Um die pandemische Influenza bei Sauen nachzuweisen, mussten ungeimpfte Masttiere in die Diagnostik einbezogen werden.
Dr. Torsten Pabst, Dülmen
Hubertus Hansmeier (Name geändert) hält 500 Sauen und mästet auf 6000 Plätzen. Die Muttertiere werden routinemäßig gegen Parvo/Rotlauf, PRRS, Circovirus, Coli/Clostridien und Influenza geimpft. Die Ferkel behandelt der Sauenhalter in der dritten Lebenswoche mit einem Circo/M.hyo-Kombinationsimpfstoff. Trotz der umfangreichen Impfungen gab es Probleme.
Aborte und Todesfälle
Im September 2017 beobachtete Hansmeier vermehrte Aborte und plötzliche Todesfälle bei den tragenden und säugenden Sauen. Parallel husteten einzelne Muttertiere. Im Zuge der Diagnostik wurden zum einen Sauen zur Sektion gebracht. Zum anderen wurden zunächst 15 Blutproben auf Infektionserreger wie Chlamydien, Leptospiren, Influenza, PRRS und PCV-2 untersucht.
Bei zwei von drei zur Sektion gebrachten Sauen konnten Lungenentzündungen nachgewiesen werden. Die weiterführenden Untersuchungen auf Influenza, M. hyopneumoniae und PRRS verliefen negativ, ebenso die Blutuntersuchungen auf Chlamydien und Leptospiren. Fehlanzeige auch bei der direkten Erregersuche mittels PCR in Poolproben auf PRRS und PCV2.
PanH1N1 in der Mast
Mittels ELISA konnten im Blut Antikörper gegen Influenza nachgewiesen werden. Da es sich um mit Respiporc FLU3 geimpfte Tiere handelte, wurden die Blutproben weiter im Hämagglutinationshemmungstest untersucht. Hierbei wird zwischen den unterschiedlichen Influenza-Subtypen unterschieden.
Es konnten zum einen Antikörper gegen die Stämme H1N1, H1N2 und H3N2 nachgewiesen werden. Im Verdacht standen jedoch auch die pandemischen Grippestämme panH1N1 und panH1N2. Es konnte keine Aussage getroffen werden, ob die Schweine tatsächlich Kontakt zu pandemischem H1N1-Virus hatten oder ob es sich um Kreuzreaktionen mit klassischer H1N1 handelte, hervorgerufen durch die Impfung.
Deshalb wurden ungeimpfte Tiere aus der Aufzucht und Mast einbezogen. Auch in diesen Produktionsbereichen hatte Hansmeier immer wieder Husten beobachtet. Wegen der Probleme mit Atemwegsinfektionen wurde das Blut von zehn Aufzuchtferkeln mit 25 kg und zehn Mastschweinen mit 60 kg auf Antikörper untersucht.
Ergebnis: Antikörper gegen H1N1, H1N2 und H3N2 wurden nicht gefunden. Jedoch konnten in fünf von zehn Blutproben von Ferkeln und in sieben von zehn Blutproben aus der Mast Antikörper gegen panH1N1 bestimmt werden. Somit stand fest: Es handelte sich um eine Infektion mit einem pandemischen H1N1-Influenzavirus.
Impfprogramm ergänzt
Das besondere Merkmal bei pandemischen Influenza-Stämmen sind zum einen die unspezifischen klinischen Erscheinungen. Zudem wird das Immunsystem geschwächt, sodass andere Erreger wie Streptokokken, Haemophilus parasuis etc. vermehrt Probleme bereiten. Mitunter treten auch schwere Verläufe mit toten Sauen auf.
Da der klassische Dreifach-Impfstoff gegen die Influenza keinen Schutz gegenüber pandemischen Influenzaviren bietet, wurden die Muttertiere zusätzlich zweimal im Abstand von drei Wochen gegen pandemische Influenza mit der Spezialvakzine Respiporc®FLUPanH1N1 geimpft. Nach dieser Maßnahme traten keine Aborte auf und es verendeten auch keine Muttertiere mehr. Des Weiteren waren die Atemwegsinfektion bei den Sauen deutlich vermindert. Der Zustand des Bestandes stabilisierte sich somit zügig.