Um das Wasser einwandfrei zu halten, sind beim Einbau der Tränketecknik wichtige Punkte zu beachten. Eine Projektarbeit gibt Einblick, wo die Praxis steht.
Prof. Dr. Marc Boelhauve und Caroline Grennigloh, FH Südwestfalen
Die Anforderungen an das wasserleitende System in Schweinebetrieben sind aus guten Gründen hoch. Wasser stellt für Tiere das wichtigste Nahrungsmittel dar. Die chemische und mikrobiologische Wasserqualität ist für hohe Wachstumsleistungen mitverantwortlich. Ein Mangel bzw. unzureichende Tränkwasserqualitäten zeigen sich nicht nur in schlechteren biologischen Leistungen, sondern auch in höheren Krankheits- und Ausfallraten.
Achtung Biofilm
Die Wasserqualität kann sich ab dem Einspeisepunkt in den Stall bis zum Tränkepunkt durch unterschiedliche Einflüsse verschlechtern. Sowohl die Ausstattung des Wassersystems als auch der Umgang mit diesem sind entscheidend, wie hoch letztlich die Keimbelastung im Tränkewasser ist.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich an den Innenseiten der Wasserleitungen mit der Zeit ein schmieriger, grün-brauner Belag absetzt, den man als Biofilm bezeichnet. Dieser besteht aus Stoffwechselprodukten von Bakterien, die sich von Wasserbestandteilen wie Eisen, Kalk oder Mangan sowie von Wasserzusätzen ernähren.
Schadkeime, die z.B. auch über die Tränketechnik ins System gelangen, können sich sehr gut im Biofilm vermehren. Bei der Zapfentränke wird die Kontamination dadurch begünstigt, dass die Schweine direkt mit dem Maul das Wasser aus der Leitung gewinnen. Gleicher Effekt wird auch beobachtet, wenn die Wasserleitung direkt in der Tränkschale mündet, wie dies bei den Beckentränken und dem Aqua-Level-System der Fall ist.
Keim-Cocktails vermeiden
Die Keimvermehrung in der Wasserleitung wird durch hohe Stalltemperaturen begünstigt. Auch treten Biofilme stärker in Kunststoff- als in Edelstahlrohren auf und haften besonders an den Kalkablagerungen. Ebenfalls von Bedeutung ist, wie oft und in welchen Mengen Wasser von den Tieren abgerufen wird und wie groß der Wasserdruck ist. Der Rohrdurchmesser muss den Durchflussmengen angepasst sein.
Wenn der Stall leer steht und das Wasser mehrere Tage in den Leitungen nicht bewegt wird, kann sich der Effekt verstärken. Das Aufheizen des Abteils für die jungen Ferkel forciert die Keimvermehrung zusätzlich. Tiere der nachfolgenden Gruppe können so bei der ersten Benutzung der Tränke einen Keim-Cocktail erhalten.
Dies passiert ungünstigerweise zu einem Zeitpunkt, in dem die Tiere durch Transport, Futterwechsel und Rangordnungskämpfe gestresst sind und somit für Infektionen anfällig sind. In der direkten Folge ruft diese Gemengelage derartige Leistungsdepressionen hervor, dass die Tiere in den ersten Tagen der Stallphase sogar an Gewicht verlieren können. Dieser Verlust wird in den weiteren Mastphasen meist nicht aufgeholt.
127 Wassersysteme bewertet
Doch wie sollte das Wassersystem beschaffen sein, um einer Biofilmbildung und einer Verkeimung vorzubeugen bzw. eine einfache Reinigung zu ermöglichen, um so bestmöglich die Tiere mit einwandfreiem Wasser zu versorgen? Welche baulichen Lösungen findet man in der Praxis vor? Diesen Fragen ist Caroline Grennigloh in Zusammenarbeit mit Dieter Jürgens (Agravis) in einer Projektarbeit an der FH Südwestfalen nachgegangen.
Insgesamt wurden 47 norddeutsche Sauen-, Mast- und Kombibetriebe mit insgesamt 127 Stallgebäuden einbezogen. Bei allen Fragen zum Wassersystem wurden Bilder zur Verdeutlichung bei den Antwortmöglichkeiten eingepflegt. Teils waren die Stallgebäude relativ neu, teils bereits über 30 Jahre alt. Die meisten Betriebe bezogen ihr Tränkewasser aus dem eigenen Brunnen.
