Die geplante Verschärfung der Dünge-VO sorgt für herbe Kritik. Wie kriegen wir die Nitratwerte in den Griff, ohne die Tierhaltung abzuwürgen?
Fred Schnippe, SUS
Gut anderthalb Jahre nach Inkrafttreten der letzten Novelle will Berlin das Düngerecht erneut verschärfen. Auslöser ist eine drohende EU-Klage. So hält Brüssel die deutschen Maßnahmen für Gebiete mit hohen Nitratwerten im Wasser für unzureichend und sieht einen Verstoß gegen die EU-Nitratrichtlinie. Im Raum stehen hohe Strafzahlungen von mehr als 800000 € pro Tag!
Mit heißer Nadel strickten das Berliner Agrar- und Umweltressort im Februar einen Entwurf zur Novelle der Düngeverordnung und sandten diesen nach Brüssel.
Dies löste einen Sturm der Entrüstung aus. Experten der Bundesländer bemängeln, dass sie entgegen des üblichen Prozederes nicht eingebunden wurden. Auch die drastischen Verschärfungen für Gebiete mit hohen Nitratwerten sorgt für Kritik. Insbesondere die pauschale Kappung der Stickstoffdüngung um 20% unter die Düngebedarfsermittlung stößt auf Gegenwehr.
Denn neben Einbußen im Ackerbau würde sich die Nährstoffproblematik in den Veredlungsregionen weiter verschärfen. Besonders hart träfe es Niedersachsen, wo 60% der Landesfläche unter die neuen Restriktionen fallen würden. Der landwirtschaftliche Berufsstand fordert, den Entwurf umgehend zu überarbeiten.
SUS hat mit vier Experten aus Beratung und Praxis über mögliche Maßnahmen diskutiert.