Die bretonische Genossenschaft Cooperl betreibt eine neuartige Gülleaufbereitung. Die 62 beteiligten Schweinehalter sparen über 50% Güllefläche.
Fred Schnippe, SUS
Die Bretagne im Nordwesten Frankreichs ist eine Hochburg der Schweinehaltung. 60% der landesweiten Bestände konzentrieren sich dort. So traten bereits vor 20 Jahren Probleme mit hohen Nitratwerten im Grundwasser auf.
Als Reaktion führte Paris Ende der 1990er-Jahre die Pflicht zur Gülleaufbereitung ein. Sie gilt für alle Betriebe, in denen mehr als 12000 kg Stickstoff im Jahr anfallen. Dies entspricht etwa 120 Sauen plus Mast.
Die Aufbereitung der Gülle beginnt meist mit der Separation. Die flüssige Phase wird dann in Becken mithilfe von Bakterien denitrifiziert. Dies soll Ammonium und Nitrat aus der Gülle in Luftstickstoff umwandeln. Das Verfahren ist jedoch umstritten. Es besteht die Gefahr, dass sich Ammoniak bildet.
Neue Gemeinschafts-Anlage
Die Genossenschaft Cooperl hat daher ein neues Verfahren zur Aufbereitung entwickelt. Cooperl ist mit 2700 Mitgliedern und 6 Mio. geschlachteten Schweinen der größte integrative Erzeuger Europas. Das Unternehmen kontrolliert die Fleischkette von der Zucht, Futterherstellung bis zur Fleischtheke.
Der große Vorteil von Cooperls neuer Technik: Die Exkremente der Schweine werden bereits im Stall in ihre flüssige und feste Phase getrennt. Dazu sind die Ställe mit einer Technik zur Kot/Harn-Trennung ausgestattet.
Hauptbestandteil des sogenannten Trac-Systems sind die rund 50 cm tiefen und gut 2 m breiten Güllekanäle mit V-förmigen Böden. Diese weisen beidseits 8% Gefälle auf, das in der mittigen Harnrinne mündet. Diese hat 1% Gefälle, sodass die flüssige Phase aus dem Abteil fließt und aufgefangen wird. Damit der Harn schnell abfließt, sind die Betonböden und die Rinnen mit einer Beschichtung versiegelt.
Der Abtransport des Kotes erfolgt durch Schieber im Güllekanal. Für den Antrieb sorgen Motoren und Seilzüge. Die Kotschieber reinigen die Kanäle automatisch fünfmal am Tag. Nachts arbeitet die Technik nicht, um die Tiere nicht zu stören.
Weitere Querschieber transportieren den Kot aus dem Stall zum betonierten Lagerplatz. Aufgrund des hohen TS-Gehaltes von 26 bis 30% lässt sich das Material gut stapeln. Ein Dach schützt die feste Phase vor Regen.
Zweimal im Monat holt die Erzeugergemeinschaft die feste Phase von den Schweinebetrieben ab und transportiert sie zum Sammelplatz in Laballe im Norden der Bretagne. Dort betreibt Cooperl eine große Biogasanlage, die neben dem Schweinekot auch Reste aus den unternehmenseigenen Schlachtbetrieben aufnimmt. Aktuell liefern die 62 am System beteiligten Schweinebetriebe rund 20000 t Schweinekot im Jahr an die Biogasanlage.
Im nächsten Schritt gelangen die Gärreste aus der Biogasanlage zur Separation (siehe Übersicht 1). Die feste Phase wird mit Abwärme aus der hauseigenen Verbrennungsanlage getrocknet und zu Pellets gepresst.
Die flüssige Phase kommt in einen Verdampfer. Das hieraus entstehende Nährstoffkonzentrat wird ebenfalls der Pellettierung zugeführt. Das Kondensat aus dem Verdampfer gelangt in einen Ammoniakstripper. Als Endprodukt entsteht dabei u.a. Ammoniaksulfat, das ebenfalls der Pelettierung zugeführt wird. Zudem erzeugt die Anlage gereinigtes Wasser, das Cooperl einem Vorfluter zuführen kann.
Güllepellets sind gefragt
Der Absatz der Güllepellets läuft gut. So hat Cooperl im letzten Jahr 80000 t Pellets als Sackware und in Bigbags erfolgreich vermarktet. Die Erzeugergemeinschaft bietet den Naturdünger je nach Kundenwunsch in bis zu 150 verschiedenen Varianten an. Allen Produkten gemein ist, dass sie durch die Erhitzung hygienisiert sind und definierte Nährstoffgehalte aufweisen.
