In einem Schweizer Betrieb starben plötzlich viele normal entwickelte Saugferkel. Der Schweinegesundheitsdienst kam zu Hilfe.
Dr. Corinne Giese, SGD Sempach
In einem Schweizer Zuchtbetrieb mit 65 Sauen wurden zunehmend hohe Ferkelverluste in den ersten Lebenstagen beobachtet. Die Ferkel zeigten keine klinischen Symptome wie Durchfall oder ähnliches, sodass der Landwirt die Ursache zunächst auf die Lebensschwäche der Ferkel schob. Als schließlich auch kräftige Tiere betroffen waren und diese verendeten, wurde der Schweinegesundheitsdienst (SGD) hinzugezogen.
Keine deutlichen Symptome
Zur genauen Beurteilung des Problems fand der Erstbesuch kurz nach dem Hauptabferkeltag statt. Hier zeigte sich, dass sich die Situation bereits zugespitzt hatte. In den ersten zwei Lebenstagen der aktuellen Gruppe lagen die Verluste bei 50%. Kein Ferkel zeigte deutliche Symptome wie Durchfall, die Tiere waren nicht abgemagert und es gab auch keine Hinweise auf Milchmangel oder andere Probleme seitens der Sauen.
Bei dieser Art von Verlusten in den ersten Lebenstagen fällt der Verdacht auf eine Infektion mit dem Clostridium perfringens Typ C, der Erreger für die hömorrhagisch nekrotidierende Enteritis oder Clostridiose. Dieser greift den Dünndarm an und führt zu einem schnellen Tod, bei dem nur in Ausnahmefällen vorangehende Symptome wie blutiger Durchfall oder ein blutverschmierter After zu beobachten sind. Der Erreger befindet sich im Kot der Sau und wird von den Saugferkeln direkt nach der Geburt über das Maul aufgenommen.
Doch auch Infektionen mit anderen Erregern wie Colibakterien oder Rotaviren könnten diese Krankheitsbilder ausgelöst haben. Eine Vergiftung, die ebenfalls zu vermehrten Todesfällen führen kann, wurde in diesem Fall weitestgehend ausgeschlossen.
Diagnostik auf dem Betrieb
Der Verdacht der Clostridien-Infektion lässt sich am besten durch eine Sektion bestätigen, da die Infektion typische Befunde zeigt. Beim Besuch des Schweinegesundheitsdienstes lagen mehrere verendete Ferkel vor, sodass an zwei Tieren eine Hofsektion durchgeführt werden konnte.
Beide Saugferkel zeigten Darmveränderungen mit blutigen Inhalten. Dies ist ein typisches Bild der Infektion mit Cl. perfringens Typ C. Drei weitere gerade verendete Ferkel wurden zur genaueren Untersuchung in die Pathologie nach Zürich gegeben.
Um keine Zeit zu verlieren wurde empfohlen, die Würfe der zwei bisher noch nicht geferkelten Sauen am ersten Lebenstag metaphylaktisch gegen Clostridien zu behandeln. Zudem wurden strenge, hygienische Maßnahmen besprochen. Dazu gehören die strikte Einhaltung des Rein-Raus-Prinzips mit gründlicher Reinigung und Desinfektion nach jedem Umtrieb sowie ein Leerstand der Abferkelabteile von zwei bis drei Tagen.
Letzteres konnte bislang nicht umgesetzt werden, da häufig aus Platzgründen noch am Absetztag neu aufgestallt werden musste. Ebenso räumte der Betriebsleiter ein, auch das Rein-Raus-Prinzip nicht immer konsequent eingehalten zu haben. Dies könnte der Grund sein, warum sich in relativ kurzer Zeit ein so starker Clostridien-Druck aufbauen konnte.
Langfristige Maßnahmen
Die Laboruntersuchung der drei eingeschickten Ferkel bestätigte endgültig die Verdachtsdiagnose mit Clostridien. Weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der tödlich verlaufenden Krankheit wurden eingeleitet.
Ein Ansatz, gegen die Infektion mit Cl. perfringens Typ C vorzugehen, ist eine Mutterschutzimpfung. Nach einer Grundimmunisierung der Herde erfolgt jeweils vor dem Abferkeltermin eine Auffrischungsimpfung. Die gebildeten Antikörper werden dann über die Milch an die Ferkel weitergegeben.
Der Betrieb begann sofort mit der Grundimmunisierung der Sauenherde, konnte jedoch für die nächsten zwei Abferkelgruppen noch keinen stabilen Impfschutz aufbauen. So wurden diese Ferkel metaphylaktisch am ersten Lebenstag behandelt.
Als die Abferkelung der ersten korrekt geimpften Sauen anstand, wurde auf die vorbeugende Maßnahme verzichtet. Hier zeigte sich der Erfolg der Impfung, da die Verluste auch ohne antibiotische Behandlung nicht wieder zunahmen. Zudem stellt die Impfung auch einen Schutz gegen E.Coli-Durchfälle dar und ermöglicht eine weitere Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes.
Die Sporen der Clostridien können über Jahrzehnte in der Gülle oder in den Ställen überleben. Deshalb ist es im Einzelfall schwierig, den genauen Grund für einen Ausbruch zu finden. Faktoren wie Tierzukauf, Immunstatus der Herde und praktizierte hygienische Maßnahmen können aber signifikanten Einfluss auf einen akuten Ausbruch haben.