Im vergangenen Frühjahr meldete Mäster Maier einen PED-Einbruch in einem seiner Ställe. Weitere Ansteckungen konnte er dank eines Hygieneplanes verhindern.
Dr. Theodor Schulze-Horsel, SGD der Landwirtschaftskammer NRW
Zwar ist es in Deutschland um die Porcine Epizootische Diarrhoe (PED) wieder ruhiger geworden. Die Durchfallerkrankung ist jedoch keineswegs verschwunden. In einzelnen Betrieben kommt es immer wieder zu Infektionen und klinischen Erscheinungen. Die Symptome sind vor allem Diarrhoe, Erbrechen und lethargisches Verhalten.
PED ist eine Viruserkrankung, die durch Coronaviren verursacht wird. Diese Viren sind, anders als das grassierende Coronavirus COVID-19, speziell an das Schwein angepasst. Weitere verwandte Coronaviren beim Schwein sind das TGE-Virus, das EVD-Virus sowie das respiratorische Coronavirus.
Häufig sind jüngere Ferkel oder Masttiere betroffen. Medikamente gegen die Viruserkrankung gibt es nicht. Und auch ein Impfstoff wird in den nächsten Jahren nicht zur Verfügung stehen. Somit ist die Optimierung der externen und internen Biosicherheit ein zentraler Faktor bei der Kontrolle der PED.
Durchfall nach Einstallen
Am 8.3.21 hatte Mäster Christian Maier (Name geändert) eine Lieferung Ferkel bekommen. Die Tiere kamen wie immer aus demselben Aufzuchtstall und aus derselben Sauenherde, aus der er schon seit Jahren seine Ferkel bezieht. Transportiert wurden die Ferkel von einem nahe gelegenen Viehhandelsunternehmen.
Vor dem Transport der Ferkel hatte der Spediteur zwar Schlachtschweine aus zwei verschiedenen Betrieben gefahren. Nach den Eintragungen in das Kontrollbuch wurde der LKW vor dem Ferkeltransport aber ordnungsgemäß gereinigt und desinfiziert.
Zwei Tage nach der Einstallung zeigten sich die ersten zementgrauen, dünnflüssigen bis pastösen Durchfälle im Stall. Am Folgetag stellte die Hoftierärztin die Verdachtsdiagnose PED. Es wurden unmittelbar Kotproben für eine PCR-Untersuchung genommen.
Auch wurde beim Ferkelerzeuger nachgefragt, ob er ähnliche Symptome beobachtet hat. Die Recherche ergab, dass der Zuliefererbetrieb als PED-Quelle ausgeschlossen werden konnte.
Am 15.3. lag der Laborbefund vor: Bei der Durchfallerkrankung handelt es sich tatsächlich um die PED. Am selben Tag brach die Erkrankung in einem zweiten Stall auf der Hofstelle des Landwirts aus. Diese Tiere waren etwas älter und schwerer als die aus dem ersten Stall.
Nach Absprache mit der Hoftierärztin wurde ab dem Tag der Diagnose das Futter für die erkrankten Schweine stark reduziert, um das Verdauungssystem der Tiere nicht unnötig mit Nährstoffen zu belasten. Diese konnten auf Grund von typischen Darmschädigungen durch das Virus nur unzureichend aufgenommen werden. Da es gegen das Virus kein wirksames Medikament gibt, ließ der Schweinehalter die betroffenen Tiergruppen durchseuchen.
Sofortmaßnahmen griffen
In Zusammenarbeit mit der Hoftierärztin wurde die Biosicherheit des Betriebes deutlich verbessert. So installierte Mäster Maier für jeden Stall eine eigene Hygieneschleuse im Eingangsbereich. Ein Brett als kniehohe Bank hinderte die eintretenden Personen am Weitergehen. Es gab einen Spender mit Händedesinfektionsmittel. Ausgestattet wurden die einfachen Schleusen mit täglich frisch gewaschenen Overalls und Hüten, Einwegüberstiefel, die über den Gummistiefeln getragen werden, sowie Einweghandschuhe. Diese Maßnahmen wurden für zehn Wochen beibehalten.
