Der Schock sitzt tief: Im südlichen Teil Litauens, nahe der Grenze zu Weißrussland, ist im Januar bei zwei Wildschweinen Afrikanische Schweinepest (ASP) festgestellt worden. Kurz darauf meldete Polen einen ASP-Fall beim Schwarzwild nahe der Ostgrenze. Viele Experten befürchten, dass die ASP über kurz oder lang auch Deutschland treffen kann. Denn die Gefahr besteht, dass das Virus über Transporte und andere Kontakte aus den osteuropäischen Krisengebieten zu uns verschleppt wird. Oder die Wildschweine sorgen selbst dafür, indem das Virus von Rotte zu Rotte weitergegeben wird und eines Tages auch westlich des Oder-Stroms auftritt. Wenn dieser Fall tatsächlich eintreten würde, müssten großflächige Schutzzonen mit strengen Handels- und Transportverboten errichtet werden. Die Strategie, über „Impfen und Keulen“ die Pest schnell wieder in den Griff zu bekommen, ist bei ASP keine Option. Denn es gibt keinen Impfstoff und wird es in absehbarer Zeit auch nicht geben. So könnte im schlimmsten Fall ein ASP-Ausbruch eine ganze Branche aus der Bahn werfen. Einen Vorgeschmack auf dieses wirtschaftliche Horrorszenario haben deutsche Schweinebauern bereits im März bekommen. Wegen der ASP-infizierten Wildschweine in Polen und Litauen stoppte Russland nämlich den Import von Schweinefleisch – nicht nur aus Polen oder Litauen, sondern gleich aus der ganzen EU. Dadurch gab es ein Überangebot an Schweinefleisch in der EU und der Preis sank um 20 %. Die Märkte waren bis dato sehr positiv, und die Preise bewegten sich zwischen 1,60 bis 1,80 €/kg Schlachtgewicht. Doch Anfang März stürzte der Preis auf 1,45 €/kg SG. Nicht nur die Schlachtschweinepreise gerieten unter Druck, sondern auch die Ferkelnotierungen. Denn die dänischen, holländischen und deutschen Exporteure blieben auf ihren Ferkel sitzen, weil osteuropäische Kunden von heute auf morgen ihre bestellten Partien nicht mehr abnehmen wollten. Die Aussicht, dass die Afrikanische Schweinepest einmal rund um den Erdball laufen könnte, ist alles andere als ermutigend. Je häufiger in den Medien negativ über Schweinepest berichtet wird, um so schwerer wird es, Schweinefleisch zu attraktiven Preisen abzusetzen, obwohl ASP völlig ungefährlich für den Menschen ist. Bei der Afrikanischen Schweinepest (ASP) handelt es sich um eine für Haus- und Wildschweine hochgradig ansteckende und tödliche Infektion, die sich auf rasche Weise verbreiten kann. Auch erwachsene Tiere sind betroffen. Neben den Tierkontakten ist auch eine Seuchenverschleppung über Erzeugnisse von infizierten Tieren und über kontaminierte unbelebte Gegenstände möglich. Die Afrikanische Schweinepest wurde 2007 aus Georgien nach Armenien, Aserbaidschan und schließlich in die Russische Föderation eingeschleppt. Von dort breitete sie sich in die Ukraine und nach Weißrussland aus, wo im Juni 2013 Fälle nahe der polnischen EU-Außengrenze gemeldet wurden. Jetzt ist ASP in Litauen und Polen nachgewiesen worden. In Deutschland ist das Virus bislang noch nie aufgetreten. Derzeit erfolgt kein legaler Import von Schweinen und Schweinefleischprodukten aus Russland und anderen betroffenen Staaten. Es sind aber Schlachtschweine aus der EU dorthin exportiert worden bzw. sollen auch weiterhin dorthin verbracht werden. Die Transporter müssen vor Ort desinfiziert werden. Dennoch bleibt ein Einschleppungsrisiko für ASP durch die zurückkehrenden Fahrzeuge bestehen, wenn insbesondere im Winter, die Reinigung und Desinfektion nicht optimal durchgeführt werden. Auch ein unachtsam auf einer Raststätte entsorgtes ASP-kontaminiertes Wurstprodukt auf einem „Pausenbrot“ stellt ein Risiko für das Schwarzwild dar. Deshalb müssen in der EU arbeitenden Ernte- und Schlachthelfer aus Osteuropa dringend aufgeklärt werden. Nicht selten stammen diese aus ländlichen Gebieten und bringen Lebensmittel für den Eigenbedarf mit. Doch was kann der einzelne Landwirt machen, um das Einschlepprisiko gering zu halten? Die wichtigsten Maßnahmen sind in der nebenstehenden Übersicht zusammengefasst: Schweinehalter, die selbst Jäger sind, müssen auf ein konsequentes Hygienemanagement achten. Zudem ist das Betriebsgelände nie mit Jagdbekleidung und -ausrüstung zu betreten. Auch der Jagdhund darf nicht in den Stall gelangen können. Generell sollten auf dem Betriebsgelände keine toten Wildschweine aufgebrochen werden. Vorsicht gilt auch bei den blutverunreinigten Gegenständen! Ebenfalls darf kein Schwarzwild anderer Jäger in die eigene Wildkammer aufgenommen werden. Darüber hinaus sollten die Jäger jetzt auf vermehrt auftretendes Fallwild achten und in jedem Fall Proben an ein zuständiges Untersuchungslabor schicken, um ASP ausschließen zu können. Es versteht sich von selbst, dass der Jagdtourismus in die Krisengebiete Osteuropas zu vermeiden ist. Auch sollten generell keine Jagdtrophäen aus dem Ausland mitgebracht werden. Zur Vermeidung hoher Populationen sind Wildschweine generell bei allen Gelegenheiten konsequent zu bejagen. Deshalb ist die Jägerschaft aufgerufen, Revier-übergreifende Jagden zu veranstalten sowie insbesondere die Frischlinge, aber auch sogenannte Überläufer-Bachen, noch schärfer als bisher zu bejagen. Schweinepreise bereits gesunken Keine Speisereste aus Krisengebiet Jetzt die Biosicherheit verbessern Wildschweine dezimieren Fazit -Heinrich Niggemeyer, SUS- Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Europa erreicht. Ein Ausbruch in Deutschland hätte dramatische Folgen. Jetzt müssen wir alle Vorsorgemaßnahmen konsequent umsetzen.