Moderne Sauen sollten heute fünf bis sechs Würfe schaffen. Tipps, wie Ihre Muttertiere möglichst lange im Bestand bleiben.
Johannes Hilgers, SVR, Prof. Dr. Uwe Hühn, Wölfershausen
Die Ferkelerzeuger haben einen gewaltigen Leistungsschub realisiert. Für die Muttertiere ist es ein Kraftakt, dreizehn oder vierzehn Ferkel großzuziehen. Insbesondere viele junge Sauen können bei diesen Wurfgrößen an ihre Grenzen kommen, d.h. vorzeitig ausscheiden.
Ungewollte Sauenabgänge treiben nicht nur die Remontierungskosten in die Höhe, sondern verändern auch die Altersstruktur der Herde. Dies kann sich negativ auf die Herdenimmunität auswirken. Denn die Remontentiere müssen erst noch eine eigene Abwehrkraft aufbauen. Ideal ist, wenn der Anteil Sauen im ersten und zweiten Wurf bei etwa 35% liegt.
Wichtige Punkte
Um ein ungewolltes Ausscheiden von jungen Sauen zu vermeiden, sind folgende Tipps puncto Management, Fütterung und Impfungen umzusetzen:
Um ein ungewolltes Ausscheiden von jungen Sauen zu vermeiden, sind folgende Tipps puncto Management, Fütterung und Impfungen umzusetzen:
- Jungsauen: Die Anzahl zugeführter Jungsauen muss zu der jeweiligen Gruppengröße passen. Halten Sie rund 20 % Jungsauen je Abferkelgruppe vor. Prüfen Sie die Qualität der Zukauftiere. Eine gute Winkelung der Gelenke, gute Röhrbeinstärke und tadellose Klauenstellung sind wichtig. Auch sollten sie über 7/7, besser noch 7/8 oder beiderseits 8 Zitzen verfügen, eine gute Zitzenverteilung und -ausbildung aufweisen. Werden zugesicherte Eigenschaften nicht erfüllt, können Sie re-klamieren. Gesprächsbedarf sollten Sie auch dann anmelden, wenn über 10% der gekauften Jungsauen vorzeitig geschlachtet werden, weil sie nicht rauschen oder wiederholt umrauschen. Die Urachen sind gemeinsam zu klären.
- Erstbelegalter: Die Jungsauen sollten bei Erstbelegung mindestens 230, jedoch nicht über 255 Lebenstage alt sein. Sie wiegen dann 140 bis 160 kg und weisen eine Rückenspeckdicke von 12 bis 14 mm (P2) auf. Die Besamung erfolgt möglichst im zweiten Östrus nach Eintritt der Geschlechtsreife. Die erste Rausche sollten Sie unbedingt kontrollieren und dokumentieren. Unser Tipp: Füttern Sie die Remontentiere während der letzten sechs Wochen vor der ersten Belegung so, dass tägliche Zunahmen von 700 bis 750 g erreicht werden.
- Impfprogramm: Zu einer sorgfältig abgestimmten Eingliederungsstrategie gehört das Impfprogramm. Jede Impfung setzt die Kenntnis des Gesundheitsstatus der Einzeltiere bzw. der eigenen Herde voraus. Mit dem Hoftierarzt sollten Sie festlegen, welche Impfungen wann, wie oft und durch wen erfolgen. Die meist im Herkunftsbetrieb der Tiere begonnene Grundimmunisierung wird durch Nachimpfungen (Boosterungen) abgeschlossen bzw. es erfolgt die Eingliederung in das betriebseigene Impfprogramm. Mitunter kommen bis zu acht Impfmaßnahmen zusammen, die geschickt zu kombinieren sind. So können Sie dazu beitragen, die Herdenimmunität stabil zu halten.
- Herdenintegration: Jungsauen wachsen in der ersten Trächtigkeit noch. Rangkämpfe mit Altsauen würden sie hier zu stark belasten. Halten Sie die Remonten daher in Jungsauengruppen und integrieren Sie die Tiere erst während der zweiten Trächtigkeit in die Altsauengruppen. Das ist besonders dann sehr wichtig, wenn Sie in der Gruppenhaltung mit Abrufstationen arbeiten.
