Jungsauen sind das Fundament einer erfolgreichen Ferkelerzeugung. Bei der Herdenintegration spielen Tiergesundheit, Kondition und Belegmanagement eine große Rolle.
Dr. Michael Kleve-Feld, PIC-Produktionsberater
Die professionelle Eingliederung von Jungsauen ist einer der bedeutendsten Faktoren für den Aufbau einer gesunden und leistungsstarken Sauenherde. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass Sauen mit überdurchschnittlichen Leistungen im ersten Wurf in der Regel auch in den folgenden Würfen sehr gute Leistungen zeigen.
Damit der Start gelingt, ist ein entsprechender Isolierstall allein schon aus gesundheitlicher Sicht unerlässlich. Dieser sollte nach Möglichkeit räumlich getrennt von den anderen Ställen liegen und nach dem Rein-Raus-Prinzip belegt werden. Nach jedem Durchgang schließt sich eine gründliche Reinigung und Desinfektion an.
Zu beachten ist, dass nur Jungsauen in guter körperlicher Verfassung erfolgreich eingegliedert werden können. Tiere, die in Größe und Gewicht zurückgefallen sind, Gelenk- oder Klauenprobleme zeigen oder weniger als 14 intakte Zitzen aufweisen, fallen durch das Selektionsraster. Dies gilt für Zukauftiere und selbst nachgezogene Jungsauen gleichermaßen.
Drei Wochen Quarantäne
Erfüllen die potenziellen Zuchttiere die Anforderungen, beginnt die Eingliederung mit einer dreiwöchigen Quarantänezeit. In diesem Zeitraum entwickeln die meisten gängigen Erkrankungen sichtbare Symptome. In dieser Phase sollten auch entsprechende Impfungen durchgeführt werden. Weiterhin empfiehlt es sich, eine etwaige Transportrausche der Tiere zu dokumentieren.
Ein unterschätzter Aspekt ist der Kontakt mit Menschen während der Quarantäne. Denn Sauen, die bereits gut an menschlichen Kontakt gewöhnt sind, erfahren nach der Umstallung in das Deckzentrum weniger leistungsgefährdenden Stress.
Im Anschluss werden die Jungsauen optimalerweise in einen Eingliederungsstall umgestallt, wo sich zwar eine räumliche Nähe aber noch kein direkter Kontakt zum restlichen Bestand ergibt. Über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen werden die Tiere dann erstmalig kontrolliert mit der Keimflora der Herde konfrontiert. Hierzu kann man über zwei bis drei Wochen regelmäßig Kotmaterial aus dem Abferkel- oder Wartestall in den Quarantänestall bringen. Alternativ können Kontakttiere aus dem Hauptbestand dazugestallt werden. In dieser Zeit sollten auch entsprechende Nachimpfungen sowie die Entwurmung stattfinden.
Direkter Eberkontakt
Neben den gesundheitlichen Maßnahmen können die Tiere ab dem sechsten Lebensmonat bzw. drei bis fünf Wochen nach Lieferung gezielt mit einem Eber in Kontakt gebracht werden. Idealerweise wird der Eber den Jungsauen täglich vorgeführt, wobei jedes Tier mindestens 45 bis 60 Sekunden Nasenkontakt zum Eber haben sollte.
Studien haben gezeigt, dass die Stimulation am effektivsten ist, wenn die Sauen direkten Kontakt mit dem Eber haben. So konnten nach drei Wochen 30% mehr Jungsauen in Rausche gebracht werden, als wenn der Stimulationseber nur im Gang läuft.
Wichtig ist hier, dass mit aktiven, adulten Ebern gearbeitet wird. Charakteristische Merkmale für diese Tiere sind das starke Schaumschlagen des Speichels sowie vermehrte Lautäußerungen und starker Ebergeruch. Bei großen Gruppen ist darauf zu achten, dass mit jedem Eber nicht länger als eine Stunde gearbeitet wird, um Ermüdung und einer nachlassenden Stimulationswirkung vorzubeugen.
Rausche steuern
Insbesondere bei weiten Produktionsrhythmen bietet es sich an, zur Brunstsynchronisation Präparate mit dem Wirkstoff Altrenogest einzusetzen. Die Behandlung wird über 18 Tage durchgeführt, wobei die letzte Gabe 24 Stunden vor dem Absetzen der entsprechenden Altsauen-Gruppe erfolgt. So ist gewährleistet, dass etwa 80% der Jungsauen vier bis sechs Tage nach der letzten Behandlung rauschen und belegt werden können.
