Bei schlechter Salmonellen-Einstufung drohen Sanktionen. Wie lassen sich die Infektionsherde am besten aufspüren? Was ist bei der Probenentnahme zu beachten?
Dr. Theodor Schulze-Horsel, SGD Münster
Wenn auf einem Betrieb Salmonellen-Probleme auftauchen, geht es meist um folgende Fragen:
- Wie sind die Salmonellen in den Bestand gekommen?
- Wie breiten sie sich im Betrieb aus?
- Was kann man dagegen tun?
Um die Salmonellen-Eintragsquellen aufzuspüren, müssen zunächst gezielt Proben von Tieren gezogen werden. Steht die Verbreitung im Fokus, kommen Umgebungsproben hinzu. Ob die Bakteriologie oder der Antikörpernachweis bevorzugt werden sollte, ist von der Gegebenheit und der Fragestellung abhängig. Im Folgenden werden typische Situationen in der Mast und Ferkelproduktion sowie am Schlachthof geschildert und das entsprechende Vorgehen bei der Diagnostik vorgestellt.
Wie Zukaufferkel beproben?
Eine typische Situation in der Mast ist, dass der Betrieb seine Zukaufferkel direkt beim Einstallen beproben will. In diesem Zusammenhang werden oft die Fragen nach dem wie und dem Zeitfenster der Probenentnahme gestellt.
Hier hat sich als sicheres und praktikables Nachweisverfahren die Untersuchung von Sammelkotproben direkt nach Anlieferung der Ferkel erwiesen. Analtupfer ergeben in der Praxis öfter ein falsch negatives Ergebnis, wobei nicht ganz klar ist, ob dies an einer zu geringen Menge Material am Tupfer liegt oder daran, dass gern eine zu geringe Anzahl an Tupfern entnommen und untersucht wird.
Auf dem Transporter sammelt sich Kot von den Ferkeln an. Für die Einstreu auf dem Lkw wäre vom Grundsatz auch der Sockentupfertest möglich. Doch Vorsicht: Wenn mit reichlich Spänen oder Stroh eingestreut wurde, können schnell falsch negative Untersuchungsergebnisse auftreten.
Wichtig: Alle bakteriologischen Proben müssen spätestens fünf Stunden nach Ankunft der Ferkel entnommen sein, wenn eine Aussage über den Status bei ihrer Ankunft gemacht werden soll. Grund dafür ist, dass im Extremfall sechs Stunden nach der Aufnahme von Salmonellen im neuen Stall diese im Kot der Schweine nachweisbar sind.
Wie viele Proben je Abteil?
Um herauszufinden, in welchen Altersgruppen bzw. Abteilen des Stalls es zu Salmonellen-Infektionen kommt, bietet sich die Serologie an. Blut von einer Stichprobe der Tiere wird auf das Vorhandensein von Antikörpern untersucht. Um eine sichere Aussage treffen zu können, sollten mindestens pro Altersgruppe, besser pro Abteil, zehn Proben entnommen werden. Am Beispiel eines Maststalles mit vier 400er-Abteilen wären 40 Blutproben zu untersuchen. Der Test kostet rund 1,85 € je Probe.
Auf diese Weise wird ermittelt, in welchen Abteilen bzw. ab welchem Alter die Schweine positiv reagieren. Der vermutliche Infektionszeitpunkt liegt dann mindestens zwei Wochen davor.
Wichtig ist, eine repräsentative Stichprobe auszuwählen. Das heißt, es sollten normal entwickelte Tiere sowie ihrem Anteil an der Gesamtheit entsprechend auch einige unterentwickelte Schweine dabei sein.
Für das weitere Vorgehen ist es wichtig, dass man den Bezug zwischen dem Infektionszeitpunkt und Ereignissen, die für eine Salmonellenverbreitung Bedeutung haben, herstellt. Solche Ereignisse können ein Güllehochstand, ein zusätzlicher Futterwechsel, eine Umgruppierung und Ähnliches sein.
Wann Sockentest einsetzen?
Der Sockentupfer stammt aus der Geflügelpraxis. Dort wird er eingesetzt, um mit minimalem Aufwand eine gute Aussage über den Herdenstatus zu bekommen. Dabei ist zu bedenken, dass im Geflügelbereich oftmals die komplette Herde in einem großen Raum untergebracht ist.
