Markus Steverding hat sich mit 90 Landwirten an einer Anlage zur Gülleaufbereitung beteiligt. So hat der münsterländer Ferkelerzeuger die Kosten der Gülleabgabe gesenkt.
Fred Schnippe, SUS
Seit mehr als fünf Jahren tüfteln Veredlungsbetriebe im Kreis Borken im Westmünsterland an einem Konzept zur Gülleaufbereitung. Dies soll die Nährstoffüberschüsse in der viehstarken Region verringern und die Gülleabgabe für die Landwirte besser planbar und günstiger machen.
Nun ist die Kooperationsanlage an den Start gegangen. Die 90 beteiligten Schweine- und Rinderhalter haben 18 Mio. € in die Naturwertstoffe GmbH investiert. Das 4 ha große Betriebsgelände liegt im Industriegebiet von Velen, Details im Kasten auf Seite 31.
Sauenhalter ab Start dabei
Einer der Miteigentümer ist Ferkelerzeuger Markus Steverding. Der Landwirt führt in der Nähe von Borken mit seiner Frau, seinem Vater und einer Mitarbeiterin einen Betrieb mit 450 Sauen. Steverding war von Beginn an im Beirat der Aufbereitungsanlage aktiv. „Wir haben viel Pionierarbeit geleistet. Denn eine solche Anlage zur Vollaufbereitung gibt es bislang in Deutschland nicht“, schildert der Praktiker.
Der Ferkelerzeuger möchte mit der Beteiligung sein Nährstoffmanagement optimieren. Denn auf seinen 35 ha Nutzfläche kann er nur etwa die Hälfte der Gülle verwerten. So musste der Betrieb zuletzt rund 1000 m³ Gülle im Jahr abgeben.
Um den Phosphorsaldo zu entlasten, setzte Markus Steverding auf die Abgabe dicker Gülle mit hohem TS-Gehalt. „Je dicker die Gülle ist, desto mehr Phosphor enthält sie. Doch Gülle mit hohen P-Gehalten ist hier kaum unterzubringen, sodass wir weite Transportwege haben. Die Abgabekosten sind so auf bis zu 20000 € pro Jahr gestiegen“, schildert der Betriebsleiter.
Dickgülle mit 9% P abgeben
Im September dieses Jahres konnte Steverding die ersten 300 m3 Dickgülle an die gemeinschaftliche Aufbereitungsanlage abgeben. Den Transport übernimmt eine Spedition. Um die hygienischen Risiken zu senken, fahren die Lkw ausschließlich Gülle von den beteiligten Landwirten. Zudem stellt jeder Betrieb einen separaten Gülleschlauch bereit.
Die Aufbereitungsanlage ist so konzipiert, dass die Landwirte Gülle mit hohem TS-Gehalt liefern. Um dies zu erreichen, lässt Steverding seine Gülle im Außensilo absetzen. Nach dem letzten Befüllen des 540 m3 fassenden Silos ruht die Gülle etwa sieben Tage. Dann leitete der Landwirt die in den oberen zwei Dritteln des Silos befindliche dünnen Gülle in ein anderes Lager um. Die verbleibenden rund 180 m3 Dickgülle weisen bei 8% TS etwa 5% Gesamtstickstoff und 9% Phosphat auf.
Für das Umfüllen der Dünngülle nutzt der Praktiker eine pfiffige Selbstbaulösung. Diese besteht aus einem 100 mm-Rohr, das über den Rand bis auf etwa ein Drittel Höhe des Güllesilos verläuft (siehe Grafik, Seite 30). Auf der anderen Seite führt das Rohr in das Erdlager unter dem angrenzenden Sauenstall.
Der Clou ist ein Kugelhahn im Güllerohr, den Steverding auf Kopfhöhe montiert hat. Darüber befindet sich ein Anschluss für einen Wasserschlauch. So kann der Betriebsleiter das Rohr absperren und im oberen Teil mit Wasser füllen. Dann öffnet er den Kugelhahn, wodurch das Wasser per Schwerkraft ins Erdlager fließt und die Dünngülle nachsaugt. „Das Umfüllen erfolgt ohne Pumpe und endet selbsttätig, sobald das Güllesilo bis auf ein Drittel entleert ist“, erklärt der Landwirt.
