Wissenschaftler am Prairie Swine Center in Saskatoon (Kanada) haben einen neuartigen Verhaltenstest zur Beurteilung von Schmerzen nach der Kastration erprobt. Um zurück zur Mutter und ins Ferkelnest zu gelangen, mussten die gerade kastrierten Ferkel eine definierte Hindernis-Strecke überwinden. Der Zeitbedarf hierfür diente als Parameter für Schmerzen.
Die Laufstrecke aus Holz wurde so konstruiert, dass sie auf die Rückseite der Abferkelbucht platziert werden konnte (siehe Skizze). Das Gestell war 177 cm lang, 18 cm breit sowie mit 33 cm hohen Seitenwänden versehen. Zwei Hürden mit einer Höhe von 10 cm wurden verbaut, um die lokomotorische Fähigkeit des Ferkels zu überprüfen.
Für den Test wurden die Ferkel trainiert, wobei die Hürden zunächst herausgenommen wurden. Insgesamt wurden 98 Yorkshire X Landrasse-Ferkel aus 18 Würfen im Alter von vier bis sechs Tagen für diese Studie einbezogen, wobei 30 Ferkel aus sechs Würfen im ersten Versuch und 68 Ferkel aus 13 Würfen im zweiten Versuch stammten.
Im ersten Versuch wurde eine Gruppe Ferkel kastriert und die andere Gruppe lediglich hochgehoben, um eine Kastration zu simulieren. Die kastrierten Ferkel wiesen direkt nach der OP sowie 15 Minuten danach eine längere Laufzeit auf als scheinkastrierte Ferkel (siehe Übersicht). Danach waren keine signifikanten Unterschiede mehr festzustellen.
Im zweiten Versuch wurde die Wirkung eines Analgetikums auf postoperative Schmerzen untersucht. Den Ferkeln wurde eine Stunde vor der Kastration die halbe bzw. die volle Dosis Meloxicam verabreicht. Die Reaktion im Hindernis-Parcours wurde verglichen mit denen von kastrierten Ferkeln bzw. zum Schein kastrierten Ferkeln, bei denen statt eines Schmerzmittels nur Salzlösung verabreicht wurde.
Ergebnis: Kastrierte Ferkel wiesen eine deutlich längere Laufzeit auf als die zum Schein kastrierten Tiere. Dies wurde direkt nach der Kastration bzw. 15 Minuten später beobachtet. Danach traten keine Unterschiede mehr auf. Die mit Meloxicam versorgten Tiere reagierten so wie die scheinkastrierten Ferkel.
Zusätzlich wurde das Verhalten der Tiere in der ersten Stunde nach der Kastration dokumentiert. Auch hier traten keine Unterschiede zwischen den Gruppen auf.
Fazit: Die zwei Versuche zeigen das Potenzial dieser schnellen, standardisierten Methode zur Beurteilung von Schmerzen als Reaktion auf die Kastration. Bei rechtzeitiger Verabreichung des Schmerzmittels waren die kastrierten Ferkel lokomotorisch nicht beeinträchtigt. Möglicherweise kann die Versuchsanordnung auch zur Bewertung der lokalen Betäubung dienen.