Abluftreinigung: Es geht günstiger

Auf dem Forum „Abluftreinigung“, das die DLG am 19. Mai in Hannover durchgeführt hat, diskutierten Vertreter von Genehmigungsbehörden der Landkreise in Deutschland sowie Fachleute aus Politik, Wissenschaft und Beratung über die Bedeutung von zertifizierten Abluftreinigungsanlagen.Dabei ging es unter anderem auch um die Möglichkeiten, beim Bau und dem Betrieb von Abluftreinigungsanlagen Kosten zu sparen. Dr. Jochen Hahne aus dem Thünen-Institut stellte in diesem Zusammenhang mit dem Check-up eine Alternative zu den kostenintensiven Abnahmemessungen vor. Jährliche Checkups und Funktionsprüfungen würden den Anlagenbetreiber rund 500 bis 600 € je Überprüfung kosten, eine Abnahmemessung für Ammoniak, Staub und Geruch, die alle zwei bis drei Jahre durchgeführt werden müsste, läge bei rund 4.000 € bis 6.000 €. 
Bei den Checkup- und Funktionsüberprüfungen wird ein besonderer Wert auf die verfahrenstechnischen Prozessdaten der Abluftreinigungsanlage gelegt, die im elektronischen Betriebstagebuch abgespeichert werden und den ordnungsgemäßen Betrieb der Abluftreinigungsanlage dauerhaft nachweisen können.
 
Stefan Bönsch von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Stefan Leuer von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen machten anhand konkreter Kalkulationsbeispiele für die Schweinehaltung deutlich, dass unter den aktuellen Rahmenbedingungen die Mehrkosten nur von den sehr erfolgreichen Betrieben getragen werden können. Für 75 Prozent der Betriebe in NRW seien Rentabilität und Liquidität bei Neubau und Nachrüstung von Abluftreinigungsanlagen negativ.
 
Deshalb plädiert die Offizialberatung dafür, auch alternative Emissionsminderungsmöglichkeiten verstärkt in den Fokus zu rücken (z.B. Gülleabdeckung, Technik zur Gülleausbringung, Reduzierung emittierender Oberflächen im Stall) sowie – als Bitte an die Hersteller – auch die Reduzierung der Betriebskosten voranzutreiben. In der Diskussion wurde klargestellt, dass diese Maßnahmen ergänzend zu sehen sind, um die gesetzten Grenzwerte der NEC-Richtlinie einzuhalten. Dies gelte vor allem für große BImSchG-Anlagen. 
Dr. Wilfried Eckhof und Heike Donhauser vom Ingenieurbüro Dr. Eckhof mahnten an, dass aufgrund der vorhandenen Zielkonflikte zwischen Tier- und Umweltschutz dringend eine Qualitätsdiskussion mit ganzheitlichem Ansatz geführt werden sollte. Sie plädierten für standortgerechte Lösungen anstatt pauschaler Maximalforderungen und stellten speziell für die Geflügelhaltung interessante Ergebnisse aus einem Projekt zur Broilermast vor. Die modulweise Zuschaltung von Abluftreinigungseinheiten je nach Wachstum der Tiere (Teilabluftreinigung) hatte über die gesamte Mastperiode nahezu identische Wirkungsgrade wie die Reinigung des gesamten Volumenstroms. Die Betriebskosten konnten allerdings um 25 Prozent gesenkt werden, was zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit beiträgt. Dr. Eckhof forderte daher auch, die Ländererlasse dahingehend flexibler zu gestalten. 
Tommy Pfeifer und Dr. Volker Siemers vom DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel stellten das Messprogramm des DLG-SignumTests für Abluftreinigungsanlagen vor. Beide zeigten auf, dass vor allem in der Geflügelhaltung aufgrund der im Vergleich zur Schweinehaltung Emissionsmassenströme noch weiterer Forschungsbedarf besteht. 
Allgemein sehen die Hersteller noch Potenzial in der Reduzierung der Betriebskosten, beispielsweise durch Minimierung der Abschlämmraten oder durch Zuluftkühlung. Weiterhin könnten auch Investitionskosten gesenkt werden, wenn die Hersteller als Projektpartner bereits in der Stallplanungsphase mit einbezogen würden, um die Abluftreinigungsanlage in das Gesamtkonzept des Investors frühzeitig einzubinden.