SUS 6/2022

Ferkelmarkt 2023: Bessere Preise in Sicht

Im neuen Jahr spricht vieles für einen Aufschwung am Schweinemarkt.

Unser Autor Dr. Albert Hortmann-Scholten, LWK Niedersachsen, berichtet

Bereits seit Mitte 2020 schreiben die Ferkelerzeuger in Deutschland rote Zahlen. Das wirkt wie ein Turbo auf den Strukturwandel. Experten rechnen in der November-Viehzählung nur noch mit rund 1,3 Mio. Sauen in Deutschland. Das wären knapp 200 .000 weniger als bei der Viehzählung im Mai 2022.

Dabei sind die Ferkelpreisnotierungen auf den ersten Blick gar nicht so schlecht, sie liegen über dem Niveau der Vorjahre. Sorgen bereiten mit Blick auf das kommende Jahr die weiterhin explodierenden Produktionskosten. Durch den Krieg in der Ukraine sind viele Kostenblöcke in der Ferkelerzeugung derart in die Höhe geschossen, dass selbst höhere Erlöse weiterhin kein positives Ergebnis zulassen. Die Preise für z.B. Ferkelaufzuchtfutter bewegen sich seit März auf einem extrem hohen Niveau (siehe Übersicht 1).

Und trotz Gas- und Strompreisbremse werden sich die Energiekosten in vielen Sauen haltenden Betrieben gegenüber dem letzten Winter verdoppeln.

In der Schweinemast ist die Erlössituation ähnlich angespannt. Steigende Futter- und Energiekosten bei gleichzeitig sinkender Fleischnachfrage haben die Mäster verunsichert. Die Aufstallbereitschaft war im Herbst 2022 phasenweise so stark eingeschränkt, dass trotz eines zurückpendelnden Ferkelangebots Preisdruck aufkam. Viele Sauenhalter hatten große Schwierigkeiten beim Verkauf ihrer Ferkel.

Weniger Futter und Sperma

Die angespannte Situation könnte sich im kommenden Jahr endlich ändern. Denn dann wird das Angebot nochmals deutlich sinken. Kommen dazu weiter positive Signale vom Schlachtschweinemarkt, steht einer Erholung am Ferkelmarkt nichts entgegen. Gleich mehrere Faktoren sprechen für die Trendwende.

Das Angebot an Schlachtschweinen wird im 1. Quartal 2023 deutlich sinken. Zum einen wurden im Vergleich zu den Vorjahren nochmals weniger Ferkel aus den Niederlanden und Dänemark eingeführt. Die vorläufigen Schätzungen der LWK Niedersachsen für das Jahr 2022 liegen zwischen 8,1 und 8,3 Mio. Tieren (siehe Übersicht 2.)

Zum anderen reißt die weiterhin wegbrechende heimische Sauenhaltung ein erhebliches Ferkelloch. Das erkennt man beispielsweise an den Verkäufen der deutschen Mischfutterindustrie. Diese registrierte zum Jahresende 2022 deutliche Umsatzeinbrüche beim Ferkel- und Sauenfutter. Gleichzeitig berichten Besamungsstationen im 4. Quartal 2022 von zweistelligen Einbrüchen beim Spermaverkauf.

Deutschland ist bei der Bestandsentwicklung kein Einzelfall. Die Schweinebestände sinken mittlerweile in der gesamten EU. Die Kommission meldete bereits im Spätsommer 2022 das kleinste Schweineaufkommen seit dem Jahr 2014. Bis auf Spanien dürften laut EU-Prognosen die Bestände im Jahr 2023 in allen Mitgliedsstaaten weiter rückläufig sein. Allerdings stößt man auch in Spanien zusehends an Grenzen.

Ferkelangebot sinkt

Besonders massiv sind die Rückgänge in der Sauenhaltung in Süddeutschland. Die Zahl der Zuchtsauen hat sich in Bayern und Baden-Württemberg seit dem Jahr 1985 mehr als halbiert (siehe Übersicht 3).

Sollte dieser massive Substanzverlust anhalten, dürften in...