Schwanzbeißen: Genetische Ursachen erforscht

In einem länderübergreifenden Projekt wurden die genetischen Ursachen für das Schwanzbeißen erforscht.

Die Problematik des Schwanzbeißens kann auch unter verbesserten Haltungsbedingungen nicht vollständig behoben werden. Deshalb wird nach züchterischen Möglichkeiten gesucht. Eine gezielte züchterische Bearbeitung der Problematik wurde bislang dadurch erschwert, dass eine im Routinebetrieb praktikable Merkmalserfassung nicht verfügbar ist. Daher fehlen auch Erkenntnisse über den Grad der Erblichkeit, genetische Korrelationen zu anderen Merkmalskomplexen und Wechselwirkungen zu Haltungsfaktoren.

Daher ist die Hauptzielrichtung des Projekts PigWithTails die Entwicklung geeigneter Bonitierungsmethoden für die routinemäßige Erfassung von Schwanzverletzungen, die genetisch-statistische Auswertung dieser Daten und die Entwicklung von Züchtungsstrategien. Hierzu werden Datenerhebungen an Kreuzungsnachkommen von Ebern der Rassen Bavarian Piétrain, German Piétrain, BHZP 77 und BHZP 04 durchgeführt. Damit ist die gesamte Bandbreite des Projekts abgedeckt. Zusätzlich werden ergänzende Untersuchungen zum erstmaligen Auftreten von Schwanzbeißverhalten im Saugferkelalter an der Landesanstalt für Schweinezucht in Boxberg durchgeführt. Des Weiteren sollten die genetischen Zusammenhänge zwischen Schwanzbeißverhalten und der Verhaltensnote hinsichtlich der Möglichkeit einer indirekten Selektion weiter geklärt werden.

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Die am häufigsten auftretenden Schwanzverletzungen waren bei kupierten Tieren durchbrochene Haut (DBH) und Blutungen, bei unkupierten Tieren Nekrose und Längenverluste.
  • Schwanzbeißen tritt am häufigsten gegen Ende der Aufzucht auf und hat einen genetischen Hintergrund.
  • Bei Saugferkeln wurden Akren-Nekrosen an den Klauen (60 %), Zitzen (12 %), Kronsaum (3 %) und Vulva (3%) beobachtet.
  • Die Heritabilitätsschätzwerte für Schwanzverletzungsmerkmale und Schwanzbeißen variierten von 0 bis 0,22; die Heritabilität von Klauennekrose lag mit h2=0,36 etwas höher.
  • Bezogen auf die Anzahl Tiere lag die Prävalenz von Opfern bei DE und DL bei 5 bis 6%; bei PI und DU war sie unter 1 %; die Prävalenz der beobachteten Täter war ~1 % bei DE und DL und unter 0,1% bei PI und DU
  • Die geschätzten Heritabilitäten für Handhabungsverhalten lagen zwischen 0,19 und 0,28. Die genetischen Korrelationen mit Leistungsmerkmalen waren niedrig. Die Zuchtplanungssimulation mit der Verhaltensnote als korreliertes Hilfsmerkmal zeigte nur bei engeren genetischen Korrelationen einen Rückgang von Schwanzbeißen.

Fazit

Schwanzbeißen tritt am häufigsten gegen Ende der Aufzucht auf und hat einen genetischen Hintergrund. Die Züchtung kann jedoch nur ergänzend zur Verbesserung der Haltungsumwelt wirken. Bei der Erfassung sollten die Merkmale Durchbrochene Haut (DBH) und Blutungen sowie Nekrose und Längenverlust berücksichtigt werden. Es empfiehlt sich, die Schwänze aller Tiere in der Herde mindestens dreimal zu bonitieren, und zwar ein bis zwei Wochen nach dem Absetzen, zu Beginn der Mast und einige Wochen später.

Abschlussbericht