Koos Wouters ist Dienstleister in puncto Fruchtbarkeit. Bei seinen 300 Kunden besamt er Sauen, scannt und hilft beim Einstieg in die Betriebs-KB.Wenn in einer größeren Firma Arbeiten am Computer anstehen, ruft man den IT-Support an. Die von Koos Wouters angebotete Dienstleistung ist ebenfalls eine Art Support. Denn Wouters unterstützt seine Kundenbetriebe in puncto künstliche Besamung. „Die Rauschekontrolle und das Besamen zum richtigen Zeitpunkt ist nicht jedermanns Sache. Denn bei einigen Tieren muss man genau hinschauen, um die Brunstsignale zu erkennen bzw. richtig zu deuten. Genau diese Arbeit erledige ich auf den Betrieben“, erklärt der 53-jährige Besamungstechniker aus dem niederländischen Rijkevoort. Zu Wouters’ Kundschaft gehören Betriebe, bei denen er schon seit über 20 Jahren regelmäßig die Sauen besamt. Bis 1998 war er für eine größere KB-Station tätig. Doch dann kam die Schweinepest, und viele seiner Kundenbetriebe waren von Keulungsmaßnahmen betroffen. Wouters verlor seine Arbeit und machte sich wenig später selbstständig. Nach zwei Jahren als Einzelkämpfer tat sich Wouters mit einem Kollegen zusammen, der sich ebenfalls selbstständig gemacht hatte und Sauen scannte. Sie gründeten die Firma „Steinfoort“. Heute sind dort insgesamt fünf Techniker beschäftigt. Während Koos Wouters früher fast ausschließlich auf kleinen und mittleren Betrieben die Sauen besamte, fährt er heute auch zu etlichen Großbetrieben. Der größte Kundenbetrieb hält auf vier Standorten rund 4 000 Sauen und arbeitet im Vier-Wochen-Rhythmus. „Diese Sauenhalter holen mich dazu, um Arbeitsspitzen zu brechen“, weiß der Besamungsexperte. So sind die Aufgaben, die Wouters auf den Betrieben übernimmt, recht unterschiedlich. Mal geht es nur darum, das Personal anzulernen und mit ihnen die Besamungen durchzuführen. Mal arbeitet Wouters eigenständig und führt die Besamungen ohne die Hilfe des Landwirtes oder dessen Personals durch. Auf einem dritten Betrieb soll Wouters beispielsweise die Betriebs-KB umsetzen. So kümmert er sich um die Gewinnung, Beurteilung und Verarbeitung des Samens, während die Mitarbeiter des Betriebes das eigentliche Besamen der Sauen übernehmen. „Ich möchte den Betrieben helfen, stabile Fruchtbarkeitsleistungen zu erreichen“, erklärt der Besamungsexperte. Aus seiner Sicht werden die Sauen oft zu früh belegt. Diese Arbeit kann man sich sparen. Die Besamungen müssen im Idealfall zehn Stunden vor der Ovulation durchgeführt werden, die in der zweiten Hälfte der Brunst erfolgt. Neben dem Wissen um die hormonellen Abläufe kommt es beim Besamen darauf an, sich von der ersten bis zur letzten Sau voll und ganz auf die Sache zu konzentrieren. „Ich beobachte immer wieder, dass einige Landwirte bei der Rauschekontrolle zu schnell von einer zur anderen Sau gehen. Der Duldungsreflex wird nicht sorgfältig genug ausgelöst“, so Wouters. Um die Sau nicht zu erschrecken, drückt er bei der Rauschekontrolle nicht sofort auf den Rücken, sondern nimmt zunächst Kontakt auf. Dabei krault er den Rücken und fasst in die Seite. Wenn die Sau bereit ist, übt er mehrmals an unterschiedlichen Stellen und unterschiedlich stark Druck auf den Rücken der Sau aus. Gleichzeitig achtet der Besamer auf das Ohrenspiel der Sauen. Allen Sauen, die