Zunächst zur Wasserversorgung der einzelnen Stallkomplexe: In 30 % der Fälle wurde das Wasser mit einer Hauptleitung durch alle Gebäude geleitet. In 70 % wurde jedes Gebäude mit einem separaten Stich versorgt, so wie es die Beratung empfiehlt.
Auch im Abteil selbst gab es unterschiedliche Ausführungen. Im Mastbereich wurde häufig die Variante angetroffen, dass von einer mittig im Abteil verlegten Hauptleitung längere Stiche abgeführt wurden (s. Übersicht 1). Oder die Hauptleitung verlief an der Wand, wobei die Stiche zu den Tränkepunkten dann nicht so lang waren. Beide Varianten zusammen machen einen Anteil von über 90 % aus. Seltener war die Tränke direkt an der Hauptleitung angeschlossen, um so auf eine Stichleitung zum Tränkepunkt zu verzichten.
Häufig sehr lange Stiche
Bei der klassischen Stich-Endleitung verbleibt im Vergleich zu einer Umlauftränke ein deutlich größeres Wasservolumen, wenn die Tränke nicht benutzt wird. Das in puncto Wasserhygiene günstigere Umlaufsystem war über alle Betriebe und Abteile jedoch nur mit 11,7 % vertreten. Zudem fehlte in den meisten Fällen in den Abteilen eine einfache Spülmöglichkeit, z.B. ein leicht zu öffnender Kugelhahn am Leitungsende, um das Standwasser abzulassen.
Auch das ist interessant: Fast 90 % der befragten Landwirte gaben an, das Wassersystem ohne die Hilfe eines Fachberaters geplant zu haben. Vielleicht wäre die hohe Rate der langen Stichleitungen durch eine vorherige Beratung vermieden worden!
Vor dem Einstallen einer neuen Tiergruppe wurden kaum Leitungsreinigungen vorgenommen. Über 64 % der teilnehmenden Landwirte mit reiner Schweinemast gaben an, die Leitung nie zu reinigen (siehe Übersicht 2). In den anderen Betriebsformen wird knapp jedes zweite Wassersystem nie gereinigt. Dies birgt noch genügend Potenzial für Verbesserungen der Wasserqualitäten. Einige wenige Betriebe arbeiteten mit kontinuierlichem Reinigungszusatz.
Zum Schluss wurden die Bedingungen für eine hohe Tränkwasserqualität für jeden Betrieb über alle Abteile betrachtet und Punkte von 1 (Mängel) bis 8 (vorbildlich) vergeben. Hierbei wurden die Ausstattung des Wassersystems als auch der Umgang mit dem Tränkwassersystem, z.B. in Form einer regelmäßigen Reinigung, bewertet.
Bei den meisten Gebäuden wurden die Punkte über die Verwendung von PVC-Wasserleitungen und Nippeltränken erzielt. Insgesamt erreichten jedoch nur die Hälfte der Betriebe einen bis drei Punkte. Dies verdeutlicht, dass die Betrieben noch viel Potenzial zur Verbesserung ihrer Wasseranlage im Stall haben.
Bleibt festzuhalten
Das Wasserleitungssystem wurde in 127 Schweineställen auf 47 Betrieben bewertet. Die meisten Tränken werden aus längeren Stichleitungen versorgt. Jedes zweite Wassersystem wurde bislang nie gereinigt. Beide Punkte können die Biofilm- und Keimbildung in der Leitung begünstigen und zu verringerten biologischen Leistungen und höheren Tierarztkosten führen.
Bei Neu- bzw. Umbauten ist darauf zu achten, dass die Wasserleitung abteilweise installiert wird. Auch sind lange Stiche sowie „blinde“ Leitungsenden zu vermeiden sowie Systeme zu empfehlen, die sich am Ende des Leitungsweges per Kugelhahn spülen lassen.
Bei Neu- bzw. Umbauten ist darauf zu achten, dass die Wasserleitung abteilweise installiert wird. Auch sind lange Stiche sowie „blinde“ Leitungsenden zu vermeiden sowie Systeme zu empfehlen, die sich am Ende des Leitungsweges per Kugelhahn spülen lassen.
Lesen Sie auf den folgenden Seiten ein Interview zum Thema Wasserhygiene.