Im Schweinebereich sind die Tiere in Buchten und Abteilen aufgestallt. Liegen Hinweise auf ein Infektionsgeschehen vor und geht es um die Beprobung einzelner Abteile, ist eine gezielte Entnahme zum Beispiel von Sammelkotproben einfacher. Oder man entscheidet sich für die Blutuntersuchung auf Antikörper.
Wenn eine Aussage getroffen werden soll, ob überhaupt Salmonellen im Betrieb sind, kann sehr gut der Sockentupfertest eingesetzt werden. Oder dieser Test wird genutzt, um mit möglichst geringem Aufwand Salmonellen für eine Stammdifferenzierung zu finden. Dabei läuft man mit dem Sockentupfer durch den ganzen Betrieb, das heißt, Futtergänge, Treibwege sowie verschiedene Abteile.
Blut oder Fleischsaft testen?
In der Praxis taucht immer wieder die Frage auf, ob die Ergebnisse der Blutuntersuchung günstiger ausfallen als die Ergebnisse des staatlichen Salmonellen-Monitorings, die sich auf Fleischsaftuntersuchungen stützen. Dazu folgende Feststellung: Blut- und Fleischsaftproben werden mit demselben Testsystem untersucht. Da die Konzentration der Antikörper im Fleischsaft deutlich geringer ist, wird bei der Fleischsaftuntersuchung ein Korrekturfaktor eingerechnet, der die Ergebnisse vergleichbar macht.
Wer dieselben Tiere per Blut und mit Fleischsaft-Elisa untersucht, wird gleiche Werte erhalten. Hat man zwei unterschiedliche Stichproben aus derselben Grundmenge, so können die Ergebnisse bei den im Salmonellen-Monitoring üblichen Stichprobengrößen schon deutlich unterschiedlich sein. Das ist jedoch zufallsbedingt.
Wenn Blutprobenergebnisse in die Qualitype-Datenbank eingestellt werden sollen, dann dürfen die Proben frühestens 14 Tage vor der Schlachtung gezogen werden.
Sauenbetrieb wie beproben?
Wenn der Mäster seinem Ferkelerzeuger mitteilt, dass die zugekauften Ferkel bereits stark salmonellenbelastet sind, bleibt dem Sauenhalter nichts anderes übrig, als den Status quo in seiner Herde zu erfassen. Üblicherweise wird Blut von den schweren Verkaufsferkeln serologisch untersucht, um die Ergebnisse des Mästers nachzuvollziehen.
Daneben sollten Sammelkotproben von allen Tiergruppen im Flatdeck entnommen und bakteriologisch untersucht werden. Das heißt, die Salmonellen werden auf einem Nährboden angezüchtet und können differenziert werden, um Hinweise zu den Eintragsquellen zu bekommen. Zudem kann ein Resistenztest erstellt werden. Da die Absatzferkel erst wenige Wochen alt sind, ist das Salmonellengeschehen noch frisch. Bei Sauen und älteren Masttieren hingegen ist die Serologie das Verfahren der Wahl.
Sauen-Monitoring über Fleischsaft?
Schlachtschweine werden routinemäßig am Schlachtband beprobt. Die Ergebnisse werden dem Mäster zugänglich gemacht. Ist dies auch bei Sauen möglich? Diese Frage stellen sich zunehmend Ferkelerzeuger, die mit den Ergebnissen aus der Mast konfrontiert und mit ins Boot geholt werden.
Sicherlich ließen sich auch Merzsauen am Schlachtband beproben. Doch Vorsicht: Es existieren nur we-nige Daten über den Zusammenhang zwischen den Ergebnissen im Fleischsaft-Elisa der Schlachtsauen und dem tatsächlichen Salmonellenstatus der Herde.
Ein besseres Bild erhält man, wenn der Tierarzt ein- bis zweimal jährlich eine Stichprobe von 30 Blutproben zieht und serologisch untersucht. Dabei sollten Jung- und Altsauen sowie alle Produktionsbereiche berücksichtigt werden.
Wie zugekaufte Jungsauen testen?
Bei einem positiven Ergebnis stellt sich schnell die Frage, ob nicht bereits die zugekauften Jungsauen Salmonellen mitbringen. Um dies zu klären, sollte eine Lieferpartie direkt nach Ankunft beprobt werden. Sinnvoll ist die Blutentnahme bei allen Jungsauen . der Partie . Zusätzlich sollte eine Sammelkotprobe untersucht werden.
