Ammoniak ist ein stechend riechendes, giftiges Gas, das Augen und Atemwege reizt. Wir geben Tipps, wie Sie die Schadgase im Stall vermindern können.
Fred Schnippe, SUS
Schadgase wie Ammoniak sind verantwortlich für die Qualität der Stallluft und dürfen nicht in gesundheitsschädlichen Konzentrationen auftreten. Im Aufenthaltsbereich der Schweine sollen die Richtwerte nicht dauerhaft überschritten werden. Bei Ammoniak (NH3) liegt der Schwellenwert bei 20 ppm.
Die wichtigsten Punkte
- NH3 messen: Ein auffällig stechender Geruch beim Stalldurchgang ist ein möglicher Hinweis auf hohe Ammoniakgehalte. Sicher nachhalten lässt sich der NH3-Gehalt der Luft aber nur durch eine Messung. Dies ist mit mobilen Handgeräten möglich. Fest installierte Geräte mit Datenlogger bieten aber genauere Ergebnisse. Wichtig: Immer im Tierbereich messen!
- N-reduzierte Fütterung: Protein, das nicht gefüttert wird, kann nicht zu Ammoniak werden. Versuche zeigen, dass 1% weniger Rohprotein die Freisetzung von Ammoniak um 10% senken kann. Über alle Produktionsstufen gilt daher, die Eiweißabsenkung möglichst optimal bei gleichzeitiger Ergänzung freier Aminosäuren auszuloten. Dies ist der effektivste und kostengünstigste Hebel zur Senkung des NH3-Anfalls.
- Rohfaser: Mehr Rohfaser im Futter verbessert die mikrobielle Aktivität im Dickdarm. So kommt es zur Verschiebung der N-Ausscheidung vom Harn zum Kot. Da nur etwa 20% des Ammoniaks aus dem Kot entstehen, sinken die Schadgas-Emmissionen spürbar.
- Benzoesäure: Durch den Zusatz von Benzoesäure zum Futter sinkt der pH-Wert im Harn. Dadurch verliert die Urease im Harn an Wirkung, sodass weniger Ammoniak aus Stickstoff entweichen kann. Bei stark nährstoffreduzierten Rationen sowie hoher Futterverwertung ist die Wirkung von Benzoesäure allerdings geringer.
- Saubere Buchten: Ammoniak entsteht, wenn Kot und Harn zusammentreffen. Dann beginnt das Enzym Urease mit seiner Arbeit und gibt NH3 ab. Saubere und trockene Buchten helfen daher, die Schadgasbildung zu senken. Neben einer optimalen Klimaführung trägt hierzu eine durchdachte Buchtengestaltung bei. Die Einrichtung eines Kotbereiches kann unterstützt werden, indem in diesem Bereich Sichtkontakt zu anderen Buchten ermöglicht wird.
- Verringerte Gülleoberfläche: Je geringer die Oberfläche im Güllekeller, desto weniger Ammoniak wird freigesetzt. Einige holländische Betriebe arbeiten daher mit Güllekanälen, die ein Gefälle zur Mitte aufweisen. Auch ein Anteil planbefestigter Liegeflächen mindert die emittierende Oberfläche. Voraussetzung ist natürlich, dass die Liegezone sauber bleibt.
- Kot-/Harntrennung: Neue Stallkonzepte zielen darauf ab, dass Ammoniak erst gar nicht entsteht. Die Güllesysteme sind hier mit einer Harnrinne und Kotschiebern unter dem Spaltenboden ausgestattet. Dies soll das Zusammentreffen von Kot und Harn deutlich mindern. Dieser Ansatz funktioniert recht gut, ist aber teuer und nicht nachrüstbar.
- Güllekühlung: Der enzymatische Um- bau von Harn und Kot zu Ammoniak verlangsamt sich, wenn die Temperatur der Gülle geringer ist. Die Kühlung der Gülle kann z.B. durch Schläuche im Güllelager geschehen, durch die kaltes Wasser strömt. Aufgrund der hohen Bau- und Betriebskosten ist das System bisher nicht praxistauglich.
- Gülle ansäuern: Alternativ kann die Zugabe von Säure, z.B. Schwefelsäure, den pH-Wert auf 5,5 senken. Dann arbeitet das Enzym Urease langsamer, die Ammoniakemissionen sinken. Je- doch bringt der Umgang mit Säure große Anwenderrisiken mit sich. Auch ist die Säure-Zugabe zur Gülle recht teuer.
Fazit
Ammoniak drückt die Wachstumsleistung und die Tiergesundheit. In der Aufzucht und Mast lässt sich die NH3-Freisetzung am effektivsten durch proteinreduziertes Futter mindern. Mehr Rohfaser und Benzoesäure bringen ebenfalls Vorteile. Sorgen Sie zudem dafür, dass die Buchten sauber und trocken bleiben.