Nach dem Absetzen werden die Ferkel häufig nach Gewicht sortiert und zu neuen Gruppen gemischt. Hierbei können teils heftige Rangordnungskämpfe auftreten, die zu Verletzungen und Leistungsrückgängen führen.
Um diese aggressiven Interaktionen zu kontrollieren, wurde am Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover ein völlig neuer Ansatz entwickelt und auf dem Lehr- und Versuchsgut Ruthe getestet.
Das System basiert auf dem Einsatz eines elektronischen Futterautomaten, der schmackhaftes Futter nach Erklingen eines Tones ausdosiert.
Der Versuch umfasste 95 Saugferkel aus zehn Würfen. In der ersten Versuchsphase wurden die Tiere ab ihrem 25. Lebenstag bis einen Tag vor dem Absetzen jeweils eine Stunde täglich auf diesen Ton trainiert. Dazu wurde der mit Erdnüssen in Milchschokolade gefüllte Automat in der Abferkelbucht montiert und während des Trainings per Fernbedienung im Zehn-Minuten-Intervall aktiviert.
Mit 35 Tagen wurden die Ferkel abgesetzt und in Gruppen zu zwölf Tieren ins Flatdeck eingestallt. In der Aufzuchtbucht wurde mithilfe einer Kunststoffwand ein Bereich abgetrennt, dort der spezielle Futterautomat aufgehängt und nacheinander jeweils ein Ferkel separiert. Dann wur-de ein unbekanntes, ebenfalls trainiertes Ferkel dazugesetzt. Beim Auftreten einer aggressiven Interaktion zwischen den beiden Ferkeln wurde der Automat aktiviert, um sie durch den Signalton mit nachfolgender Futterausgabe abzulenken und so den Kampf zu unterbrechen. Der Test dauerte maximal sieben Minuten. Er wurde vom vierten bis siebten Tag nach dem Absetzen insgesamt 390 Mal durchgeführt.
Hier die Ergebnisse:
- Beim Training in der Abferkelbucht befanden sich 15 Sekunden nach Erklingen des Signaltons im Schnitt 61 % der Ferkel eines Wurfes am Futterautomaten. 30 Sekunden nach dem Tonsignal waren es noch 56 %.
- Das Interesse der Ferkel war je nach Trainingstag unterschiedlich (siehe Übersicht). So ließen sich am ersten Trainingstag (41 %) deutlich weniger Ferkel an den Automaten locken als am dritten (62 %) oder siebten (51 %) und achten Tag (53 %).
- Begegneten sich zwei fremde Ferkel in der Aufzuchtbucht, konnten 84 % der aggressiven Interaktionen durch eine Aktivierung des Automaten beendet werden. Auch wenn die Ferkel anschließend einen Kampf wieder aufnahmen, konnte dieser in der Mehrzahl der Fälle wieder abgebrochen werden. Nur ein geringer Teil der Kämpfe wurde trotz der Automatenaktivierung fortgeführt.
- Bei den meisten Begegnungen zweier Ferkel gab es ein bis drei aggressive Interaktionen. In zwei Fällen wurden neun Interaktionen beobachtet.
Fazit: Der Futterautomat lenkte die Absetzferkel effektiv von aggressivem Verhalten ab. Eine bereits im Saugferkelalter erlernte Verhaltensreaktion könnte somit genutzt werden, um zu späteren Produktionszeitpunkten aggressives Verhalten zu reduzieren.