Zwar kann eine Salmonellenfreiheit nicht erwartet werden. Dennoch sollten nicht mehr als 20 % der Tiere über dem Cut-Off des Testkitherstellers liegen. Ein hoher mittlerer OD-Wert signalisiert ein Infektionsgeschehen in der Jungsauenaufzucht. In diesem Fall ist das Gespräch mit dem Vermehrungsbetrieb zu suchen.
Geimpfte Tiere: Was ist zu beachten?
Bei der serologischen Untersuchung lassen sich Impfantikörper nicht von Antikörpern unterscheiden, die der Körper nach einer durchlebten Infektion bereitstellt. Dies hat natürlich Konsequenzen für die Diagnostik.
Doch hier muss man unterscheiden, ob lediglich die Sauen unter Impfschutz gestellt und die Ferkel über die Muttermilch mit maternalen Antikörpern versorgt werden oder das Ferkel direkt mit einer Lebendvakzine geimpft wird.
Zur Mutterschutzimpfung: Der maternale Schutz der Ferkel hält etwa acht Wochen und schützt die Ferkel vor einer Erkrankung durch Salmonellen. Er schützt nicht vor der Besiedelung! Das heißt, wenn die Salmonellen aus einem Ferkelerzeugerbetrieb verdrängt werden sollen, geht das nicht allein mit der Sauenimpfung, sondern nur in Kombination mit hygienischen und fütterungstechnischen Maßnahmen. Beim QS-Monitoring der Schlachttiere ist also nicht zu befürchten, dass es hier aufgrund der Impfung zu einer positiven Reaktion kommt.
Bei einer Ferkelimpfung kann der Fall anders aussehen. So ist es gut möglich, dass zu Beginn der Impfmaßnahme gegen Salmonellen Felderreger im Betrieb kursieren. Wenn geimpfte Ferkel von diesen besiedelt werden, kommt es zu einem starken Anstieg der Salmonellenantikörper (Booster-Effekt). Diese Tiere werden wahrscheinlich auch im Fleischsaft-Elisa positiv.
Wenn dann Impfung, Hygiene- und Fütterungsmaßnahmen einige Zeit laufen, werden parallel zur Reduktion der Feld-Salmonellen auch die Fleischsaftergebnisse besser werden.
Infektionen am Schlachthof?
Viele Mäster fragen, ob sich Schlachttiere auf dem Transport oder am Schlachthof infizieren und dann positiv reagieren. Eine Infektion ist durchaus möglich. Etwa sechs Stunden nach der Infektion können dann Salmonellen über den Kot ausgeschieden werden.
Der Antikörper-Anstieg im Blut dauert jedoch bis zu zehn Tage. Die am Band entnommene Fleischsaftprobe kann also nicht durch die Aufnahme von Salmonellen im Wartebucht oder auf dem Transport positiv werden.
Allerdings können eingeschleppte Salmonellen verbreitet werden. Deshalb sind die Schlachthöfe laut EU-Verordnung 2073/2005 verpflichtet, Eigenkontrollen vorzunehmen. Dazu gehören bakteriologische Untersuchungen von Oberflächen der Schlachtkörper. Dabei werden an vorgegebenen Stellen am Schlachtkörper Proben entnommen und auf Salmonellen untersucht.
Fazit
Für den Salmonellen-Nachweis stehen bakteriologische und serologische Untersuchungen bereit. Gelingt es über die Serologie, den Infektionszeitpunkt einzugrenzen, ist der Bezug zu Ereignissen herzustellen.
Wichtig sind repräsentative Stichproben. In einem Ferkelerzeugerbetrieb sollten sowohl Flatdeckferkel als auch Alt- und Jungsauen beprobt werden.
Die Mutterschutzimpfung hat keinen direkten Einfluss auf die Titer bei Masttieren. Bei dem Kursieren des Felderregers hingegen kann die Ferkelimpfung zunächst zu einem starken Anstieg der Salmonellentiter führen.
Mit der Reduktion der Feldsalmonellen werden die Ergebnisse der Fleischsaft-Untersuchung jedoch besser ausfallen.