Vor einer Behandlung müssen die Tiere gefangen und fixiert werden. Hierbei ist Stress zu vermeiden, der sich negativ auf den Behandlungserfolg auswirken kann.
Dr. Rolf Nathaus, Vet-Team Reken
Beim Schwein stehen zahlreiche Behandlungen und Impfungen an. Für diese Arbeiten müssen die Tiere eingefangen und fixiert werden. Dabei ist es wichtig, dass dies möglichst ohne großen Stress für das zu behandelnde Schwein, aber auch für den Betreuer abläuft. Denn Stress kann sich negativ auf den Impf- bzw. Behandlungserfolg auswirken. Bei einem un-sachgemäßen Umgang können sich die Tiere zudem verletzten.
Diese Punkte beachten
- Umgang: Arbeiten Sie immer ruhig und vorausschauend. Hektik und Ungeduld führen beim Umgang mit Schweinen nie zum Ziel. Nähern Sie sich den Tieren nach Möglichkeit nicht direkt von vorne, sondern immer eher von hinten oder von der Seite. Vor allem bei Sauen hilft eine direkte Kontaktaufnahme durch z.B. das Auflegen der Hand, Kraulen oder Streichen des Gesäuges.
- Arbeitssicherheit: Bei älteren Tieren, die enorme Kräfte entwickeln können, ist der Arbeitsschutz ein ernst zu nehmendes Thema. Tragen Sie deshalb Schuhe oder Stiefel mit Stahlkappe. Vor allem bei Arbeiten am Tier sollten Sie zudem nicht auf Handschuhe verzichten. Dies verbessert die innerbetriebliche Hygiene. Beachten Sie, dass Schweine, die fixiert und behandelt werden sollen, mit lautem Protestschrei reagieren können. Ein Gehörschutz gehört deshalb für viele ebenfalls zur Ausrüstung.
- Saugferkel werden für Impfungen oder Kennzeichnung wurfweise aus der Abferkelbucht genommen. Hierfür werden sie meist mittels Treibbrett separiert. Achten Sie beim Fangen auf das Verhalten der Sau. Manche Tiere reagieren aggressiv und versuchen zu beißen. Saugferkel werden am besten mit einer Hand im Brust-Bauchbereich angehoben und in die Armbeuge gesetzt. In den ersten Lebenstagen können sie auch im Moment des Fangens mit einer Hand über der Hüfte ergriffen werden; die andere Hand unterstützt dann im Hochheben von unten. Ein Aufheben der Ferkel durch Ergreifen von Kopf, Ohren, Vorderbeine oder Schwanz ist zu vermeiden, da dies Verletzungen provoziert. Nach der Behandlung sind die Ferkel vorsichtig in die Bucht zurückzusetzen. Keinesfalls dürfen Sie sie fallenlassen oder gar in die Bucht werfen.
- Aufzucht/Mast: Ferkel mit einem Gewicht von über 15 kg sollten wegen der Gefahr von Rückenverletzungen nicht mehr gehoben werden. Aufzuchtferkel und Mastläufer können stattdessen für Impfungen und Arzneimittelanwendungen durch eine Hilfsperson mit einem Treibebrett in einer Buchtenecke eingekesselt werden. Bei älteren Mastschweinen sind diese Arbeiten durchaus ohne Hilfsmittel möglich, wenn ruhig gearbeitet wird. In größeren Mastgruppen kann jedoch eine Unterteilung der Buchten durch verstellbare Trennwände sinnvoll sein. Dann sind Maßnahmen wie Impfungen deutlich leichter umsetzbar.
- Sauen: Sofern die Muttertiere in Kastenständen fixiert werden können, sind sie dort zu behandeln. In der Gruppenhaltung sollte Sie sich den Sauen langsam nähern. Viele Sauen bleiben sogar während der Injektion liegen.
- Blutproben: Beim Ziehen von Blutproben müssen die Tiere für etwas längere Zeit gut fixiert sein. In diesen Fällen kommt die Oberkieferschlinge zum Einsatz. Das Prinzip: Eine Drahtseilschlinge mit Haltegriff umschließt den Oberkiefer hinter den Eckzähnen; das Schwein weicht diesem Einfluss immer nach hinten aus und kann dann stabil gehalten werden. Wenige Schweine reagieren mit starkem Kopfschlagen, was das Verletzungsrisiko erhöht. Sauen sollte deshalb immer außerhalb des Kastenstandes in die Schlinge genommen werden.
- Oberkieferschlinge: Achten Sie unbedingt darauf, dass die Oberkieferschlinge auf beiden Seiten bis hinter die Eckzähne geschoben wird. Ziehen Sie im richtigen Augenblick entschlossen zu. Ansonsten kann die Schlinge regelmäßig abrutschen und der Fänger stolpert zurück. Andererseits wird die empfindliche Rüsselscheibe schnell verletzt, da Sauen oder Endmastschweine mit viel Kraft zurückdrängen. Verletzungen drohen auch, wenn alte Schlingen eingesetzt werden, deren Drahtseil beschädigt ist. In diesem Falle können spitze Enden herausragen.
Fazit
Saugferkel werden am besten mit einer Hand im Brust-Bauchbereich angehoben und in die Armbeuge gesetzt. Größere Ferkel oder ganze Würfe können mit einem möglichst flexiblen Treibbrett in einer Ecke eingefangen und behandelt werden. Müssen die Tiere längere Zeit fixiert werden um beispielsweise Blut zu ziehen, sollte eine Oberkieferschlinge eingesetzt werden. Das Drahtseil muss hinter die Eckzähne geschoben werden, da sonst ein Abrutschen möglich ist.