Eine Infrarot-Wärmebildkamera kann die Oberflächentemperatur eines Objektes sichtbar machen. Im Stall wird dieses Verfahren bislang hauptsächlich zum Aufspüren von Dämmfehlern bzw. Kältebrücken angewandt.
Eine kanadische Studie sollte zeigen, ob die Infrarot-Thermographie auch zur Früherkennung von (fiebrigen) Krankheiten bei Tiergruppen eingesetzt werden kann.
Dazu haben die Forscher in einem ersten Versuch insgesamt 210 Aufzuchtferkel in drei Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 erhielt eine Impfung (Parvo, Rotlauf und Leptospiren), Gruppe 2 eine Placebo-Impfung (2 ml einer 0,9 %-igen Kochsalzlösung) und die Gruppe 3 blieb unbehandelt. Weil auch eine Impfung eine Immunantwort auslöst, kann sie als Sonderfall einer Infektion angesehen werden.
Alle Ferkel wurden in Gruppen von je sieben Ferkeln aufgestallt. Über jeder Bucht haben die Wissenschaftler eine Wärmebildkamera angebracht. Diese hat über zwei Tage alle 5 Minuten ein Bild aufgenommen.
In einem zweiten Versuch mit rund 400 Ferkeln bildeten die Forscher Gruppen mit 23 bis 28 Ferkeln pro Bucht. Dabei hatte jeweils ein Teil der Ferkel eine Impfung erhalten (von 7 % bis 71 % der Ferkel einer Gruppe), die restlichen Ferkel nicht. Wieder wurden im 5-Minuten-Takt über drei aufeinanderfolgende Tage Bilder gemacht. Die Impfung erfolgte hier am zweiten Tag.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Oberflächentemperatur der Schweine lag zwischen 37,6 und 38,4 °C.
- Nach der Behandlung wiesen die Bilder der geimpften Gruppe 1 mit 38,6 °C die höchsten mittleren Temperaturwerte auf. Der Unterschied zu den anderen Gruppen war signifikant.
- Die von der Impfung ausgelöste Temperatur-Antwort in den Schweinen war drei Stunden nach der Impfung erkennbar, erreichte rund zehn Stunden danach ihren Höhepunkt und war bis zu 20 Stunden nachweisbar (siehe Übersicht).
- Es war möglich, einen signifikanten Temperaturunterschied festzustellen, auch wenn weniger als 10 % der Tiere einer Bucht geimpft worden waren.
- Die Impfung hatte zudem einen Effekt auf das (Sozial-)Verhalten bzw. die Haufenbildung der Tiere. Die geimpften Ferkel rotteten sich enger zusammen und lagen oder standen häufiger dicht beieinander statt vereinzelt in der Bucht.
- Je mehr sich die Ferkel zusammendrängten, desto höher war die mittlere Maximal-Temperatur der Bilder. Je vereinzelter die Tiere standen oder lagen, desto niedriger war die Temperatur.
- Die geimpften Ferkel zeigten bis zu acht Stunden danach noch ein verändertes Haufenbildungs-Verhalten: Sie rotteten sich enger zusammen.
Tipp: Eine Wärmebildkamera über der Bucht kann helfen, Ausbrüche von fiebrigen Krankheiten zeitnah zu erkennen. Denn selbst wenn nur einzelne Tiere betroffen sind, steigt die mittlere Temperatur der Tiere in der Bucht wahrnehmbar an. Zudem rotten sich die Ferkel dann enger zusammen.