Versuch: So lange beschäftigt Futter

Ein Versuch zeigte, das Beschäftigung für Schweine kein Selbstzweck ist, sondern das Futteraufnahmeverhalten ansprechen muss.

Moderne Hausschweine sind auf ­Futteraufnahme gezüchtet, wodurch in den Fütterungsverfahren selbst ein ­großes Potenzial besteht, um das unter intensiven Haltungsbedingungen un­­terstellte Beschäftigungsdefizit aus­zugleichen. Hierzu wurde im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch in einer 48 Stunden dauernden Videoanalyse das Futterauf­nahmeverhalten von Aufzuchtferkeln bei Trocken-, Brei- und Flüssigfütterung in Verbindung mit dem Angebot von Beschäftigungsfutter (Luzernepellets, Wühlerde) untersucht.

Insgesamt wurden 132 Ferkel zufällig und gemischtgeschlechtlich eingestallt. Pro Fütterungstechnik gab es zwei Gruppen, in denen jeweils drei Fokustiere ausgewählt und gekennzeichnet wurden. Das Beschäftigungsfutter wurde in einem Rundtrog angeboten, der 80 cm vom Haupttrog entfernt war. Nach einer 14-tägigen Eingewöhnungszeit erfolgte die Videoanalyse. Es wurden die Frequenz und Dauer der Futteraufnahme für kleine, mittlere und große Ferkel mit einem Gewicht von etwa 9,4 kg, 10,1 kg bzw. 12 kg ausgewertet.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die Ferkel brauchten für die Futter­aufnahme von 1.000 g etwa zwei Stunden pro Tag, ein vielfaches an Zeit wie Mastschweine oder Sauen.
  • Kleinere Ferkel fraßen im Vergleich gegenüber größeren Ferkeln häufiger (48 vs. 37 mal in 24 Stunden), aber dafür in kürzerer Zeit ihr Hauptfutter (3.06 vs. 3.20 Minute je Mahlzeit).
  • Kleinere Ferkel wurden bei gleicher Verweildauer vergleichsweise häufig an den Beschäftigungsfuttertrögen (27 vs. 16 mal in 24 Stunden) beobachtet.
  • Trockenfutter wurde deutlich häufiger und folglich in kleineren Mengen auf­genommen als Brei- und Flüssig­futter. Die durchschnittliche Länge der Mahlzeiten unterschied sich statistisch nicht (siehe Übersicht).
  • Die Beschäftigungszeit bei der ­Breifütterung ist beim Hauptfutter am kürzesten (118 Minuten je Tag) und beim Beschäftigungsfutter am längsten (59 Minuten pro Tag). Das führte aber nicht in gleichem Maße zu einem höheren Verbrauch an Beschäftigungsfutter.
  • Mithilfe von Beschäftigungsfutter wurde eine 4- bis 6-mal längere Beschäftigungszeit beobachtet als im Vergleich zu Literaturangaben über technische Beschäftigungsgeräte (Beißsonne, Beißstab usw.) oder dem Einsatz orga­nischer Beschäftigungsmaterialien ­(Funbox, Spielomat), die keinen „echten“ Verzehr ermöglichen.

Beschäftigung ist für Schweine kein Selbstzweck, sondern muss das Futteraufnahmeverhalten ansprechen, um nachhaltig zu sein. Das größte Potenzial liegt in den Fütterungsverfahren selbst. Trockenfutter wird langsamer als Brei- und Flüssigfutter aufgenommen.

Beschäftigungsfutter beschäftigt ­mehrfach länger als technische Beschäftigungsgeräte und ist für kleinere Ferkel auch als Ausweichfütterung zu sehen. Beschäftigungsfutter sollte deshalb einen über die Faser hinausgehenden Nährstoffgehalt haben, z. B. Luzernepellets.