Aufgrund des Elbehochwassers musste die GFS-Besamungsstation im Frühsommer 2013 ihren Standort Fischbeck evakuieren. Rund 500 Eber standen kurzfristig bzw. über mehrere Wochen nicht zur Verfügung. Um diesen Engpass zu überwinden und weiterhin die Kunden mit Sperma zu beliefern, hat die GFS für einen Monat die Spermienanzahl von 1,8 auf 1,5 Mrd. je Tube gesenkt. Die im Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) organisierten Besamungsstationen arbeiten üblicherweise mit 1,8 Mrd. Spermien je Tube, wobei auch hier technisch bedingte Abweichungen möglich sind. Doch in puncto Befruchtungsrate ist nicht nur die Anzahl Spermien entscheidend. Hinzu kommt die Beweglichkeit der Spermien, die 72 Stunden nach der Gewinnung noch bei 65 % und mehr liegen sollte. Letzteres erfordert optimale Bedingungen bei Spermagewinnung, -verarbeitung und -transport. Auch die Lagerbedingungen auf dem Betrieb spielen eine Rolle. Die Tuben müssen dunkel und bei einer Temperatur von 16 bis 18 °C aufbewahrt werden. Die Entscheidung der GFS, aufgrund der Notlage die Spermiendichte von 1,8 auf 1,5 Mrd. je Tube zu verringern, wurde auf der Basis von Erfahrungen niederländischer KB-Stationen gefällt. Diese arbeiten schon seit Jahren mit abgesenkter Spermienzahl. Laut deren Berichte sind keine negativen Auswirkungen auf den Besamungserfolg zu erwarten. Zudem lagen Ergebnisse aus einem Besamungsversuch an der Fachhochschule Soest vor. Auch hier wurde die Spermienanzahl je Tube reduziert und kein Unterschied hinsichtlich der Fruchtbarkeitsergebnisse festgestellt. Im Falle der GFS-Station wurde die Spermadichte für genau einen Monat verringert (10.6.2013 bis 10.7.2013). Ob dies zu einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeitsleistung geführt hat, sollte eine Auswertung des Erzeugerrings Westfalen zeigen. Dieser wertete Sauenplanerdaten aus knapp 90 Ringbetrieben aus, die das Sperma von der GFS-Station beziehen. Als Vergleichsmaßstab dienten dabei die Fruchtbarkeitsleistungen aus dem Zeitraum jeweils vier Wochen vor und nach der unfreiwilligen Senkung der Spermadichte. Außerdem wurde der Vergleichszeitraum 2012 analysiert. Für die entsprechenden Zeiträume wurden die Wurfgröße, die Umrauschrate sowie die Abferkelquote ausgewertet. Ergebnis: Anhand der dargestellten Zahlen ist keine Veränderung der Fruchtbarkeit zu erkennen (siehe Übersicht 1). Lediglich in der Zeit vom 10.7.2013 bis 10.8.2013 war eine leicht erhöhte Umrauschquote von 12,6 % festzustellen, die jedoch mit dem bekannten Effekt „Sommerloch“ zu erklären ist. Im Vergleich zum Vorjahr wurde sogar eine etwas höhere Wurfgröße erreicht (15,0 vs. 14,6 gesamt geborene Ferkel). Diese Steigerung kann dem genetischen Fortschritt gutgeschrieben werden. Auch GFS-intern wurden die Fruchtbarkeitsleistungen für den Monat Juni 2013 ausgewertet. Entsprechende Wurfdaten lagen aus Prüfbetrieben vor. Das Ergebnis: Auch hier liegen die Ferkelzahlen auf gleichem Niveau wie im Vor- bzw. Folgemonat. Und im Vergleich zum Vorjahr konnte die Wurfzahl um 0,4 Ferkel gesteigert werden. Der ZDS-Standard mit ca. 1,8 Mrd. Spermien pro Tube gewährt einen ausreichend großen Puffer. Ob dieser Sicherheitszuschlag zurückgefahren werden kann, ist im Einzelfall zu entscheiden. Dies hätte insbesondere bei gut geprüften Ebern Vorteile, deren Sperma stark nachgefragt wird. Notsituation Gleich gute Fruchtbarkeit Fazit -Heinrich Niggemeyer, SUS- Ein „ungewollter“ Feldversuch weist darauf hin, dass die Besamung auch mit nur 1,5 Mrd. Spermien je Tube funktioniert.