Sie können die Klimabilanz Ihres Betriebes positiv beeinflussen. SUS zeigt verschiedene Minderungsstrategien.
Der CO2-Fußabdruck von Schweinefleisch gewinnt an Bedeutung und könnte künftig gar als Vermarktungsvorteil gelten (siehe SUS 1/2023, Seite 12).
Landwirte haben die Möglichkeit, durch gezielte Minderungsstrategien aktiv auf klimaschädliche Emissionen ihrer Produktion einzuwirken. In einer Erhebung des Institutes für Energie- und Umweltforschung Heidelberg produziert ein landwirtschaftlicher Betrieb im besten Fall nur 2,4 kg CO2e/kg Schweinefleisch. Im schlechtesten Falle sind es mit 16 kg mehr als sechs Mal so viel. Es gilt also die Stellschrauben im Betrieb ausfindig zu machen, die dazu beitragen, die betriebsindividuelle Klimabilanz positiv zu beeinflussen.
Klimaschonend füttern
Die größte Emissionsquelle ist sowohl in der Ferkelproduktion als auch in der Mast die Fütterung. Die Futtererzeugung und -aufbereitung verursachen etwa die Hälfte der anfallenden Emissionen. Landwirte können klimaschädliche Emissionen aber mithilfe einer optimierten Fütterung einsparen. Durch einen verbesserten Futteraufwand sinkt die Menge der benötigten Futtermittel. Damit einher geht auch ein reduzierter Kraftfuttermitteleinsatz, welcher sich positiv auf die Klimabilanz auswirkt. Ebenfalls lässt sich der CO2-Fußabdruck des Schweinefleisches verbessern, wenn Landwirte Importsoja mit Nachhaltigkeitszertifikat beziehen oder Soja durch heimische Eiweißpflanzen ersetzen.
Möglich ist auch eine Reduktion von Stickstoff (N) und Phosphor (P) im Futter: Landwirte können ihre Mastschweine ohne Leistungseinbußen N-/P-reduziert und somit klimaschonend füttern. Das zeigt ein Projekt des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung (LKV) Bayern. Die Auswertung erfolgte von 2015 bis 2021 und umfasst Daten von rund 20 Mio. Mastschweinen bzw. 60% der in Bayern gehaltenen Tiere.
Das Ergebnis: Die Rohproteinreduktion im „Mittleren Mastfutter“ betrug innerhalb der sechs Jahre 15,6 g Rohprotein, was einer relativen Absenkung von 10% entspricht. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch beim Phosphor. Die Phosphorreduktion lag bei 0,53 g Phosphor im „Mittleren Mastfutter“, das ist eine relative Absenkung von 11%. Trotz dieser N-/P-Reduktion blieben die Mast- und Schlachtleistungen unbeeinflusst – es konnte sogar ein leichter Trend zur Leistungssteigerung nachgewiesen werden.
Durch den geringeren Einsatz an Soja und mineralischem Phosphor generierten Landwirte nicht nur finanzielle Vorteile, sondern trugen auch aktiv zum Klima- und Umweltschutz bei: Wissenschaftler gehen je 10 g Rohproteinreduktion von einer Emissionsminderung von 11% aus. Das würde bedeuten, dass die beim LKV Bayern organisierten bayerischen Schweinemäster in den sechs Jahren der Projektlaufzeit die Ammoniakemissionen um rund 16% reduzierten.
Um die Umsetzung der nährstoffangepassten Fütterung mit Fokus auf die N-/P-Reduktion voranzutreiben, müssen Betriebe Folgendes beachten:
- Die Pflanzenproduktion muss auf die Tierhaltung ausgerichtet sein.
- Futter systematisch untersuchen.
- Erhöhung der Anzahl an Fütterungsphasen, auf einen geringen Futteraufwand achten, Futterverluste reduzieren.
- Eiweißfuttermittelanteil in den Rationen absenken, dafür Einsatz von angepassten Mineralfutter- und Eiweißergänzerkonzepten mit hochwertiger Aminosäure- und Phytaseausstattung.
- Futterkurven an die entsprechende Mastphase anpassen.
Gülle richtig Managen
Neben dem Futtermanagement sind die Lagerung der Gülle sowie die Emissionen aus dem Stall weitere Stellschrauben zur Eindämmung von klimaschädlichen Gasen. Hier gibt es verschiedene Minderungsstrategien. Im Vordergrund steht die Reduktion von Methan-Emissionen, denn etwa 56% der deutschlandweiten jährlichen Treibhausgase aus der Landwirtschaft stammen von Methan-Emissionen. Folgende Möglichkeiten gibt es:
Gülle kühlen: Ziel ist es, die Gülle auf unter 15 Grad zu senken, damit die Emissionen sinken. Dabei entzieht ein Kühlmedium der Gülle Wärme. Beispielsweise wird kühles Wasser genutzt, welches durch von Gülle umgebene Leitungen gepumpt wird. Die Güllekühlung kann zum einen durch schwimmende Kühlrippen erfolgen, die an der Oberfläche der Gülle platziert sind. Diese sind auch nachrüstbar. Zudem möglich ist eine Kühlung durch fest integrierte Leitungen im Boden des Güllekanals.