Bei der oralen Verabreichung ist unbedingt darauf zu achten, dass alle Tiere ausreichend Wirkstoff aufnehmen. Am zuverlässigsten erweist sich hier die individuelle Verabreichung mit einer Drench-Pistole. Bewährt hat sich das Anlernen der Tiere über einige Tage mit Apfelsaft.
Die Umstallung der Jungsauen in den Deckstall sollte mindestens zwei Wochen vor der Erstbelegung stattfinden, um eine Adaption an die neue Umgebung sowie das Futter zu gewährleisten. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine spätere Umstallung die Anzahl lebendgeborener Ferkel im ersten Wurf um 0,4 bis 0,9 sinken lässt, da der damit einhergehende Stress die Eizellenentwicklung beeinträchtigt.
Auf Kondition achten
Jungsauen sollten von der Geburt bis zur Erstbelegung ad libitum gefüttert werden. Ziel sind durchschnittliche Tageszunahmen von 600 bis 770 g. Das empfohlene Gewicht bei der ersten Belegung variiert je nach Genetik. So gilt für Zuchttiere von PIC ein Gewicht zwischen 135 und 160 kg als ideal. Das entspricht bei einer normalen Wachstumskurve einem Alter von 200 bis 210 Tagen. Für die dänischen Zuchtlinien werden 155 kg bzw. circa 245 Tage als Referenz angegeben.
Während zu leicht belegte Tiere dazu neigen, in der ersten Laktation zu stark an Körpergewicht zu verlieren, haben zu schwere Jungsauen häufig mit Fundamentproblemen zu kämpfen. In Konsequenz verkürzt dies die Verweildauer in der Sauenherde. Um dem vorzubeugen, kann während der Eingliederung ein spezielles Maßband für die Gewichtsbestimmung zu Hilfe genommen werden.
Mit diesem Maßband wird hinter der letzten Rippe der Umfang der Jungsau gemessen. Das optimale Gewicht zum Belegen korreliert bei den meisten Zuchtlinien mit einem Körperumfang von 89 bis 91,5 cm. Die Erstbelegung der Jungsauen ist bei entsprechendem Gewicht frühestens in der zweiten Rausche vorzunehmen. Die letzte Impfung sollte mindestens drei Wochen zurückliegen.
Auch die Rückenspeckdicke kann ein Parameter sein. Um die Produktivität zu maximieren, sollte eine Jungsau zum Zeitpunkt der Belegung eine Rückenspeckdicke zwischen 12 und 15 mm aufweisen.
Nichtrauscher untersuchen
Ein gutes Jungsauenmanagement definiert sich zum einen durch die biologischen Leistungen. Zum anderen durch die Verweildauer der Muttertiere im Bestand. Bei optimalem Management kommen mindestens 70% der Jungsauen vier Wochen nach dem Eberkontakt in Rausche. Die Abferkelrate sollte bei über 90% mit über 15,5 gesamtgeborenen Ferkeln pro Wurf liegen.
Mindestens 90% der Zuchttiere sollten nach dem ersten Wurf wiederbelegt werden können, wobei ein Absetz-Belege-Intervall von unter sechs Tagen anzustreben ist. In puncto Langlebigkeit gilt eine Nutzungsdauer über mindestens drei Paritäten für über 75% der Tiere als anzustrebender Mindeststandard.
Zeigen weniger als 70% der Jungsauen vier Wochen nach dem Eberkontakt Anzeichen einer Rausche, gilt es mögliche Problembereiche systematisch auszuschließen. Hierzu gehören ein suboptimales Stallklima, reduzierte Futteraufnahme, passive oder zu wenige Eber, unzureichend geschultes Personal oder jegliche Art von Stress bzw. Krankheit.
Eigene Untersuchungen an Sauen, die aufgrund fehlender Rausche oder Unfruchtbarkeit zum Schlachter gegeben wurden, haben gezeigt, dass ein Großteil dieser Tiere biologisch gesehen in Rausche waren und Follikel produzierten. Demnach sollte die Qualität der Trächtigkeitskontrolle bei der Ursachenforschung an erster Stelle stehen. Gezielte Ultraschalluntersuchungen der Ovarien können hier Aufschluss geben.
Fazit
Jungsauen sind ein fundamentaler Bestandteil zur Erhaltung der Herdenproduktivität. Neben der Tiergesundheit zählen die ad libitum-Fütterung, die Belegung bei entsprechendem Gewicht sowie ausreichender und intensiver Eberkontakt ab einem Alter von ca. 24 bis 26 Wochen zu den Eckpfeilern der Eingliederung.
Über 90% der Sauen sollten nach dem ersten Wurf direkt wiederbelegt werden können. Bei erhöhten Abgängen von Nichtrauschern ist die Rauschekontrolle zu überprüfen.