Sauen mit MMA können ihre Ferkel nicht ausreichend versorgen. Über eine angepasste Fütterung und gute Hygiene können Sie vorbeugen.
Herbert Nehf und Katharina Weiß, BayWa AG
Viele Sauenbetriebe klagen über MMA-Probleme. Die Erkrankungsrate kann zwischen 5 und 20% schwanken. In extremen Fällen können bis zu 80% der Sauen betroffen sein. Häufig ist eine antibiotische Behandlung unumgänglich. Zur Vorbeuge wird eine Kombination von Fütterungs-, Hygiene- und Managementmaßnahmen empfohlen. Über die Fütterung soll eine Darmträgheit verhindert sowie die Sau vor dem Risiko einer Harnwegsinfektion geschützt werden. Beide Ansätze sollen die Gefahren durch MMA-verursachende Toxine und pathogene Keime minimieren. Gleichzeitig ist rund um die Geburt den Keimen der Kampf anzusagen. Denn allein über eine gute Hygiene lassen sich die MMA-Erkrankungsraten reduzieren.
Hierauf achten
- Toxinlast: Die Basis für eine gesunde Ernährung sind hygienisch einwandfreie Rohstoffe. Das beginnt mit der Optimierung des Ackerbaus z.B. hinsichtlich der Fruchtfolge und des Pflanzenschutzes, um den Mykotoxin- und Keimbelastungen im Erntegut vorzubeugen. Die anschließende Reinigung und Konservierung der Ernte sichert die Qualität der Rohstoffe. Die weitere Optimierung der Lager- und Silohygiene bis hin zu automatischen Fütterungsanlagen tragen zu einer bestmöglichen, gesunden Fütterung bei.
- Komponentenwechsel: Die Nährstoffuntersuchung der Futterkomponenten ist Pflicht, um bedarfsgerechte Rationen erstellen zu können. Um Verdauungsstörungen zu verhindern, sollte das jeweilige Futter für tragende und säugende Sauen bezüglich der eingesetzten Rohwaren abgestimmt sein. Das heißt: Jeder Rohstoff, der im Tragefutter eingesetzt wird, sollte im Laktationsfutter wiederzufinden sein, um die Darmflora über den Geburtszeitraum im Gleichgewicht zu halten. Ein Wechsel kann eine unkontrollierte Vermehrung schädlicher Keime zur Folge haben.
- Futterkurve: Das Futterregime während der Tragezeit und kurz vor der Geburt ist entscheidend. Denn die Kondition hat einen signifikanten Einfluss auf die MMA-Anfälligkeit. Dies erklärt sich dadurch, dass verfettete Sauen zu verlängerten Geburten neigen, worunter insgesamt die Fitness der Sau leidet. Bringen Sie deshalb die Muttertiere möglichst früh in der Trächtigkeit in eine optimale Kondition. Ein bis zwei Tage vor dem Abferkeln ist die Futtermenge jedoch auf 2 bis 3 kg je Tag zu reduzieren, um den Verdauungstrakt zu entlasten. Nach der Geburt sollte die Ration kontinuierlich um ca. 0,5 kg pro Tag gesteigert werden.
- Rohfaser: Mit Blick auf die Geburt sollten Sie die Darmtätigkeit durch diätetische, quellfähige Rohfaser unterstützen, um Verstopfungen vorzubeugen. Die Rohfaserversorgung ist erst ab 6,5% im Tragefutter und mindestens 5% im Laktationsfutter als ausreichend zu bezeichnen. Die bakterielle Fermentation im Darm trägt zur Bildung von freien Fettsäuren bei, die eine Vermehrung unerwünschter Keime im Dickdarm verhindern können. Die Faserverdauung sorgt zudem für eine kontinuierlichere Energiefreisetzung, was insbesondere bei langen Geburten wichtig ist.
- Futterzusätze: Harn-pH-Werte im sauren Bereich sind erwünscht, denn dann können sich Keime nicht so gut vermehren. Dadurch wird der Infektionsdruck auf die Harn- und Geschlechtsorgane gesenkt. Eine optimierte Elektrolytenbilanz im Vorbereitungs- und/oder Laktationsfutter durch den Zusatz von sauer wirkenden Rohwaren und Salzen kann den Harn-pH-Wert absenken. Eine bedarfsgerechte Kalziumversorgung wirkt ebenfalls vorbeugend auf Harnwegsinfektionen. Der Einsatz organischer Säuren und Probiotika kann die Fütterung weiter absichern.
- Wasserversorgung: Bei unterschiedlichen Tränkesystemen im Warte- und Abferkelbereich ist es hilfreich, am Anfang Wasser in den Trog zu füllen. Die Sauen müssen saufen, damit es nicht zu Verstopfungen im Darmtrakt kommt. Die Durchflussraten von Nippeltränken sollten mindestens 1 bis 2 l pro Minute betragen. Eine ausreichende Wasserqualität ist ebenfalls sicherzustellen, damit die Tiere die notwendigen Mengen aufnehmen. Die Wasserleitungen sollten deshalb regelmäßig vom Biofilm gereinigt und desinfiziert werden. Gerade die Beseitigung des Belags ist entscheidend, da sich darin die Erreger befinden. Eine ausschließliche, kontinuierliche Desinfektion greift nur an der Oberfläche des Biofilms an, löst aber die Ursache des Problems nicht.
- Stallbelegung: Belegen Sie die Abferkelabteile möglichst immer im Rein-Raus-Verfahren. Um die Sauengruppen optimal beisammenzuhalten, müssen die Tiergruppen- und Abteilgrößen gut aufeinander abgestimmt sein. Zwischen den Stallbelegungen werden die Buchten gründlich gereinigt und desinfiziert. Unser Tipp: Von Zeit zu Zeit sollten Sie die Wirkung des Desinfektionsmittels überprüfen und gegebenenfalls wechseln.
- Sauendusche: Stallen Sie die Sauen um den 110. Trächtigkeitstag in den Abferkelstall um. Die Muttertiere selbst sollten vor dem Einstallen mithilfe eines Tierwaschmittels gewaschen werden, um Ektoparasiten und Krankheitserreger sowie Kotreste von der Haut zu entfernen. Beim Einstallen ist sicherzustellen, dass die Liegeflächen trocken sind. Feuchtigkeit begünstigt durch eine schnelle Abkühlung des Gesäuges der hochträchtigen Sau den MMA-Komplex. Achten Sie auch auf Zugluft. Diese ist im Liegebereich grundsätzlich zu vermeiden.
- Buchtenhygiene: Damit die Liegeflächen sowie die in der Bucht befindlichen Tiere möglichst sauber und trocken bleiben, kann ein hautfreundliches, hochalkalisches Desinfektionseinstreu eingesetzt werden. Mit dem Hygienepulver können auch die Neugeborenen eingepudert werden. Dies unterstützt das Abtrocknen der Neugeborenen. In einer konventionellen Abferkelbucht ist der Stallboden hinter der Sau täglich vom Kot zu befreien. Praktische Kotklappen bzw. -schlitze erleichtern diese Arbeit.
Wir halten fest
MMA kann die Wurfleistung der Sau erheblich mindern. Zudem können schwere Entzündungen das Gesäuge dauerhaft schädigen. Da es sich beim MMA-Komplex um eine Faktorenerkrankung handelt, müssen vorbeugend sowohl die Fütterung als auch Hygiene- und Managementmaßnahmen rund um die Geburt optimiert werden. Dabei kann eine Checkliste mit den wichtigsten Ansätzen helfen.