Eine Güllekühlung verspricht reduzierte Methan-Emissionen und bis zu 50% weniger Ammoniak-Emissionen. Ammoniak gilt als indirekt wirkendes Treibhausgas, da es teilweise zu Lachgas umgebaut werden kann, welches deutlich klimaschädlicher als Methan ist. Allerdings ist Ammoniak umweltschädlich. Wählen Landwirte diese Minderungsstrategie, tragen sie somit zum Klima- und Umweltschutz bei.
Es ist zudem möglich, die entstehende Wärme bei der Güllekühlung über Wärmepumpen weiter zu nutzen, z.B. um Ferkelnester zu heizen. Damit können Landwirte die Klimabilanz optimieren.
Gülle ansäuern: Durch das Ansäuern der Gülle im Stall verringert sich der pH-Wert der Gülle und somit auch die Methan- und Ammoniak-Emissionen. „Die Uni Bonn hat in Untersuchungen im Schnitt 67% weniger Methan-Emissionen gemessen. Die Ammoniak-Emissionen werden laut TA-Luft um bis zu 65% gesenkt. Wir von der Uni Bonn haben eine Ammoniak-Reduktion von etwa 40% festgestellt, wenn die angesäuerte Gülle weiterhin im Stall gelagert wird. Zudem spielt auch die Buchtenhygiene eine wichtige Rolle, da lediglich die Ammoniak-Emissionen aus der Gülle durch das Verfahren gesenkt werden können“, so Dr. Veronika Overmeyer von der Uni Bonn. Zur Ansäuerung wird beispielsweise Schwefelsäure genutzt.
In Deutschland gibt es derzeit aber noch rechtliche Unklarheiten. Landwirte dürfen nach momentaner Rechtslage keine angesäuerte Gülle ohne umfangreiche und kostspielige Vorkehrungen in Güllekanälen oder -behältern lagern. Wissenschaftler hoffen, dass es in den nächsten Monaten von der Politik eine Lösung geben wird, sodass eine Gülleansäuerung im Stall bald möglich sein wird.
Ein Referentenentwurf zur Gesetzesänderung liegt bereits vor.
Weniger Gülle im Stall: Generell ist es ratsam, möglichst wenig Gülle im Stall zu lagern bzw. die Güllekanäle häufig zu entleeren, um die Methan-Emissionen gering zu halten. Kanäle mit geneigten Seitenwänden dienen zwar hauptsächlich zur Reduktion von Ammoniak-Emissionen, da die emittierende Oberfläche geringer ist. Die verkleinerten Kanäle müssen dann aber auch entsprechend öfter geleert werden, was somit auch die Methan-Emissionen mindert.
Ebenfalls hauptsächlich zur Reduktion von Ammoniak-Emissionen werden Entmistungsverfahren per Unterflurschieber mit Kot-Harn-Trennung genutzt. Hierbei ist unter dem Spaltenboden ein V-förmiges Gefälle zur Mitte hin installiert. In der Mitte befindet sich eine Harnrinne, der Harn fließt von dem Gefälle in die Rinne ab und wird aus dem Stall geleitet. Der Kot bleibt auf den Schrägen liegen und wird per Schieber mehrmals am Tag entfernt und getrennt vom Harn gelagert. Landwirte können so 60% der Ammoniak-Emissionen einsparen. Durch das häufigere Entfernen sinken auch die Methan-Emissionen aus dem Stall.
Gülle in die Biogasanlage: Klimawirksame Methan-Emissionen sparen Landwirte weiterhin ein, indem sie Gülle energetisch in einer Biogasanlage verwerten.
Weitere Stellschrauben
Zusätzliche Maßnahmen, die anfallende Treibhausgase vermeiden, sind:
- Die Nutzung von erneuerbaren Energien, z.B. von Fotovoltaikanlagen oder einer Biogasanlage für den eigenen Energieverbrauch.
- Optimierung der Tiergesundheit, Minimierung der Tierverluste.
- Gas- und Stromverbrauch überprüfen: Maßnahmen zur Stromeinsparung im Stall sind zum Beispiel die Umstellung auf LED-Lampen oder die Ferkelnestbeheizung. So können Infrarotlampen durch eine Abdeckung des Ferkelnestes effizienter und kürzer eingesetzt werden. Dadurch lassen sich bis zu 30% Energie einsparen.
- Lüftung: Eine schlechte Abstimmung zwischen Heizung und Lüftung führt zu hohem Wärme- und Stromverbrauch.
- Lokalisierung von Kälte- und Wärmebrücken an Gebäudehüllen.
- Luftfilter einbauen: Durch die Nutzung einer Abluftreinigung im Stall lassen sich 70% Ammoniak-Emissionen einsparen. Allerdings ist zu beachten, dass Abluftwäscher durch den Betrieb von Pumpen und den Mehrverbrauch der Lüftungsanlagen einen Anstieg des Stromverbrauchs verursachen, das beeinflusst die CO2-Bilanz negativ. Durch die Kombination einer Abluftreinigungsanlage mit einer Wärmerückgewinnung könnte hingegen die CO2-Bilanz verbessert werden, wie aktuelle Ergebnisse der Uni Bonn zeigen.
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