- Kondition: Es wird empfohlen, die Erstlingssauen so zu füttern und zu managen, dass nach dem Abferkeln bis zum Absetzten ein laktationsbedingter Lebendmasseverlust von höchstens 10% eintritt. Bei einem Durchschnittsgewicht heißt das: Weniger als 20 kg der Lebendmasse. Steigt der Gewichtsverlust auf über 12%, das entspricht einer Abnahme von 25 kg, ist dieser bereits kritisch zu sehen. Ab 15%, d.h. über 30 kg, erleidet das Muttertier Schäden. Als praktikable Kontrolltermine für die Wägungen und Bonitur der Sauen gelten die Hochträchtigkeit sowie das Absetzen, verbunden mit dem Ausstallen der Sau.
- Futteraufnahme: Das Anfüttern der Muttertiere nach der Geburt muss gerade bei den Erstlingssauen behutsam erfolgen. Die Futtermenge ist zunächst in kleinen Schritten zu steigern. Unternehmen Sie alles, um die Futteraufnahme nach den ersten zehn Tagen zu optimieren. Kontrollieren Sie die verzehrten Futtermengen. Um nicht zu viel Gewicht zu verlieren, müsste eine 225 kg schwere Sau, die 13 bis 14 Ferkel aufzieht, von einem Laktationsfutter mit 13,2 MJ ME je kg im Durchschnitt 7 kg täglich verzehren.
- Säugedauer: Oft umfassen die Sauenzyklen 147 Tage. Bei einem Absetz-Beleg-Intervall von fünf Tagen und einer mittleren Trächtigkeitsdauer von 116 Tagen, wie sie sich bei Hochleistungssauen in den letzten Jahren herausgestellt hat, verbleiben somit rechnerisch 25 Säugetage. Diese sollten Sie möglichst ausschöpfen. Von sehr kurzen Laktationsintervallen ist abzuraten, da hohe Absetzgewichte anzustreben sind, was das Absetzen erleichtert. Bei einer Säugezeit von über vier Wochen sind zusätzliche Abferkelbuchten erforderlich und es ist mit höheren laktationsbedingten Körpermasse- und Konditionsverlusten der Muttersauen zu rechnen. Dies kann sich negativ auf das nachfolgende Brunstgeschehen sowie die erreichten Trächtigkeitsergebnisse auswirken.
- Sauenabgänge: Das Ausscheiden von Schlachtsauen sollten Sie im Sauenplaner nach einheitlichem Schlüssel dokumentieren und regelmäßig auswerten. Insbesondere bei einem ungewollten Ausscheiden ist es wichtig, dass die Ursachen exakt abgeklärt werden. Nur so können Sie zielgerichtet Maßnahmen einleiten, um künftig ein solches Ausscheiden zu vermeiden. Unterscheiden Sie bei der Kommentierung zwischen Brunstlosigkeit, Umrauschen (wiederholtem Umrauschen), Nichtträchtigkeit (Sauen mit negativem Trächtigkeitstest) sowie Aborten. Auch sollte der Anteil fundamentbedingter Ausfälle an den Gesamtabgängen möglichst unter 10% liegen. Für eine differenzierte Zuordnung ist bei der Kommentierung zumindest zwischen Lahmheit und Klauenschäden zu unterscheiden.
Fazit
Eine optimale Altersstrukur ist wichtig für die Stabilisierung der Herdenimmunität. Eine längere Nutzungsdauer ist ein Zeichen für mehr Tierwohl. Deshalb sollten Sie die Haltung, das Management sowie die Fütterung darauf ausrichten, dass Ihre Sauen möglichst lange durchhalten. Dabei spielt ein auf den Betrieb abgestimmtes Impfprogramm ebenso eine wichtige Rolle wie eine auf die Bedürfnisse einer Jung- und Erstlingssau ausgerichteten Fütterung.