Gutachter fordern radikale Wende in der Tierhaltung

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik (WBA) beim Bundesagrarministerium hält die Tierhaltung in Deutschland in der jetzigen Form für nicht zukunftsfähig. Zu diesem drastischen Urteil kommen die 14 „Agrar-Weisen“, die heute ein Gutachten zur Tierhaltung an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt übergaben. Darin plädieren die Verfasser für „eine tiergerechtere und umweltfreundlichere Produktion bei gleichzeitiger Reduktion der Konsummenge“ und präsentieren einen Maßnahmenkatalog zur Umsetzung. So müssten Landwirte z.B. auf Amputationen von Schnäbeln und Schwänzen der Tiere verzichten, Ställe müssten sich deutlich vergrößern, und Auslauf nach draußen sei nötig.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht das Gutachten zur Nutztierhaltung in weiten Teilen außerordentlich kritisch. „Die Analyse der derzeitigen Situation, deren methodische Grundlagen und Bewertungen haben erhebliche Schwächen. Die Empfehlungen der Wissenschaftler sind in Anbetracht der Konsequenzen für die Nutztierhaltung, die Bauernfamilien und für den ländlichen Raum unverantwortlich leichtfertig“, kritisierte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken das Gutachten in einer ersten Bewertung. „Der vom Beirat empfohlene radikaler Umbau mit der Brechstange führt die Landwirtschaft ins Abseits und bringt den Tierschutz nicht weiter. Wir setzen statt dessen auf weitere Optimierung der Tierhaltung, der sich an gesellschaftlichen Anforderungen, aber auch an der Umsetzbarkeit im Markt, beim Verbraucher und nicht zuletzt an der praktischen Sinnhaftigkeit für den Tierschutz in den Betrieben orientiert“, erklärte Krüsken.

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik ist interdisziplinär besetzt und soll die Entwicklung der Agrarpolitik unterstützen. Das unabhängige Gremium arbeitet auf ehrenamtlicher Basis und erstellt Gutachten und Stellungnahmen. Momentan hat Professor Dr. Harald Grethe von der Universität Hohenheim den Vorsitz des Gemiums. 

Eine Zusammenfassung bzw. das komplette Gutachten finden Sie auf der Seite des BMEL, bitte hier klicken