besamt werden sollen, wird ein Besamungsbügel aufgesetzt. „Wer ein Gefühl für den idealen Besamungszeitpunkt entwickelt, kommt mit 1,5 Tuben je Rausche aus“, meint der Besamungstechniker. Da Wouters aber auf seinen Betrieben auf Nummer sicher gehen muss, setzt er im Schnitt 1,8 Spermatuben pro zu besamende Sau ein. Das reicht, um optimale Befruchtungsergebnisse zu erreichen. Die Trächtigkeitsraten liegen zwischen 85 und 95 %. Dies weiß der Techniker so genau, weil er auf seinen Betrieben in der Regel auch vier Wochen nach der Besamung die Trächtigkeitskontrolle per Scanner übernimmt. Um optimale Befruchtungsergebnisse sicherzustellen, möchte Wouters nicht auf die Stimuliereber verzichten. Dazu gehört, dass sich vor den Sauen ein Eberlaufgang befindet und der Gang mit Türchen abzutrennen ist. Auf den Betrieben setzt der Besamungsprofi in der Regel zwei Eber ein. Diese werden hintereinander jeweils vor vier bis fünf Sauen fixiert. Auf den großen Betrieben, die auf einen Schlag 80 Sauen oder mehr besamen, setzt Wouters auch drei bis vier Eber ein. „Die Sauenhalter müssen regelmäßig neue Sucheber nachziehen und sich rechtzeitig von ihren alten Suchebern trennen“, rät der Fachmann. Die eingesetzten Eber sollen jung und agil sein, sonst hat der Eberkontakt oftmals nicht den gewünschten Effekt. Und noch eines ist ihm wichtig: Auf den meisten Betrieben arbeitet Wouters mit einem Besamungs-Trolley, den die Landwirte bereitstellen. So hat er das für die Besamung benötigte Zubehör immer griffbereit. Der praktische Besamungswagen bietet genügend Platz für Pipetten, Farbsprays, Einmaltücher und Samentuben. Wouters bevorzugt umhüllte Pipetten, die seiner Meinung nach eine wesentlich bessere Hygiene gewährleisten. Besamungskatheter oder andere Utensilien bringt er auf Wunsch mit. Die Spermatuben werden in der Regel an eine Leine über die Kastenstände gehängt. Die Federn, die er hierfür einsetzt, besorgt der Experte ebenfalls für seine Betriebe. „Meine Kundenbetriebe wissen, dass ich die Zubehörartikel zunächst auf Herz und Nieren prüfe, bevor ich sie zum Kauf anbiete“, so der Techniker. Zudem hat er die wichtigsten Utensilien im Auto. Sollte sich beim Besamen herausstellen, dass etwas fehlt, kann er schnell reagieren. Auch wenn die Rauschekontrolle und das Stimulieren sehr sorgfältig vorgenommen werden, geht das Besamen insgesamt recht zügig über die Bühne. „Wenn alles gut organisiert ist, besame ich 50 bis 90 Tiere die Stunde“, überschlägt Wouters. Schließlich wird die Dienstleistung nach Zeiteinheit abgerechnet. Für die ersten 20 Minuten zahlt der Betrieb je nach Anfahrtszeit 30 bis 35 €. Für die übrige Zeit, die der Techniker auf dem Betrieb verweilt, kommen je 5 Minuten weitere 3,25 € hinzu. „Die Sauenhalter können bei uns stundenweise einen hochqualifizierten Fachmann buchen und brauchen nicht so viel Personal für die Belegtage einzuplanen. Das Kappen von Arbeitsspitzen wird für die wachsenden Betriebe ein immer wichtigeres Argument, unseren Service zu buchen“, bringt es Wouters auf den Punkt. Er rechnet für die kommenden Jahre mit weiterem Zulauf. Selbstständiger Dienstleister Sparsamer Tubeneinsatz Bis zu vier Stimuliereber Bezahlung nach Zeit -Marrit van Engen, FarmulaOne, Heinrich Niggemeyer, SUS-