Gleichzeitig wurden alle Löcher in den Abteilwänden, z.B. Durchbrüche für Futterleitungen etc., mit Bauschaum verschlossen. Dies soll verhindern, dass erregerhaltiger Staub von einem Abteil ins andere gelangt.
Mithilfe dieser einfachen Hygienemaßnahmen gelang es dem Mäster, den Erreger von einem dritten Stall auf einer anderen Hofstelle komplett fernzuhalten. Auch waren in dem zweiten Stall nicht alle Abteile betroffen. Nach einigen Wochen wurden in den sehr gründlich gereinigten und zweimal desinfizierten Abteilen neue Ferkel aufgestallt – diese erkrankten ebenfalls nicht.
Virusnachweis in Gülle
Am 29.3.21 erfolgte ein Besuch des SGD gemeinsam mit der Hoftierärztin. Die Diagnose PED wurde anhand von Kotprobenuntersuchungen erneut bestätigt. Gemeinsam wurde ein Hygienefahrplan für die nächsten Monate entworfen.
Es wurde besprochen, die Gülle für mehr als vier Wochen zu lagern. Laut Literatur ist ein Erregernachweis in Gülle bis zu 28 Tagen sicher möglich. Deshalb erfolgte die Ausbringung im Spätfrühling bodennah mit Schleppschläuchen. Auch wurde die Gülle gleich eingearbeitet.
Meier achtete zudem darauf, dass die Gülle nur auf Flächen ausgebracht wurde, die nicht in unmittelbarer Nachbarschaft zu anderen Schweinehaltern lagen. Nach dem Ausbringen der Gülle wurden Schlepper und Güllefass mit dem Hochdruckreiniger gründlich gesäubert. Auch die Schlepperkabine wurde von innen gereinigt.
Die betriebseigene Biogasanlage sowie die Maschinengemeinschaft wurden hygienisch komplett getrennt, sowohl räumlich als auch personell.
Glimpflich davongekommen
Christian Maier schätzt die Zahl der erkrankten Tiere auf über 2000. Trotz dieser hohen Anzahl musste er während der Erkrankungszeit nur zwei tote Schweine hinnehmen. In einem Stall lagen die Tageszunahmen bis zum Mastende geringgradig unter denen des vorherigen Durchgangs.
In dem zweiten Stall gab es nach der Erkrankung ein kompensatorisches Wachstum. Die Tageszunahmen lagen gleichauf mit dem schon sehr guten Durchgang zuvor. Weitere Tiergruppen erkrankten bis heute nicht mehr, und es traten auch keine Fälle von PED in der Nachbarschaft auf.
Dieses Beispiel zeigt, dass PED zumindest im Mastbetrieb beherrschbar ist. Mit einfachen hygienischen Maßnahmen ist eine Übertragung auf benachbarte Abteile zu verhindern. Auch das Risiko einer Übertragung auf Nachbarbetriebe kann mit einfachen Mitteln minimiert werden. Dabei ist immer zu bedenken: Infektiös sind der Kot, die Gülle und, wenn diese eintrocknen, der Staub, der daraus entsteht. Achtet man darauf, dass Kot und Gülle nicht verschleppt werden und beugt man der Eintrocknung und Staubentstehung vor, lässt sich eine Weiterverbreitung gut unterbinden.
Obwohl es im Betrieb nur verhältnismäßig geringe Einbußen gab, sollte PED nicht verharmlost werden. Zum einen wird berichtet, dass die Tiere bei einem Einbruch durchaus 14 Tage Nullwachstum zeigen können. Wenn die Erkrankung in einen Sauenbetrieb verschleppt wird, gibt es zum anderen einen lang andauernden Kampf gegen das Virus oft mit erhöhten Saugferkelverlusten.