Die Pellets sind in Frankreich z.B. im Weinbau und in Biobetrieben mit Obst- und Gemüseanbau gefragt. Selbst Bananen- und Ananasplantagen in Afrika nehmen den Dünger regelmäßig ab.
Bauern erhalten 20 €/t Kot
Die erfolgreiche Vermarktung ist der Schlüssel dafür, dass die Gülleaufbereitung auch finanziell funktioniert. Denn durch die kontinuierlichen Erlöse aus dem Düngerverkauf ist Cooperl in der Lage, seinen Landwirten einen festen Preis von 20 € pro Tonne für die Feststoffe aus ihrem Stall zu zahlen. Schweinehalter, die sich vertraglich an die Erzeugergemeinschaft binden, erhalten sogar eine feste Abnahme- und Preisgarantie für zwölf Jahre. Die Transportkosten teilen sich Landwirt und Erzeugergemeinschaft.
Außerdem zahlt die Erzeugergemeinschaft vertraglich gebundenen Landwirten eine Investitionsförderung von 45 € pro Mastplatz. Diese Förderung ist auch nötig. Denn durch die zusätzlichen Kosten für die Kot- und Harntrennung steigen die Baukosten um rund 170 € pro Mastplatz.
Unter dem Strich tragen die Schweinehalter mit den Trac-Ställen dennoch kaum höhere Kosten als üblich. Denn die Einnahmen aus dem Verkauf der Feststoffe und die Förderung gleichen die Mehrkosten nahezu aus. Bei einer Betrachtung über den zwölfjährigen Förderzeitraum ist der Mastplatz mit Kot-Harntrennung nach Kalkulation von Cooperl mit 437 € nur marginal teurer als ein Standardmastplatz (siehe Übersicht 2).
50% weniger Güllefläche
Diese geringen Mehrkosten nehmen die Schweinehalter gern in Kauf. Denn durch die Kot-Harntrennung ist die Ammoniakbelastung im Stall geringer. Die Erzeugergemeinschaft Cooperl geht davon aus, dass sich die NH3-Werte halbieren, was die Tiergesundheit verbessert. Die beteiligten Betriebe berichten von geringeren Tierarztkosten, bis zu 1% weniger Tierverlusten sowie einer um bis zu 0,2 Punkten besseren Futterverwertung.
Der größte Vorteil für die Praktiker ist jedoch die erhebliche Entlastung der Nährstoffbilanz. Denn mit dem Feststoff verlassen rund 91% des anfallenden Phosphates und 55% des Stickstoffs den Betrieb. So benötigt ein französischer Mäster mit 1000 Plätzen mithilfe der Gülleaufbereitung nur noch 25 ha Güllefläche. Ohne die Technik müsste er 60 ha Güllefläche bereitstellen. So trägt die Großanlage auch überregional zur Entlastung der Nährstoffprobleme in der Bretagne bei.
Die auf den Betrieben verbleibende flüssige Fraktion lässt sich problemlos verarbeiten. So können die Betriebe ihre vorhandene Lager- und Ausbringtechnik weiter nutzen. Schwierigkeiten mit Sink- oder Schwimmschichten gibt es nicht mehr. Und eine eventuelle Unterdeckung bei der Phosphorversorgung gleichen die Schweinehalter mit Mineraldünger aus.
Aufgrund der guten Erfahrungen ist das Interesse an der Aufbereitungsanlage groß. So planen derzeit 72 Betriebe der Erzeugergemeinschaft einen neuen Schweinestall mit Kot-Harntrennung und Gülleaufbereitung. Gut 40 Betriebe davon haben bereits mit dem Bau begonnen. Nach Einschätzung von Cooperl kommt die neue Aufbereitungstechnik inzwischen bei mehr als 50% der Bauvorhaben für Schweineställe in der Veredlungsregion Bretagne zum Einsatz.
Cooperl hat daher bereits in einen größeren Fermenter investiert. Das Ziel ist 2020 bis zu 38000 t Schweinekot zu verarbeiten. Das ist fast das Doppelte der aktuellen Kapazität.
Fazit
In der Bretagne betreiben 62 Schweinehalter erfolgreich eine neue Gemeinschaftsanlage zur Gülleaufbereitung:
- Die Betriebe haben in neue Ställe mit Kot-Harntrennung investiert.
- Die feste Fraktion wird fermentiert und zu Düngepellets aufbereitet.
- Die Pellets vermarkten sich gut.
- Die Schweinehalter erhalten 20 €/t Kot sowie einen Investionszuschuss.
- Der Bedarf an Gülleflächen sinkt um mehr als 50%.
- Aufgrund der Erfolge soll das Anlagenvolumen verdoppelt werden.
Übersetzt aus Boerderij (NL)