Markt-Turbulenzen wirken nach

Die letzten Wochen am Schlachtschweinemarkt haben wieder einmal gezeigt, welche marktdominierende Position die Schlachtereien einnehmen. Viele Nachbarländer zahlen mittlerweile höhere Preise als die deutschen Unternehmen. Die Hintergründe:
1. Deutschland hat nach wie vor ein sehr hohes Schlachtaufkommen. Der Rückgang der Schlachtungen ist offensichtlich nicht so groß wie in vielen anderen Nachbarländern.
2. Die permanente Negativberichterstattung zum Fleischmarkt und zur Schweinehaltung beschädigt zusehends das Image. Der Inlandskonsum ist im ersten Halbjahr 2012 um knapp 3 % geschrumpft.
3. In diesem negativen Umfeld verliert nicht nur der deutsche Verbraucher Lust auf  Schweinefleisch, auch die Exportmärkte laufen trotz Währungsvorteilen bei weitem nicht so gut wie in den Vorjahren.
Neidvoll blicken die Schweineproduzenten auf den Hähnchen- und Putenmarkt. Hier sieht man  relativ stabile Notierungen – trotz ebenfalls negativer medialer Berichterstattung zum Antibiotikaverbrauch und Tierschutz. Dem Sektor gelingt es sogar, die erhöhten Futter- und Produktionskosten an den Endverbraucher weiterzureichen!
Das wird dem Schlachtschweinesektor angesichts der Überschussproblematik momentan nicht gelingen. In Anbetracht weiter steigender Futterkosten bleiben derzeit einige Mastställe leer. Vielfach werden Ferkel wieder zu Dumpingpreisen angeboten. Qualitäts-, Impf- und Mengenzuschläge spielen am freien Markt kaum mehr eine Rolle. Der Ferkelerzeuger zahlt wieder einmal die Zeche für die derzeitige Marktschwäche.Preisrückgänge dieser Art sind am Ferkelmarkt nichts Ungewöhnliches. Spätestens im Oktober wird der Markt vermutlich ins Plus drehen. Doch die Verunsicherung wächst, weil viele Ferkelerzeuger-betriebe vor erheblichen Investitions-Entscheidungen stehen. Und die Sauenhalter wissen, dass aufgrund des zunehmenden Kostendrucks alle gemeinsam und unablässig an der Effizienzschraube drehen. Daraus resultierende Leistungssteigerungen haben in der Vergangenheit immer wieder die Markterholung behindert. 
Einzelbetrieblich bedeutet dies, dass Schweinehalter noch vorsichtiger kalkulieren müssen. Unüberlegte Wachstumsschritte sind vor dem Hintergrund der volatilen Preissituation sowohl auf der Bezugs- als auch auf der Absatzseite nicht zu verantworten!