Im Handel liegt der Segen. Dass dieses Sprichwort auch für Schlachtschweine zutrifft, haben die Vermarktungsseminare der ISN-Interessengemeinschaft noch einmal deutlich gezeigt. So haben die 100 beteiligten Betriebe selbst bei vergleichbarer Genetik sehr unterschiedliche Schlachterlöse erzielt. Um die Ursachen zu beleuchten, hat die ISN insgesamt 275 Schlachtabrechnungen der Seminarteilnehmer ausgewertet. Alle Abrechnungen stammen aus der Zeit von Ende August bis Anfang September 2012. In dieser Phase lag der Vereinigungspreis (VEZG) bei 1,90 €/kg. Der VEZG-Preis diente allen Landwirten als Basispreis. Darüber hinaus hat die Mehrzahl der Teilnehmer einen Bonus bzw. einen höheren Ausgangspreis erzielt. Im Durchschnitt erhielten die Mäster einen Aufschlag von 1,7 Cent je kg Schlachtgewicht (siehe Übersicht 1). Das heißt: Bei einem Preis von 1,90 € diente im Mittel ein Wert von 1,917 € als Preisbasis für die Abrechnung. Die Streubreite beim Auszahlungspreis ist jedoch enorm. So konnten die 25 % erfolgreichen Mäster im Schnitt einen Aufschlag von 3,3 Cent auf die Notierung erzielen. Einige Betriebe erhielten sogar bis zu 5 Cent mehr als die Notierung. Umgekehrt mussten sich die 25 % weniger erfolgreichen Mäster im Schnitt ohne einen Preisaufschlag begnügen. Neben dem Auszahlungspreis ist wichtig, welche Vorkosten auf die Mäster zukommen. Im Durchschnitt aller Partien beliefen sich die Vorkosten inklusive aller Gebühren auf 4,22 € je Schwein (siehe Übersicht 2). Auch bei diesem Merkmal ist die Streuung zwischen den Betrieben bzw. Vermarktungspartien groß. So konnte das obere Viertel seine Schweine zu Vorkosten von gut 3 € je Tier recht günstig verkaufen. Hingegen wurde dem unteren Viertel mit 5,34 € je Schwein deutlich mehr berechnet. Die Vorkosten sind jedoch stets in Kombination mit dem Basispreis zu betrachten. So wurde bei einigen Abrechnungen deutlich, dass ein hoher Aufschlag zum Basispreis auch mit hohen Vorkosten verbunden sein kann. Umgekehrt können günstige Vorkosten bedeuten, dass sich der Mäster mit einem vergleichsweise niedrigen Basispreis begnügen muss. Hier ist Vorsicht geboten! Um den erzielten Basispreis objektiver einordnen zu können, wurden die Vorkosten auf ein Niveau von 4 € je Schlachtschwein standardisiert. Diese Vorkosten liegen etwa im Durchschnitt aller Teilnehmer. Ausgehend von den Standard-Vorkosten wurde dann der erzielte Basispreis bzw. der Preisaufschlag ermittelt. Dabei sind Jahres-Boni oder Jahresrückvergütungen in der Regel nicht berücksichtigt. Denn diese sind oft abhängig vom wirtschaftlichen Erfolg des Vermarktungsunternehmens, z. B. einer Erzeugergemeinschaft. Bei dieser standardisierten Auswertung geht die Schere zwischen dem oberen und unteren Viertel noch weiter auseinander. So beträgt die Differenz im Basispreis zwischen den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben fast 4 Cent je kg SG. Dabei ist zu beachten, dass der Zu- bzw. Abschlag zum Basispreis zunächst unabhängig von der Qualität der Tiere gezahlt wird. Logischerweise heißt das: Der Schlachterlös ist in erheblichem Maße auch das Ergebnis des Verhandlungsgeschicks des Landwirtes! Eine weitere Kernfrage bei der Vermarktung ist: Welcher Abnehmer bzw. welches Klassifizierungssystem passt am besten zu meinen Schweinen? Unsere Seminare zeigen, dass die meisten Landwirte gute Gründe haben, sich für die Klassifizierung nach FOM oder AutoFOM zu entscheiden. Jedoch gab es auch Betriebe, die mit dem alternativen Klassifizierungssystem besser gefahren wären. Dies zeigen unsere Analysen mit den betrieblichen Tierdaten. Bei der Gegenüberstellung der beiden Klassifizierungssysteme geht es zunächst um die Vorkosten. Unsere Auswertungen zeigen, dass die Mäster mit AutoFOM-Vermarktung hier rund 30 Cent je Schwein günstiger abschneiden als die Betriebe mit FOM-Vermarktung. An der Partiegröße kann dies nicht liegen. Denn sie lag bei beiden Varianten im Mittel bei etwa 100 Tieren. Noch größer ist der Vorteil der AutoFOM-Vermarktung bei der Betrachtung des Aufschlages bei standardisierten Vorkosten. Bei der