Die einmalige Eiseninjektion ist auf vielen Betrieben Standard. Doch in besonderen Situationen lohnt es, diese Maßnahme zu überprüfen. Ein Fall aus der Praxis.
Dr. Eckhard Meyer, LfULG Köllitsch
Saugferkel brauchen zusätzliches Eisen, um ihr Wachstumspotenzial voll auszuschöpfen. Um ihnen dies zu verabreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Die am häufigsten in der Praxis anzutreffende Form der Applikation ist die einmalige Injektion von 200 mg Eisendextran je Ferkel. Die Gabe findet in der Regel zwischen dem ersten und dritten Lebenstag statt. Diese Standardmaßnahme ist eine erhebliche Belastung für die Saugferkel und setzt eine ausreichende Milchaufnahme voraus.
Für das Tier weniger belastend ist die orale Gabe von Eisen. Für dieses Verfahren stehen eisenhaltige Pasten zur Verfügung, die nach der ersten Kolostrumaufnahme eingegeben werden. Daneben gibt es eisenhaltigen Torf zur freiwilligen und damit nicht kontrollierbaren Aufnahme.
Auslöser Streptokokken
Zwar ist das Thema Eisengabe für viele ein alter Hut. Dennoch können gelegentlich Probleme auftreten, die mit der Eisengabe verbunden sein können. So traten im Versuchsstall des LVG Köllitsch schwer therapierbare Ferkel mit Gelenkentzündungen auf. Dieses Problem kann durch die Eisenversorgung verstärkt werden. Denn mit jeder Injektion werden Strepto- und Staphylokokken unter die Haut oder den Muskel verbracht. Gleichzeitig bekommen die Keime mit dem Eisen das nötige Futter dazu.
Somit war der hohe Streptokokkendruck Anlass, die Eisengabe im Sauenbetrieb auf den Prüfstand zu stellen. Neben diesem tiergesundheitlichen Aspekt sollte auch geprüft werden, ob bei großen Würfen und intensivem Wachstum die einmalige Standardversorgung noch bedarfsgerecht ist oder die zweimalige Applikation Vorteile bringt. Denn die durchschnittliche Wurfgröße ist von Jahr zu Jahr gestiegen.
Für den Versuch in der Lehrwerkstatt Schwein standen 83 hochtragende Sauen in sechs aufeinanderfolgenden Durchgängen zur Verfügung. Die Sauen wurden jeweils am 110. Trächtigkeitstag in den Abferkelbereich eingestallt. Bei Sauen, die am 116. Trächtigkeitstag (mittwochs) noch nicht geferkelt hatten, wurden die Geburten hormonell eingeleitet.
Spritze und Paste verglichen
Die Würfe wurden auf drei Gruppen verteilt (s. Übersicht 1). Tiere der Kontrollgruppe erhielten am dritten Lebenstag eine Applikation von 200 mg Eisendextran in die Kniefalte. Bei Ferkeln der Versuchsgruppe 1 wurde die gleiche Menge auf zwei Termine am dritten und zehnten Lebenstag verteilt. In den Durchgängen vier bis sechs wurde die zweite Dosis auf 200 mg Eisendextran aufgestockt.
In einer weiteren Gruppe wurde das Eisen in drei Durchgängen in Form von 2 ml Eisenpaste (Ferroral, Schippers) am dritten und zehnten Lebenstag oral appliziert. In drei weiteren Abferkeldurchgängen wurde dieser Versuchsgruppe ab dem fünften Lebenstag Eisentorf (BabyFerPig, Schippers) in einem kleinen Zusatztrog in den Abferkelbuchten zur freiwilligen Aufnahme zur Verfügung gestellt.
Die durchschnittliche Wurfgröße betrug 15 lebend und 1,9 tot geborene Ferkel. Von den 1243 lebend geborenen Ferkeln wurden 1068 Ferkel abgesetzt. Von jedem Einzeltier wurden die Gewichte bei der Geburt, beim Absetzen und zum Ende der Ferkelaufzucht erfasst.
