Mikroalgen sind wahre Multitalente. Sie werden im Humanbereich schon seit Langem aufgrund ihrer antioxidativen, entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften eingesetzt.
Im Schweinefutter können Mikroalgen möglicherweise die Verdauungsfunktion von Ferkeln nach dem Absetzen fördern, Darmschäden vorbeugen und den oxidativen Stress, infolge von Immun- und Entzündungsreaktionen, begrenzen. Wie wichtig das ist, zeigt die Tatsache, dass 60 bis 80% der Verluste in der Aufzuchtphase durch Magen-Darm-Erkrankungen verursacht werden.
Großen Einfluss auf die Produktqualität und damit die Wirksamkeit der Algen hat der Herstellungsprozess. Hier sind vor allem die Trocknungstemperatur und das Trocknungsverfahren entscheidend. Ein zusätzlicher Zellaufschluss verbessert die Verdaulichkeit und Verfügbarkeit der Algeninhaltsstoffe im Gastrointestinaltrakt.
Die Hochschule Osnabrück hat die Leistungsfähigkeit von Chlorella- und Scenedesmus-Algen (Firma Microganic) in einem Fütterungsversuch untersucht. Das Ziel war, den Einfluss der beiden Mikroalgen auf ausgewählte Gesundheits- und Leistungsparameter von Absetzferkeln unter Praxisbedingungen zu untersuchen.
Beide Spezies weisen Protein-, Kohlenhydrat- und Lipidgehalte auf, die vergleichbar mit denen der Sojabohne sind. Das Aminosäurenprofil ist ausgeglichen. Zudem enthalten sie in hohen Konzentrationen essenzielle, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFAs), wie α- und γ-Linolensäure, Arachidonsäure und Linolsäure.
Insgesamt nahmen in zwei Praxisbetrieben 1.032 Ferkel in vier Durchgängen an dem Versuch teil. Auf beiden Betrieben wurden die Effekte einer Algen-Supplementierung von Chlorella (Subtypen MG und F1, Dosierung 1%) und Scenedesmus (Dosierung 1 und 2%) gegenüber einer Kontrollgruppe ohne Mikroalgenzusatz auf Leistungs- und Gesundheitsparameter untersucht.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- In Betrieb 1 lagen die Tageszunahmen der Ferkel, dessen Futter „Chlorella F1“ enthielt, mit 443 g signifikant höher als bei den Tieren in der Kontrolle (siehe Übersicht). Das führte am Ende der Aufzucht zu signifikant höheren Lebendgewichten. Signifikant unterschieden sich hier zudem der Futter- und Energieaufwand. In Betrieb 2 waren nur der Futter- und Energieaufwand signifikant unterschiedlich.
- Sehr gute Ergebnisse zeigten sich auch beim Einsatz von Scenedesmus. Wie in der Übersicht zu sehen, konnten die biologischen Leistungen in beiden Betrieben zum Teil signifikant abgesichert gesteigert werden. Besonders bei einer 1%igen Zulage errechneten sich höhere Tageszunahmen und Endgewichte am 42. Aufzuchttag.
- Auffällig war, dass in beiden Betrieben in den Gruppen mit Algenergänzung deutlich weniger Hautverletzungen im Ohrbereich auftraten. Am Schwanz wurden keine Hautverletzungen festgestellt.
- Keinen nachweisbaren Einfluss hatte die Zugabe der Mikroalgen auf die erhobenen Gesundheitsparameter wie zum Beispiel die Prävalenz von Durchfall und Behandlungshäufigkeit.
Fazit
Der Einsatz von Mikroalgen im Ferkelaufzuchtfutter führte zum Teil zu signifikanten Verbesserungen des Futter- und Energieaufwandes. Somit konnte die Futtereffizienz in beiden Betrieben maßgeblich verbessert werden.
Die teils unterschiedlichen Effekte der Mikroalgen in beiden Betrieben sind wahrscheinlich auf das unterschiedliche Keimmilieu sowie auf Haltungs- und Managementunterschiede zurückzuführen.
Den Originalbericht
Dr. Michael Lütke-Dörhoff
m.luetke-doerhoff@hs-osnabrueck.de