Klassifizierung nach AutoFOM erhielten die Mäster im Durchschnitt von ihrem Vermarkter einen Aufschlag von 2 Cent/kg auf den Basispreis. Das sind im Mittel 0,7 Cent/kg mehr als bei der Vermarktung nach FOM. Der Mehrerlös bei AutoFOM-Vermarktung spiegelt die Wettbewerbslage wider. So ist das Angebot an FOM-Schlachthöfen im Vergleich zur AutoFOM-Abrechnung oftmals kleiner. Letztlich ist für die Mäster entscheidend, was im Portemonnaie ankommt. Um dies bewerten zu können, wurde für alle Abrechnungen der sogenannte Vergleichserlös ermittelt. Dieser ermöglicht es, die einzelnen Verkaufspartien nach erfolgter Klassifizierung zu vergleichen. Berechnet wird der Vergleichserlös, indem man den Auszahlungsbetrag nach Abzug aller Vorkosten und Gebühren (netto) durch das Gesamt-Schlachtgewicht teilt. Insbesondere aufgrund der Vorkosten aber auch wegen der masken-bedingten Abzüge liegt der Vergleichspreis beim Großteil der Schlachtpartien unter der VEZG-Notierung. Erwartungsgemäß ist die Bandbreite der Vergleichserlöse zwischen den Lieferbetrieben bzw. Partien enorm. Schließlich spielt hier nicht nur das Verhandlungsgeschick eine Rolle, sondern auch die Sortierung, die Genetik und die Tiergesundheit. Letztere spiegelt sich u. a. in verworfenen Tieren, Teilschäden und Wurmlebern wider. Im Mittel der ausgewerteten Partien liegt der Vergleichserlös 4,5 Cent unter der VEZG-Notierung (siehe Übersicht 3). Wobei die Streubreite enorm ist. So liegen zwischen dem oberen und unteren Viertel Unterschiede von 9 Cent/kg SG bzw. fast 9 € je Schwein. Die gesamte Differenz lässt sich sicherlich nicht durch eine schlechte Sortierung erklären. Denn insbesondere die unterschiedliche Genetik der Schlachtschweine führt zu abweichenden Klassifizierungsergebnissen. Die Auswertung der Abrechnungen hat dennoch gezeigt, dass viele Betriebe bei der Sortierung der Schweine enormes Potenzial verschenken. Insbesondere bei der AutoFOM-Vermarktung sind die Gewichtskorridore sehr eng, und Unter- bzw. Übergewichte der einzelnen Teilstücke werden schmerzlich bestraft. Der Vergleich des Auszahlungspreises nach FOM- und AutoFOM-Klassifizierung zeigt das gleiche Bild wie der Vergleich der Preisaufschläge. Wieder schneiden die Partien, die nach AutoFOM klassifiziert wurden, um 0,7 Cent je kg besser ab als die FOM-Partien. Mit anderen Worten: Die Sortierdifferenz war bei beiden Vermarktungsmöglichkeiten im Durchschnitt etwa gleich. Und der Erlösunterschied lässt sich im Wesentlichen durch das Verhandlungsgeschick des Landwirts erklären. Auf den Vergleich der Ausschlachtung wurde bewusst verzichtet. Denn die betrieblichen Unterschiede hinsichtlich Genetik, Nüchterungs- und Transportzeit sind groß. Sie beeinflussen das Ergebnis so stark, dass eine Auswertung nur wenig aussagekräftig ist. Dennoch lautet die Empfehlung: Mäster sollten alle Schweine lebend wiegen, um deren Ausschlachtung prüfen zu können! Auch eigene Schlachthofvergleiche können sehr aufschlussreich sein, da in der Praxis erhebliche Unterschiede festzustellen sind. Die Analyse von mehr als 270 Schlachtabrechnungen zeigt, dass viele Mäster bei der Vermarktung bares Geld verschenken. So betragen die Erlösunterschiede zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben über 9 € je Tier. Daher unsere Empfehlung: Bis zu 6 Cent Aufschlag FOM oder AutoFOM? Hohe Maskenabzüge Sortierung verbessern! Fazit Der Preiszuschlag ist nicht allein wichtig. Der Basispreis ist stets zusammen mit den Vorkosten zu bewerten. Das Klassifizierungsverfahren ist passend zu den eigenen Tieren zu wählen. Die Sortierung ist das A und O! Einzeltiere sollten daher zumindest stichprobenartig gewogen werden. Man sollte die Lieferpartie lebend wiegen, um die Ausschlachtung zu prüfen. Unabhängig von Genetik, Sortierung und Partiegröße sind erhebliche Erlösunterschiede zu verzeichnen. Hier ist Verhandlungsgeschick gefragt. -Matthias Quaing, ISN-Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands- Die ISN hat mehr als 270 Schlachtabrechnungen ausgewertet. Die Analyse zeigt, dass in etlichen Betrieben noch Reserven schlummern.