SUS 4/2024

Tierwohldebatte: Viel Unsicherheit

In der Debatte um höhere Haltungsformen wird viel ­geredet und gefordert. Während der LEH das An­­gebot an Tierwohlfleisch ver­­größern will, bleibt die ­Branche skeptisch.

Der Umbau der Tierhaltung ist und bleibt ein Zankapfel. Die Finanzierung ist ebenso ungeklärt wie die Frage, wie man genehmigungsrechtliche Hürden beim Stallbau überwinden kann.

Inzwischen drängt sich auch die Frage auf, ob die Fleischproduktion in Tierwohlställen in Gänze betrachtet wirklich die Lösung ist. Denn im Hinblick auf die CO2-Emissionen schneiden höhere Haltungsformen nicht besser ab. Oft ist die Futterverwertung in dieser Haltungsform schlechter. Und das schlägt sofort negativ auf die CO2-Bilanz durch.

Und selbst in Teilen des Lebensmitteleinzelhandels gibt es mittlerweile kritische Stimmen. Supermarktbetreiber berichten, dass Tierwohlfleisch nicht in der Menge zu verkaufen ist, wie uns vielfach weisgemacht wird. Der ein oder andere Mutterkonzern soll seine Tierwohlstrategie angeblich schon überdenken. Eine Ausnahme sind die beiden großen deutschen Discounter. Sie halten unbeirrt an ihren Tierwohlzielen fest und sagen das auch ganz deutlich.

SUS hat vier Experten aus der Wertschöpfungskette Fleisch gefragt, wie sie die Situation einschätzen.

Ziele nachjustieren!

Dr. Wilhelm Uffelmann, CEO Westfleisch

Beim Tierwohl spricht vieles für eine Neuausrichtung der gesteckten Ziele. Denn nach mehr als fünf Jahren inten­siver Diskussion zeigt sich, dass Wunsch und Wirklichkeit nicht zusammenpassen.

Wir haben eine „Bürger-Konsumenten-Lücke“. Der Kunde kauft anders als er sagt. Dafür kann der Handel nichts. Er versucht nur, den zeitgeist-, politik- und gesellschaftsgetriebenen Wunsch nach besseren Haltungsbedingungen umzusetzen.

Der Handel entscheidet aber immer auch auf Basis von Fakten. Im LEH ist die objektive Auswertung von Bons, Flächenproduktivität und Abschriften das Maß für Entscheidungen. Weitere Parameter sind die Häufigkeit und die Effizienz von...