Der Fleischbetrieb verkauft seine Schweineproduktion in Russland für 290 Mio. US-Dollar.
Vladislav Vorotnikov, Moskau
Das ist ein Paukenschlag für Russlands Schweineproduktion: Der deutsche Fleischkonzern Tönnies verkauft seine russische Niederlassung APK Don zum Jahreswechsel an den Wettbewerber Charoen Pokphand Foods. Der global agierende Fleischriese CPFoods mit Stammsitz in Thailand ist mit einer jährlichen Schweinefleischproduktion von 129000 t der neuntgrößte Schweinebetrieb Russlands. Die Tönnies-Tochter AKP Don markiert mit einem Jahresvolumen von 112700 t Schweinefleisch die Nummer elf des Landes.
30000 Sauen plus Mast
Den Grundstein für die Aktivitäten in Russland legte das deutsche Unternehmen im Jahr 2007 mit der Gründung seiner Tochtergesellschaft. In den Folgejahren wurden binnen kurzer Zeit umfangreiche Kapazitäten geschaffen. Die Schweineproduktion von Tönnies in Russland umfasst heute 14 Standorte mit zusammen 30000 Sauen und Mast.
Zwölf Anlagen sind identisch aufgebaut und beherbergen je 2500 Sauen plus Mast. An den weiteren Standorten stehen die Nukleusherde und die Besamungsstation. Jede Anlage arbeitet eigenständig, um das Seuchenrisiko zu senken.
Schweinebetriebe von Tönnies liegen in den Veredlungshochburgen Belgorod und Voronezh im Südwesten Moskaus. Nach damaligem Kurs hat Tönnies rund 110 Mio. € in die russische Schweinehaltung investiert. Zur Tönnies-Tochter gehört zudem ein Mischfutterwerk mit einer Jahreskapazität von 240000 t sowie ein Ackerbaubetrieb mit mehr als 34000 ha Nutzfläche.
CP Foods beziffert den Kaufpreis für die gesamten Standorte von Tönnies auf umgerechnet 290 Mio. $. Damit markiert der Verkauf den mit Abstand größten Deal in Russlands Schweinehaltung.
Zu den Beweggründen für den Verkauf gibt es bislang nur Spekulationen. Ein Aspekt dürften fehlende Expansionsmöglichkeiten sein. So hatte Tönnies lange geplant, eine vertikal integrierte Schweinefleischproduktionsholding in Russland aufzubauen. Die Tochter AKP Don wollte neben der Schweinehaltung einen Schlacht- und Fleischbetrieb für jährlich mehr als 2 Mio. Schweine errichten. Die Pläne konnten jedoch bis heute nicht umgesetzt werden.
Expansion gescheitert
Dass Tönnies in Russland nicht expandieren konnte, hat vermutlich auch mit der Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen zu tun. Die Ausdehnung der Afrikanischen Schweinepest in Russland gilt als weiterer Hemmschuh. Denn die Expansionspläne der Fleischkonzerne sowie auch Tönnies zielten auf den lukrativen chinesischen Markt. Doch die Ausweitung der ASP nach Sibirien bis an die Grenze zu China machte jegliche Pläne für die Fleischausfuhr zunichte.