Die Reinigung und Desinfektion von Ställen ist neben dem Rein-Raus-Verfahren und dem Einrichten von Schwarz-Weiß-Bereichen die Grundvoraussetzung für eine hohe Tiergesundheit. Für viele Schweinehalter ist ihre Durchführung jedoch eine lästige und unangenehme Arbeit, die man gern an Hilfskräfte delegiert oder vergibt. Zudem wird die Wirksamkeit der Desinfektion häufig nicht kontrolliert, sodass Defizite in diesem Bereich häufig lange Zeit unerkannt bleiben. Dabei können bereits kleine Fehler bei der Reinigung und Desinfektion erhebliche Auswirkungen auf den Erfolg der Desinfektionsmaßnahmen haben. Zur Überprüfung der Desinfektion werden Tupfer- oder Abklatschproben nach koloniebildenden Einheiten, z. B. Pilzsporen und Bakterien, überprüft. In einer Praxisstudie wurden Abklatschproben aus fünf Ferkelerzeugerbetrieben untersucht und die Ergebnisse miteinander verglichen. Die an der Untersuchung teilnehmenden Betriebe hielten 200 bis 800 Sauen und verfügten über Flatdecks mit einer Größe von 1 500 bis 5 000 Aufzuchtplätzen. Die Probenentnahme erfolgte im abgetrockneten Stall unmittelbar nach der durchgeführten Reinigung und Desinfektion an jeweils zehn definierten Punkten. Verwendet wurden einerseits Abklatschplatten zur Bestimmung der Gesamtkeimzahl. Zum anderen wurden Blutagarplatten eingesetzt, um anhand einer Keimdifferenzierung eine qualitative Aussage tätigen zu können. Die Labor-ergebnisse wurden nach den Maßstäben des holländischen IKB-Systems bewertet. Parallel zur Probenentnahme wurden die Mitarbeiter befragt, die auf den beteiligten Betrieben die Stallreinigung übernommen hatten. Hier ging es um den genauen Ablauf der Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen sowie um das Vorhandensein von technischen Hilfsmitteln wie z. B. Einweichanlage, Hochdruckreiniger oder das Einsetzen von Reinigungsschaum. Auch wurden die eingesetzten Desinfektionsmittel mit Konzentration und Einsatzmenge je m2 Fläche abgefragt und die Angaben auf Praktikabilität geprüft. Weitere Fragen bezogen sich auf die Stalltemperatur und die Einweichzeit des Desinfektionsmittels. Ferner interessierte, ob der gereinigte Stall vollständig abgetrocknet war und ob die Sauen vor dem Einstallen in den Abferkelbereich gewaschen wurden. Das ernüchternde Ergebnis gleich vorweg: Die Reinigung und Desinfektion in den fünf Betrieben hätte in keinem Fall den hohen Ansprüchen des holländischen IKB-Systems genügt. Hier werden je nach Anzahl Kolonien auf den Abklatschproben Noten von 0 bis 5 vergeben. Die IKB-Anforderungen sind erfüllt, wenn der mittlere Score unter 1,5 liegt. Alle fünf untersuchten Betriebe lagen über 1,5 (Übersichten 1 und 2). j Die Ergebnisse im Detail: Für die Abferkelställe wurde ein Score zwischen 1,7 und 2,7 ermittelt. Die Flatdecks wurden etwas besser bewertet. Hier wurden Noten zwischen 1,5 und 1,9 erreicht. Die Bewertung über alle Betriebe lag bei 2,2 (Abferkelbereich) und 1,6 (Flatdeckbereich). Warum die Flatdecks besser abschnitten, konnte nicht genau geklärt werden. Vermutlich spielen hier die größeren Flächen und die Art der Aufstallung eine Rolle. Zudem waren in diesem Bereich meist Einweichanlagen vorhanden, die zu einem besseren Reinigungsergebnis führen. Von den Mitarbeitern im Stall wurde der Faktor Zeit immer wieder als größeres Problem dargestellt, sowohl bei der Desinfektion von Sauen- als auch Ferkelställen. Meist standen nur zwölf Stunden vom Ausstallen bis zur Neubelegung zur Verfügung. So wurde in den teilnehmenden Betrieben das Desinfektionsmittel bis auf eine Ausnahme auf nassem Boden aufgetragen. Dies mindert die Desinfektionswirkung erheblich, weil es zur Verdünnung kommt. Auch bei der ausgebrachten Menge Desinfektionsmittel fuhren die Betriebe zu knapp. Zwar betrug die errechnete Menge Desinfektionslösung die notwendigen 0,4 l/m2 Buchtenfläche, jedoch wurde die mindestens notwendigen 30 % Aufschlag an Lösungsmittel für die Stalleinrichtung nicht berücksichtigt. Ein weiterer kritischer Punkt der praktischen Durchführung ist die Tatsache, dass in keinem Betrieb Wände, Decken und Lüfter in die Maßnahmen mit integriert waren. Selbst die Reinigung der Ferkellampen erfolgte nicht. Auch herrschten bei der Reinigung und Desinfektion Außentemperaturen. Lediglich ein Betrieb arbeitete mit einem Heiß-Wasser-Hochdruckreiniger. Dies ist besonders bei den gängigen Formalin-Aldehyd-Präparaten in den Wintermonaten von Bedeutung. Denn ab 10 °C nimmt hier die Wirksamkeit ab und unter 0 °C ist sie vollständig aufgehoben. Auch zugesetztes Glutaraldehyd kann den Kältefehler nur unzureichend ausgleichen. Hier sollte auf andere Präparate wie z. B. Peressigsäure umgestiegen werden. Wichtig ist zudem, dass das eingesetzte Desinfektionsmittel auf der DVG-Liste in den Spalten 4 a und 7 a als wirksam genannt wird. Eine Praxiserhebung auf fünf Sauenbetrieben zeigt, dass bei der Stalldesinfektion eklatante Fehler auftreten können. So wurden beispielsweise bei der Reinigung und Desinfektion Lüfter, Wände, Decken und Ferkellampen nicht einbezogen. Auch setzten die Betriebe Präparate ein, die nicht oder nur teilsweise wirksam sind. Zudem waren die Maßnahmen schlecht koordiniert, sodass unter Zeitdruck gereinigt und desinfiziert werden musste. Um gegenzusteuern, sollten die Tipps in der Checkliste beachtet werden. So wurde geprüft Unzureichende Desinfektion! Viele hausgemachte Fehler Fazit -Tierärztin Denise Weier, Bakum- Untersuchungen in fünf großen Betrieben decken Defizite bei der Reinigung und Desinfektion auf. Welche Konsequenzen lassen sich für die Beratungspraxis ableiten?