In der dritten Säugewoche fand eine Beurteilung der Körperfarbe nach einem selbst entwickelten Boniturschema auf einer Skala von 1 bis 4 statt. Die mit 1 bewerteten Ferkel waren sehr blass, die mit 4 dunkelrosa. Bei der zeitgleich durchgeführten Gelenkbewertung wurde die Note 1 vergeben, wenn das Tier keine Veränderungen aufwies. Ferkel der Kategorie 4 litten unter extremer Gelenkentzündung.
Blasse Ferkel bei oraler Gabe
Zunächst die Ergebnisse zum optischen Eindruck in der dritten Säugewoche: Hier schnitt die gesplittete Eiseninjektion besonders gut ab. In dieser Behandlungsgruppe war der Anteil an Ferkeln mit einer schwach rosa Hautfarbe am geringsten (35%) und der Ferkel mit intensiver rosa Hautfärbung (8%) am höchsten (siehe Übersicht 2).
Die Steigerung der Menge von 100 auf 200 mg Eisendextran erhöhte lediglich den Anteil Ferkel mit intensiver Hautfärbung. Für den optimalen optischen Gesamteindruck reichen also 100 mg Eisen am dritten Lebenstag, wenn eine weitere Gabe erfolgt.
Im Vergleich dazu war der optische Gesamteindruck bei einer oralen Eisengabe deutlich schlechter. So wurden 65% der Ferkel dieser Behandlungsgruppe als schwach rosa eingestuft. Das Ergebnis wird maßgeblich durch die Ferkel mit freiwilliger Eisenaufnahme über den Eisentorf beeinflusst. Diese ist offensichtlich nicht sicher genug.
Doch nicht der optische Eindruck zählt, sondern die Entwicklung der Saugferkel sowie deren Absetzgewichte. In der Kontrollgruppe und den zwei Versuchsgruppen wurden Gewichte von 7,59 bzw. 7,85 und 7,57 kg erreicht. Die mit Eisentorf statt zweiter Eisenpastengabe versorgten Ferkel waren tendenziell leichter.
Zunahme nach Absetzen
Die unterschiedliche Eisengabe wirkte sich ebenfalls nicht auf die Verlustrate und den Anteil erforderlicher antibiotischer Behandlungen aus. Unabhängig von der Eisenbehandlung verstarben den großen Würfen geschuldet, nach dem dritten Lebenstag noch 10,6% der Ferkel und 14,4% der Saugferkel mussten antibiotisch behandelt werden.
Völlig unerwartet drehte sich die Situation während der darauf folgenden Aufzucht. Ferkel mit zweigeteilter Eiseninjektion erreichten bei aufgestockter zweiter Gabe mit über 500 g die höchsten Zunahmen. Das Ausstallgewicht nach 35 Tagen lag in dieser Gruppe im Schnitt bei 25,6 kg. Dabei sollte die Beifutteraufnahme die Eisenversorgung sichern. Möglicherweise ist diese bei guter Milchversorgung nicht sicher genug.
Weniger dicke Sprunggelenke
Während die orale Eisengabe hinsichtlich der biologischen Leistungen in der Aufzucht vergleichsweise schlecht abschnitten, kann die Versorgung über Eisenpasten den Streptokokkendruck mindern. Die Tiere zeigten weniger oft dicke Sprunggelenke.
So führte der doppelte Einsatz der eisenhaltigen Paste zu signifikant mehr Ferkeln mit völlig intakten Sprunggelenken (siehe Übersicht 3). Bei der Kombination mit dem Eisentorf war der Effekt gleichgerichtet, aber geringer.
Einen größeren Effekt als die Applikationsform des Eisens auf Gelenkentzündungen hatte in dem Sauenbetrieb allerdings die Überarbeitung der betriebsspezifischen Vakzine gegen Streptokokken und Staphylokokken gebracht. Diese Impfstoffe sind keine Selbstläufer. Es wird empfohlen, sie einmal jährlich zu überarbeiten.