Vermarktungswege: Der Nebel lichtet sich Der Bauernverband nennt bei seinen Auswertungen erstmals Ross und Reiter. Die Schlachtschweinevermarktung ähnelt einem Lotteriespiel. Wer Verhandlungsgeschick beweist und Durchsetzungsvermögen hat, kann mitunter bessere Konditionen heraushandeln als sein Berufskollege. Geringere Abschläge bei niedrigen Muskelfleischanteilen oder breitere Gewichtskorridore sind nur zwei Beispiele dafür, was möglich ist. Um den Masken-Spielereien ein Ende zu setzen und für mehr Transparenz am Markt zu sorgen, haben der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Westfälisch- Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) in Zusammenarbeit mit der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) einen neuen Vermarktungswegevergleich erstellt. Insgesamt 18 Vermarktungswege konnten berücksichtigt werden. Es wurden über 7 500 Abrechnungen mit mehr als 542 000 Schweinen ausgewertet. Grundlage der Auswertungen ist der Vergleichswert, der sich aus der Differenz zwischen dem bereinigten Basispreis (ohne Vorkosten, Boni usw.) und dem Tagesmittel errechnet. Das wichtigste Ergebnis gleich vorweg: Die Unterschiede sowohl zwischen den Vermarktungswegen als auch innerhalb einzelner Absatzschienen sind gewaltig. Es lohnt sich daher auf jeden Fall, seinem Abnehmer regelmäßig genau auf die Finger zu schauen und bei Unstimmigkeiten kritisch nachzuhaken! Die Ergebnisse im Einzelnen: Der Unterschied zwischen den Vermarktungswegen betrug 3,04 Ct/kg Schlachtgewicht (SG)! Mit einem Vergleichswert von + 1,13 Ct/kg SG lag die FOMVermarktungsschiene Tönnies in Rheda- Wiedenbrück klar auf Platz 1. Auf den nächsten Plätzen folgen die Schienen FVG Gelsenkirchen und Weidemark in Sögel sowie EGO in Georgsmarienhütte. Bei der AutoFOM-Vermarktung lagen Tönnies und die Westfleisch-Schlachthöfe in Coesfeld und Paderborn gut im Rennen. Der Westfleisch-Standort in Hamm schnitt hingegen deutlich schlechter ab, der Vergleichswert lag bei - 0,07 Cent. Bei allen Westfleisch-Standorten wurde übrigens ein vorläufiger Sonderbonus von 0,50 Q je bonusfähigem Tier berücksichtigt. Sollte dieser wider Erwarten niedriger ausfallen, würden die Ergebnisse weiter abrutschen. Mit einem Vergleichswert von - 0,78 bzw. - 1,84 Cent landeten die Vermarktungswege Vion-Zeven und Vion-Crailsheim auf den hinteren Plätzen. Schlechter schnitt nur noch die AutoFOM-Vermarktung der Vermarktungsschiene Tummel ab. Der Vergleichswert lag bei - 1,91 Ct je kg SG. Auch wenn auf den ersten Blick mancher Schlachthof deutlich schlechter abschneidet als ein anderer Standort, eines darf bei der Interpretation der Ergebnisse nicht vergessen werden: In der Auswertung sind auch die Einflüsse des Zwischenhandels berücksichtigt. In dem ein oder anderen Fall kann ein schlechter Vergleichswert also auch dadurch zustande kommen, weil sich der Zwischenhandel den ein oder anderen zusätzlichen Euro einsteckt. Betrachtet man die Unterschiede innerhalb der Vermarktungswege, ergeben sich auch hier deutliche Differenzen. Wie in Übersicht 2 dargestellt, schwankt der AutoFOM-Vergleichswert im Falle Vion- Crailsheim von mehr als - 10 Ct/kg SG bis über + 5 Ct/kg SG. Das bedeutet: Einige Mäster konnten gute Konditionen (Masken, Vorkosten usw.) aushandeln, während andere Lieferanten anscheinend ein weniger glückliches Händchen in den Verhandlungen hatten. Erhebliche Streuungen gab es darüber hinaus beim Vermarktungsweg Westfleisch-Paderborn und Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Betrachtet man die FOM-Vermarktungswege, fällt die große Streuung bei der Firma Barfuss in Oer-Erkenschwick auf. Hier streuten die Vergleichswerte von - 7,30 bis + 2,23 Ct je kg SG. Eine große Streuung fand sich auch an den beiden Tönnies-Standorten in Rheda- Wiedenbrück und Weißenfels wieder. Anmerkung: Bei den Auswertungen Unterschiede innerhalb der Vermarktungswege ist zu beachten, dass verschiedene Einflussgrößen wie z. B. die Partiegröße nicht berücksichtigt wurden. Sie haben Einfluss auf die Streuung. Um den Vermarktungswege-Vergleich weiter ausbauen zu können, sucht der DBV nun nach weiteren Teilnehmern. Landwirte können sich unter der Nummer 02 51/4 17 51 50 oder unter E-Mail christa.niemann@wlv.de beim Vermarktungswege-Vergleich anmelden. Ziel ist es, eine vierteljährliche Auswertung der Ergebnisse vorzunehmen und die Schlachtereien mit ins Boot zu holen. Sollte dies gelingen, können vor allem die Schlachthöfe Licht ins Dunkel bringen, die derzeit die hinteren Plätze belegen. Legen diese Betriebe ihre Karten offen auf den Tisch, wird sofort ersichtlich, wo die Differenz zwischen Auszahlungspreis Schlachthof und Abrechnungspreis Viehhandel, Erzeugergemeinschaft oder Viehvermarktungsgenossenschaft bleibt. Marcus Arden - Arden,Marcus -