Lieferrecht für 110 t TS
Markus Steverding plant, jedes Quartal etwa 300 m3 Dickgülle abholen zu lassen. Damit wäre sein Lieferrecht von umgerechnet 110 t Trockensubstanz im Jahr erreicht. Wie viel Gülle die Betriebe abgeben dürfen, hängt von der Höhe ihres Kommanditanteils ab. Die Anlage bietet ein dreistufiges Modell mit 15000, 25000 und 40000 € KG-Anteil an. „Ich habe in der mittleren Stufe gezeichnet. Auch mein Stimmrecht in der Gesellschaft ist nach dem KG-Anteil gewichtet“, so Steverding.
Der Abgabepreis für die Gülle ist ebenfalls gestaffelt. Da die Aufbereitungsanlage Gülle mit hohen TS-Gehalten aus technischen Gründen bevorzugt, ist der Abgabepreis bei einem hohen TS-Gehalt von 10% mit 8 €/m3 am günstigsten. Dies ist am ehesten mit abgesetzter Mastschweinegülle zu erreichen. Für jeden Punkt unter 10% TS steigen die Abgabekosten um 1 €.
Kosten von 10 €/m3 Gülle
Entsprechend zahlt Steverding für seine Gülle mit 8% TS derzeit 10 € je m3. Die Kosten für den 13 km langen Transport zur Aufbereitung trägt die Anlage. Der Betriebsleiter kalkuliert, dass er damit rund 10000 € im Jahr günstiger abschneidet als bei der früheren, überbetrieblichen Gülleabgabe.
Hierbei hat der Ferkelerzeuger berücksichtigt, dass er heute noch stärker eingedickte Gülle abgeben kann: „Früher war bei 7 kg Phosphor pro Kubikmeter Schluss, weil wir sonst keinen Abnehmer gefunden haben. Jetzt liegen wir bis zu 1,5 kg je Kubikmeter höher, was unser P-Konto zusätzlich entlastet.“ Der Betriebsleiter geht davon aus, dass er die P-Versorgung seiner Ackerflächen so weiter optimieren kann.
Auch die im Betrieb verbleibende dünne Phase der Gülle lässt sich gut in die Düngung einbinden. Denn der Stickstoff liegt hierin überwiegend als Ammonium vor, das schnell pflanzenverfügbar ist und dessen Düngewirkung sich gut steuern lässt.
Momentan erhält Steverding aus dem Aufbereitungsprozess auch noch kleinere Mengen Kali-Wasser mit einem K-Gehalt von etwa 3 kg/m3 zurück. Dieses hat der Landwirt in einen Feldrandcontainer liefern lassen und direkt im Herbst auf seine Zwischenfrüchte und Ackergras ausgebracht. Als Schweinehalter hätte er seinen Kali-Bedarf sonst über Mineraldünger abdecken müssen. Mittelfristig soll aber auch der Kali-Anteil der Dickgülle vollständig in der Aufbereitungsanlage verwertet werden.
Abgabekosten halbiert
Doch schon jetzt weiß Markus Steverding die Vorteile der Aufbereitungsanlage zu schätzen: „Ich habe die Kosten für die Gülleabgabe praktisch halbiert und kann gleichzeitig einer hohen P-Versorgung meiner Flächen begegnen.“ Einen weiteren Vorteil sieht der Praktiker darin, dass die Aufbereitungsanlage kontinuierlich Gülle benötigt, auch im Winter. Denn so ist er gerüstet, wenn der Gesetzgeber längere Lagerzeiten für Gülle beschließt.
Der Landwirt ist überzeugt, dass die Aufbereitungsanlage auch die gesellschaftliche Akzeptanz der Tierhaltung verbessert. Denn durch die angepeilte Vollaufbereitung entstehen keine Reststoffe, was die Umwelt entlastet. Gleichzeitig erzeugt die Anlage Ökostrom. „Heute bin ich froh, dass wir trotz der langen Planungszeit und der Rückschläge nicht aufgesteckt haben“, resümiert Markus Steverding.