Pappel frisch anknabbern, nimmt man den Holzgeruch wahr“, so die Mästerin.

Im weiteren Verlauf zeigte sich zudem, dass das weiche Pappelholz nicht zum Splittern neigt und als frisches Holz lange attraktiv bleibt.

Aufgrund der guten Er­fahrungen setzt der Betrieb die Pappelstangen inzwischen in allen Buchten ein. Die 50 cm langen Stangen werden in­tensiv bekaut, halten aber dennoch für einen Mastdurchgang. Dann tauscht der Betrieb sie aus hygienischen Gründen aus.

Hölzer umdrehen

Bei Problemen in der Bucht dreht Elisabeth Sprenker die Hölzer um: „So können die Schweine nochmal ein Stück mit vollständiger Rinde beknabbern und bekommen einen neuen Impuls zum Spielen.

Damit die Schweine die Naturholzstangen in den Halterungen gut bewegen können, hat sich für die Mast eine Stärke von 3,5 bis 6,5 cm bewährt. „Unsere Halter haben 7 cm Durchmesser. So bleibt genug Spielraum, auch wenn die Stangen nicht ganz gerade sein sollten“, schildert die Land­wirtin.

Vier Cent je Schwein

Letztlich ist der Bezug der Pappelhölzer aus einer Plantage ideal. Denn durch die hohe Pflanzdichte wachsen die Bäume gerade und bilden kaum Seitentriebe. Ungeeignete Holzstangen nutzt Familie Sprenker zum Heizen.

Die Betriebsleiterin hat kalkuliert, dass sie An­bau, Ernte und Zuschnitt rund 80 Cent für eine 50 cm lange Pappelstange kosten. Das ist etwas teurer als vergleichbare Dachlatten. „Doch bei knapp 20 Schweinen je Holzhalter haben wir bereits für gut vier Cent je Ferkel ein attraktives Beschäftigungsmaterial“, resümiert Elisabeth Sprenker.

Dieser Best Practices-Tipp wurde im Rahmen des EU-Projekt „EuPig“ eingereicht und dient als Beleg für die Innova­tionsfreude bei europäischen Schweine­haltern.


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