Vion hat die Geruchs-Prüfung in die Schlachtlinie integriert und sortiert 4 % der Eber aus.Der holländische Schlachtkonzern Vion hat umfangreiche Erfahrungen mit der Ebermast. Für das niederländische Tierwohl-Label „Beter Leven“ schlachtet man aktuell rund 8 500 Eber pro Woche. Hinzu kommen seit Mai etwa 1 000 Eber pro Woche am deutschen Standort in Emstek. Und ab August will man im süddeutschen Crailsheim mit der Eberschlachtung starten. Zudem vermarktet Vion bereits mehr als zehn Jahre Eber in den englischen Markt, derzeit etwa 10 000 Stück pro Woche. Diese kommen etwas leichter an den Haken, so dass man hier ohne umfangreiche Geruchsprüfung auskommt. Die Eber-Schlachtung für den holländischen Markt hat Vion am Standort Druten in der Nähe von Nijmegen konzentriert. Der Betrieb wird derzeit von rund 150 holländischen „Beter Leven“-Betrieben beliefert, die Eber mästen. Bis Ende des Jahres will man auf 10 000 Eber pro Woche aufstocken. Für den Schlachthof Druten heißt das: In Kürze ist jedes zweite Tier ein Eber. „Wir haben den Geruchs-Test daher in den Schlachtprozess integriert. So halten wir das Schlachttempo mit 550 Tieren pro Stunde“, erklärt Dr. Gereon Schulze Althoff. Der Tierarzt ist bei Vion für die Qualitätssicherung verantwortlich. Den Geruchs-Test hat Vion in einer umfangreichen Testphase mit mehreren 100 000 Ebern entwickelt. Die Geruchskontrolle erfolgt in der Abtropfstrecke der Schlachthälften vor der Klassifizierung. Hier steht jeweils eine Testperson. Sie erhitzt im ersten Schritt eine definierte Stelle im Nackenspeck per Gasbrenner. Dieser trägt an der Vorderseite eine Metallplatte, die durch die Flamme erhitzt wird. Drückt der Tester die Metallplatte auf den Speck, steigt eine kleine Dampfwolke auf. Im zweiten Schritt prüft der Tester den Geruch am erhitzen Speckstück. Das Ergebnis gibt er am Monitor ein. Wobei es nur zwei Kategorien gibt – Tiere ohne und solche mit Geruchsabweichung. Der Geruchstest dauert insgesamt nur drei bis vier Sekunden. In Summe beziffert Vion die Kosten in der momentanen Versuchsphase auf rund 2 €/Tier. Denn neben dem Test muss insbesondere für die Geruchsabweichler eine separate Logistik vorgehalten werden. Die eigentliche Klippe ist aber die Subjektivität der menschlichen Nase. Denn jeder Mensch nimmt den Ebergeruch anders wahr. „Wir haben unsere Tester daher kritisch ausgewählt und intensiv geschult. Zudem werden sie nach 30 Minuten abgelöst. Wir haben in Druten daher sechs Tester“, erklärt Dr. Schulze Althoff. Um die Sicherheit zu erhöhen, werden zudem so genannte Schattentests durchgeführt. Hierbei stehen gleichzeitig zwei Tester am Band. Im Test werden zu 97 % gleiche Ergebnisse erzielt. Weichen die Ergebnisse einzelner Tester zu weit vom Standard ab, werden sie nachgeschult. Wobei den Standard eine weibliche, besonders sensitive Testerin vorgibt. Mit der beschriebenen Prüfmethode selektieren die Vion-Tester 4 % der Eber als Geruchsabweichler aus. Diese Tiere fließen in die Verarbeitungsware. Hier wird das Fleisch erhitzt, gewürzt oder gesalzen, so dass unerwünschte Gerüche beim Verbraucher nicht auftreten. Die 96 % Eber ohne Geruchsabweichung fließen ohne Beschränkung auch ins Frischfleisch-Segment. „Seit der Markteinführung im Januar gab es keine einzige Reklamation. Das ist der beste Beleg, dass unser Geruchs-Test funktioniert“, betont Dr. Heinz Schweer, Direktor im Bereich Landwirtschaft bei Vion. Dennoch ist man sich bewusst, dass sich Fehler bei menschlichen Testern nie zu 100 % ausschließen lassen. „Doch sensible Verbraucher stellen vereinzelt auch bei weiblichen Tieren Geruchsabweichungen fest. Binneneber können ebenfalls Problemen machen. Wenn wir alle Eber einzeln testen, haben wir dieselbe Sicherheit wie mit der Kastration“, ist Tierarzt Schulze Althoff überzeugt. Weiterhin hat man festgestellt, dass es einen erheblichen Betriebseffekt gibt. Denn der Anteil der „Stinker“ schwankt je nach Mäster zwischen 0 und 8 %. Auswertungen zeigen, dass die Betriebe mit sehr sauberen Buchten besonders gut abschneiden. Zudem sinkt der Anteil auffälliger Tiere, wenn sie dank hoher Zunahmen jung an den Haken kommen. Vion erwartet, dass sich die Ebermast in Holland schnell und etwas später auch in Deutschland durchsetzt. „Letztlich muss das Signal aber vom Handel kommen. Mit jedem neuen Kunden holen wir weitere Ebermäster ins Boot“, resümiert Dr. Heinz Schweer. -fs- Geruch in Dampfwolke Rate weiter drücken