Martin Heß und seine Kollegen arbeiten eng mit dem Biogasbetreiber Endreß zusammen. Während für viele seiner Kollegen Biogas ein echtes Reizwort ist, geht Schweinehalter Martin Heß aus dem fränkischen Ulsenheim mit dem Thema sehr entspannt um. „Von der Biogasanlage in der Nachbarschaft profitiere ich ebenso wie die meisten Schweinehalter im Ort“, so der Betriebsleiter. Am direktesten profitiert er von gesunkenen Heizkosten, seit der Ferkelaufzuchtstall an der Hofstelle via Wärme-leitung von der Biogasanlage beheizt wird. Der Wärmebezug wird von einer reinen Fernwärme GbR organisiert. An das Wärmenetz sind inzwischen rund 80 Haushalte sowie insgesamt sechs landwirtschaftliche Betriebe mit Schweinehaltung angeschlossen. Martin Heß spart dank der Wärmeleitung jährlich rund 6 000 Liter Gas. Die Wärme hatte so früher je nach Gaspreis rund 6,5 bis 7 Cent pro kWh gekostet. Der Preis für die Fernwärme schwankt nun je nach Jahreszeit zwischen 2 und 3,4 Cent. Unter dem Strich bleibt für Martin Heß bei dem aktuellen Gaspreis eine Ersparnis von 1 600 € im Jahr, Tankmiete und Wartung nicht mitgerechnet. Für den Anschluss des Stalles wurden zwei 25-kW-Wärmetauscher eingebaut. In Eigenleistung hat Martin Heß Delta-Rohre unter die Zuluft geschraubt, sowie 4 Stellmotoren nachgerüstet. Für den Anschluss an das Fernwärmenetz entstanden insgesamt Kosten von 7 800 €. Aber auch die Gülle bringt im Betrieb Heß nun bares Geld. Von Biogasbetreiber Christian Endreß erhält er je cbm gelieferter Gülle einen Euro ausbezahlt (brutto). Bei etwa 1 000 cbm sind das jährlich immerhin 1 000 €. Zudem liefert Heß die Gülle direkt zur Vorgrube der Anlage. Für den Transport kommen nochmals rund 2 € je cbm hinzu. Genau wie er beliefern noch sieben weitere Landwirte die 500-kW-Anlage. Der Masseanteil Gülle und Mist liegt bei rund 50 %. „Durch die Abgabe spare ich mir Lagerraum“, erklärt Martin Heß. Im Frühjahr kann er so das Substrat direkt am Endlager abholen und auf seine Felder ausbringen. Der verringerte Phosphorgehalt wirkt sich positiv auf die Nährstoffbilanz aus. Und auch die Geruchsbildung bei der Ausbringung ist deutlich geringer. „Auf Flächen in unmittelbarer Nähe zu Siedlungen fahre ich nun ohne Bedenken“, erklärt der Landwirt. „Bei mir ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass ich nicht auf dem Pachtmarkt aktiv bin“, erläutert Biogasbetreiber Christian Endreß. Er berichtet auch von einem sehr guten Miteinander im Dorf. Zusammenarbeit hat Tradition. So organisieren die Landwirte schon seit einiger Zeit die Gülleausbringung, den Pflanzenschutz oder den Bezug von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln gemeinschaftlich. Selbst bewirtschaftet Christian Endreß 60 ha Acker und hat sogar 10 ha an einen Schweinebetrieb verpachtet, der Fläche für seine Tierhaltung benötigt. Biogas-Mais bauen die umliegenden Landwirte für ihn an. Insgesamt sind dies 40 Lieferanten. Freilich kommt Endreß entgegen, dass in der Region die Biogas-Dichte noch eher gering ist und so ein Substratbezug leicht möglich ist. Auch Martin Heß baut nun jährlich rund vier bis sieben Hektar Silomais für die Biogasanlage an. Hierfür hat er den Raps-Anbau deutlich eingeschränkt. „Unser meist kalter Tonboden führt ohnehin oft zu Problemen bei Auflauf und Frühjahrsentwicklung des Rapses“, so der Betriebsleiter. Für die Lieferung hat Martin Heß einen einjährigen Liefervertrag abgeschlossen. Der Preis für den gelieferten Mais ermittelt sich jedes Jahr auf Basis der aktuellen Getreideerträge und -erlöse. „Unter dem Strich haben wir derzeit durch Wärmebezug, Gülleabgabe und Maisanbau mehr Vorteile durch die Biogasanlage als Nachteile“, resümiert Martin Heß. -mh- Keine Konkurrenz um Pachtflächen