Die Ferkelnotierungen haben zwischenzeitlich die 50 €-Marke geknackt. Vieles spricht dafür, dass die Preise bis in den Herbst relativ stabil bleiben.Die Ferkelerzeuger leiden unter den hohen Futterkosten ebenso wie die Mäster. Nur langsam sind die Ferkelpreise im Schlepptau der Schlachtschweine auf ein erträgliches Niveau gestiegen. Zur Deckung der Vollkosten sind die Erlöse aber noch zu niedrig. Damit nicht genug: Jetzt geht es in den Sommer und Herbst, und das Angebot nimmt saisonal zu. Haben wir bereits die höchsten Ferkelpreise für 2011 erreicht? Einen interessanten Blick nach vorn liefert die Warenterminbörse in Frankfurt. Hier lassen die Terminkurse für Ferkel für den Rest des Jahres vergleichsweise positive Entwicklungen erwarten. So soll der typische Preisverfall ab Sommer in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen als üblich (siehe Übersicht). Im Mittel notieren die Sommer- und Herbstkurse aktuell rund 10 € über dem Vorjahr. Ausschlaggebend für diese positive Vorschau ist zum einen die Abstockung der Sauen in Europa. Nach den jüngsten Viehzählungen von Dezember 2010 bzw. Januar 2011 ist die Zahl die trächtigen Sauen in den 24 wichtigsten EU-Ländern um 3,4% rückläufig. Die höchsten Abnahmen von 10% und mehr gibt es in Tschechien, der Slowakei, Slowenien und Bulgarien. Polen als viertgrößter EU-Sauenhalter hat 4,4% abgestockt. Beachtlich ist auch der Rückgang der Sauen in Frankreich und Italien mit über 7 %. In Dänemark wurden zum Jahreswechsel knapp 5% weniger Sauen gezählt. Die jüngste Viehzählung aus dem April zeigt, dass die dänischen Ferkelerzeuger aktuell nochmals um rund 5% abgestockt haben! In Deutschland fällt der Rückgang der Sauen mit 1,2% wesentlich geringer aus. Als Einzige in Europa haben nur die Niederländer ihren Sauenbestand um 3% vergrößert. Insgesamt ist der EU-Bestand um rund 300 000 Sauen geschrumpft. Bei Leistungen von 9,5 Ferkeln je Wurf fallen rund 2,85 Mio. Ferkel weniger an. Aus derzeitiger Sicht ist nicht davon auszugehen, dass der Abbau der Sauenbestände ganz durch steigende Ferkelzahlen abgefangen wird. Denn dazu wäre EU-weit eine Steigerung um 0,76 Ferkel je Sau nötig. Positiv wirkt sich auch aus, dass die Ferkelimporte aus Dänemark nachlassen. Neben der Abstockung der Sauen werden dort wieder mehr Ferkel selbst gemästet. Insgesamt hat unser Nachbar im Norden in den ersten beiden Monaten des Jahres rund 30 000 Ferkel weniger exportiert. Die Abstockung um 20 000 Sauen in Deutschland führt bei 22 abgesetzten Ferkeln je Sau und Jahr zu einem um 440 000 Stück geringerem Ferkelaufkommen. Für eine Kompensation wären0,17 Ferkel je Sau/Jahr mehr nötig. Dies ist möglich, da insbesondere die wettbewerbsstarken Bestände übrig bleiben. Das heißt: Das Inlandsaufkommen wird sich zum Herbst 2011 hin kaum grundlegend verändern. Der übliche herbstliche Ferkelboom dürfte aber vergleichsweise gering ausfallen. Auf der Nachfrageseite hat das Preisniveau für Schlachtschweine einen erheblichen Einfluss auf die Ferkelpreise. In Deutschland ist aufgrund der starken Wettbewerbskraft der Schlachtereien mit mindestens gleich hohen bzw. steigenden Schlachtmengen zu rechnen. Beim Inlandsabsatz könnten die günstige Konjunktur, steigende Beschäftigungszahlen und positive Lohnabschlüsse das Konsumklima fördern. Relativ teuer gewordenes Rindfleisch könnte zudem einen leichten Umsteigeeffekt auf Schweinefleisch bewirken. Die zunehmende Inflation bremst jedoch den Konsumzuwachs teils wieder aus. Preisdämpfend wirken sich immer noch die frei werdenden Fleischmengen aus der Privaten Lagerhaltung aus. Beim Export im EU-Binnenmarkt ist mit einer Absatzbelebung zu rechnen. Denn die großen Produktionsrückgänge in den übrigen EU-Ländern dürften großteils durch Importe ersetzt werden. Im Drittlandsgeschäft herrschte bis Ende April euphorische Stimmung. Der Export konzentriert sich auf Russland, das infolge der dürrebedingten Futterknappheit stärker auf Fleischimporte angewiesen ist. Die Importe treffen auf eine rege Nachfrage. Denn zusätzliche Einnahmen aus dem Rohöl- und Erdgasgeschäft steigern die russische Kaufkraft. Im Wettbewerb um die russischen Abnehmer sind wir aufgrund der Transportkostenvorteile gut aufgestellt. Neben den Erlösen ist für die Mäster wichtig, zu welchen Kosten sie die Schweine erzeugen können. Hohe Futterpreise könnten die Nachfrage nach Ferkeln bremsen. Das geschieht im größeren Stile nur, wenn deutlich negative Deckungsbeiträge drohen. Nach aktuellem Stand kann man zwar davon ausgehen, dass die Futtermittel teuer bleiben. Doch zur Ernte hin könnten die Futterpreise trotz der extremen Trockenheit im Frühjahr etwas nachgeben. Die Aussichten auf steigende Schweinepreise sind also gar nicht schlecht. Das schafft Freiraum, um die Ferkelnachfrage auch im Spätsommer nicht einbrechen zu lassen. Bei üblichem Marktverlauf dürften die Ferkelpreise neben ihrer Eigendynamik davon profitieren. Der Ferkelmarkt steht unter positiven Vorzeichen. Die EU-weite Abstockung der Sauen wird durch Leistungssteigerungen nicht mehr aufgefangen. Und aus Dänemark kommen weniger Ferkel zu uns. Gleichzeitig erhalten relativ stabile Notierungen für Schlachtschweine die Einstallbereitschaft der Mäster. Sollten die Schweinepreise weiter anziehen, dürften die Ferkelpreise davon profitieren. Damit könnte der saisonale Abschwung der Ferkelpreise zum Herbst deutlich geringer ausfallen als sonst. Positiver Trend an der Börse Kein Ferkelboom im Herbst? Steigende Fleischpreise ziehen Ferkelpreise mit Fazit -Heribert Breker, Fachschule Herford-