BLE: Durchwachsene Ergebnisse bei Schwanzbeiß-Projekten

Die Bemühungen um mehr Tierschutz in Deutschland kommen voran und zeigen Erfolge, doch sind praxistaugliche Lösungen beim Verzicht auf nicht kurative Eingriffe komplex und benötigen neben einer intensiven Beratung der Tierhalter auch Zeit. Das wurde bei einem Symposium der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn deutlich, bei dem erste Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens (MuD) Tierschutz des Bundeslandwirtschaftsministeriums vorgestellt wurden.Gleich zwei Mal stand die Problematik des Schwanzbeißens bei Schweinen und deren Vermeidung im Blickpunkt von Beratungsinitiativen. Im Rahmen des MuD-Vorhabens zur Reduzierung des Risikos von Schwanzbeißen sollte durch Optimierung der Haltungsbedingungen und einzelbetriebliche Beratung die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieses Fehlverhaltens gesenkt werden. Bei den teilnehmenden Betrieben mit Ferkelaufzucht und Mast wurden Betriebschecks durchgeführt und Risikofaktoren wie Stallklima, Hygiene oder Beschäftigungsmaterial identifiziert und optimiert. Dadurch konnte laut Dieckmann zwar das Risiko für Schwanzbeißen gesenkt werden. Das Schwanzbeißen bei unkupierten Tieren dauerhaft und vollständig zu unterbinden, sei aber nicht gelungen. So seien die Einflussgrößen für die Kaudophagie bekannt, doch welcher akuter Faktor letztlich „das Stresslevel überlaufen“ lasse und dann zum Beißen führe, sei nur schwer zu ermitteln, erklärte Dieckmann, der zudem darauf hinwies, dass diese Problematik auch in der Ökohaltung von Schweinen vorkomme.Auch bei einem in NRW durchgeführten Beratungsprojekt zum Schwanzbeißen gab es nur teilweise Erfolge. Wie Prof. Mechthild Freitag vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen berichtete, wurden auch hier auf den Projektbetrieben zunächst Schwachstellen ausfindig gemacht und behoben. Laut Freitag wurde auf 53 % der Betriebe nach der Beratung kein Schwanzbeißen mehr festgestellt; bei 30 % war eine Reduzierung festzustellen, während bei 17 % weiterhin Probleme auftraten. In sieben Betrieben wurde im Projekt auch mit dem Einstieg in den Kupierverzicht begonnen. Trotz umfangreicher Vorbereitung, intensiver Tierbeobachtung und durchgeführter Notfallmaßnahmen hatten am Ende der Mast nur noch 36 % der Schweine intakte Schwänze, wobei die Ergebnisse zwischen den Betrieben sehr unterschiedlich ausfielen. „Es ist aus Tierschutzsicht noch zu früh, einen konkreten Ausstiegstermin zu nennen“, folgerte Freitag. Ein flächendeckendes Ende des Schwänzekürzens könne sie derzeit nicht empfehlen, ein schrittweises Vorgehen jedoch schon.Diese Auffassung vertritt auch der Kompetenzkreis Tierwohl beim Bundeslandwirtschaftsministerium, der empfahl, einer wachsenden Zahl von Betrieben praktikable Wege zum Verzicht auf das Kupieren von Schwänzen aufzuzeigen. Ziel sollte es sein, im laufenden Jahr 5 % der Schweinehalter in jedem Bundesland als Modellbetriebe zu gewinnen und dass in diesen 5 % der Schweine unkupiert gehalten werden. AgE