Hohe Ausschlachtung anstreben!

Das Verhältnis von Schlacht- zu Lebendgewicht ist ein wichtiger ökonomischer Faktor. Die Vaterrasse spielt dabei eine wichtige Rolle.

Eine Bewertung der Wirtschaftlichkeit der Mastschweineproduktion findet über die zwei Hauptpfade Kosten/Aufwand und Erlös statt. Die wichtigsten Kostenpositionen sind Ferkel, Futter, Tierarzt, Energie und Verluste. Unter den Erlösfaktoren betrachtet man üblicherweise das Schlachtgewicht sowie den Fleischanteil bzw. die Ergebnisse der AutoFOM-Klassifizierung.

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Auch die Schlachtausbeute als Quotient aus Schlacht- und Lebendgewicht ist ein entscheidender Faktor für den Mäster. Vor der Feststellung des Schlachtgewichts werden neben dem bereits abgeflossenen Blut, die Zunge, die Geschlechtsorgane, das Rückenmark, die Organe in der Brust- und Bauchhöhle einschließlich der Nieren, der Flomen, das Zwerchfell und das Gehirn entfernt.

Auch kleinste Abweichungen bei der Ausschlachtung wirken sich auf die zu vermarktende Fleischmenge aus. Dazu ein Rechenbeispiel: Werden die Schweine im Schnitt mit 119 kg Lebendgewicht bei einer Ausschlachtung von 79,2% verkauft, erreichen die Tiere ein mittleres Schlachtgewicht von 94,3 kg. Verschlechtert sich die Ausschlachtung hingegen um 1% auf 78,2%, beträgt das Schlachtgewicht bei gleichem Mastendgewicht nur noch 93,1 kg. Bei einem durchschnittlich schweren Schwein fehlen rund 1,2 kg Schlachtgewicht.

Hochgerechnet auf einen Betrieb mit jährlich 3000 vermarkteten Schlachttieren ergeben sich bei einem Basispreis von 1,70 €/kg SG allein aufgrund einer veränderten Ausschlachtung jährliche Mehrerlöse in Höhe von 6120 €!

Auch bei der AutoFOM-Vermarktung spielt die Ausschlachtung der Tiere eine entscheidende Rolle. Reduziert sich das Schlachtgewicht um z.B. 1 kg, fallen die Schinkengewichte um ca. 200 g und die Lachsgewichte um ca. 80 g geringer aus und der Erlös wird entsprechend geschmälert.

Vorteil für Piétrain

Da der Ausschlachtungsgrad eine große Bedeutung hat, wird empfohlen, grundsätzlich die Schlachttiere vor der Vermarktung zu wiegen. Je nach Transportdauer und Nüchterungszeit kann die mittlere Ausschlachtung zwischen verschiedenen Schlachthöfen schwanken. Ferner ist zu berücksichtigen, ob die männlichen Tiere als Kastrate oder intakte bzw. geimpfte Eber vermarktet werden. Die Differenz in der Ausschlachtung kann 1,5 bis 2% zugunsten der Börge betragen.

Auch die Genetik spielt eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang ist der Blick auf die Vaterrassen Duroc und Piétrain interessant: Duroc-Nachkommen punkten oftmals mit hohen Zunahmen und einer damit besseren Stallplatzausnutzung über die kürzere Mastdauer. Auch bezüglich der Futterverwertung, dem -verbrauch und im Fleischanteil hat die Rasse Duroc aufgeholt, schneiden jedoch im direkten Vergleich mit Piétrain immer noch etwas ungünstiger ab. Die Ausschlachtung der Duroc-Nachkommen liegt bei 78,0 bis 78,5%.

Piétrain-Tiere hingegen punkten beim Mäster über den Fleischanteil bzw. die sehr gute AutoFOM-Tauglichkeit sowie die Futterverwertung. Sie haben gegenüber den Duroc-Kreuzungsschweinen in den letzten Jahren im Zuwachspotenzial deutlich aufgeholt, bewegen sich aber noch leicht unter dem Niveau der Duroc-Tiere. In der Ausschlachtung liegen sie bei ca. 79,5 bis 80,0%.

Mehrerlös vom Gewicht abhängig

Aktuelle Zahlen aus der Stationsprüfung in Boxberg aus dem Jahr 2020 bestätigen die Durchschnittszahlen bezüglich der Ausschlachtung für Nachkommen der Rassen Piétrain und Duroc. So wird ein Unterschied von 2% zugunsten der Piétrain-Genetik ausgewiesen.

Mit jedem Prozent höhere Ausschlachtung steigt bei 100 bis 130 kg schweren Schweine und einem Schlachterlös von 1,70 €/kg SG der Mehrerlös um 1,70 bis 2,20 € je Tier. Dabei wird vereinfacht davon ausgegangen, dass die Schlachtkörperentwicklung linear verläuft. In der Realität jedoch entwickeln sich die Ausschlachtungswerte bei steigenden Mastendgewichten immer weiter auseinander, sodass die Mehrerlöse bei Schlachtgewichten über 115 kg eher noch unterschätzt werden.

Bessere Futterverwerter

Interessanterweise hat der Faktor Ausschlachtung auch Einfluss auf die Futterverwertung, die den Futterverbrauch in Bezug auf das Schlachtgewicht angibt. Bei einer angenommenen Futterverwertung von „1:2,5“ bezogen auf das Lebendgewicht ergibt sich in der eigentlich relevanten Betrachtungsweise „Futterverbrauch pro kg Schlachtgewicht“ bei einem Unterschied von 1% in der Ausschlachtung ein Faktor von „1:3,16“ bzw. „1:3,13“ zu Lasten der schlechteren Ausschlachtung. Auch hier schlägt der Ausschlachtungsgrad voll auf die Wirtschaftlichkeit durch.

Bei eingehender Betrachtung der Vor- und Nachteile der jeweiligen Vaterrassengenetik im Mastbetrieb ergibt – bei einem Schweinepreis von 1,70 € je kg SG und unabhängig von den anderen Faktoren je nach Lebendgewicht ein finanzieller Unterschied von bis zu 3 € je Mastschwein.

Zusammenfassend kann somit je nach Preisniveau für Futter und Schlachtgewicht mit folgenden Pauschalwerten je Schwein kalkuliert werden:

  • 0,1 % Futterverwertung: 1,40 – 2,36 €;
  • 50 g Tageszunahme: 1,05 – 1,34 €;
  • 1 Indexpunkt AutoFOM: 1,72 – 1,84 €;
  • 1 % Magerfleischanteil: 1,58 – 1,90 €;
  • 1 % Ausschlachtung: 1,70 – 2,21 €.

Alle Werte gelten bei einem Schweinepreisniveau von 1,70 €/kg SG.

Fazit

  • Neben der Futterverwertung und dem Fleischanteil gehört die Aus-schlachtung zu den wichtigsten ökonomischen Parametern.
  • Eine um 1 % schlechtere Ausschlachtung schmälert den Erlös je nach Gewicht um 1,70 bis 2,20 €je Schwein.
  • Piétrain-Kreuzungen weisen eine um 1,5 – 2 % höhere Ausschlachtung auf als Duroc-Nachkommen.
  • Bei einer hohen Ausschlachtung verringert sich der Futterverbrauch je Kilo Schlachtgewicht.

Autor: Jörg Sauter, German Genetic


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