Um Gesundheitsprobleme bei Sauen zu erkennen, zählt in vielen Betrieben das Messen der Körpertemperatur zu den Routinemaßnahmen. Dabei kommt i.d.R. ein Thermometer zum Einsatz, welches dem Tier rektal eingeführt wird. Diese Methode ist sehr genau, jedoch invasiv und zeitaufwendig.
Die Alternative könnte eine Wärmebildkamera sein. Basierend auf dem Prinzip der Infrarot-Thermografie wird aus einem Meter Entfernung die Hauttemperatur erfasst und Rückschlüsse auf die Körpertemperatur gezogen.
Wie gut die Vorhersage der Körpertemperatur ist, sollte eine Studie am Nationalen Forschungsinstitut INRAE in Kooperation mit der kanadischen Forschungsanstalt CDPQ zeigen. Die erste Messreihe wurde in Frankreich an 40 trächtigen Tieren und die zweite im kanadischen Quebec an 109 tragenden Sauen durchgeführt. Zum Einsatz kam eine mobile Wärmebildkamera. Gemessen wurde Auge, Ohrgrund, Rücken (rasiert und unrasiert), Vulva und Gesäugeansatz. Insgesamt wurden 1447 Bilder in der ersten und 5733 Bilder in der zweiten Versuchsreihe aufgenommen.
Diese Messwerte verglichen die Forscher mit den Temperaturen, die mit einem Rektalthermometer als Referenz gemessen wurden. Zusätzlich wurden die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit an verschiedenen Stellen der Ställe aufgezeichnet und Gewicht, Parität sowie die Kondition der Sauen festgehalten.
Die Ergebnisse:
- Die rektalen Temperaturen hatten einen Schwankungsbereich zwischen 36,4 und 40,2°C, während die Hauttemperaturen zwischen 22,6 und 39,9°C lagen.
- Die Wiederholbarkeit der Messungen war insgesamt gut. Allerdings war die Aufnahme von Augenbildern bei freilaufenden Sauen schwierig.
- Die Ergebnisse zeigten eine positive Korrelation zwischen Rektal- und Hauttemperatur (alle Bereiche) von r = 0,31 bis 0,32.
- Die höchsten Korrelationen mit der Rektaltemperatur wurden für die Vulva und das Ohr beobachtet, gefolgt von der Temperatur am Gesäugeansatz.
- In Bezug auf die Messung am Rücken war die Korrelation höher, wenn die Stelle rasiert wurde.
- Erstgebärende hatten eine höhere Rektaltemperatur als ältere Sauen (38,2 vs. 37,9°C). Es ist wahrscheinlich, dass ein Teil des Wurfnummer-Effekts mit der Gewichtsentwicklung der Sauen zusammenhängt.
- Die Rektal- (r = 0,23) und die Hauttemperatur (r = 0,40) waren positiv mit der Raumtemperatur korreliert. Die Luftfeuchte hatte einen deutlich geringeren Effekt auf die Körper- und Hauttemperatur.
Fazit
Diese ersten Ergebnisse bieten interessante Perspektiven. Um die Vorhersage mittels Infrarot-Thermografie weiter zu verbessern, sollten die Zu-sammenhänge zwischen der Körpertemperatur, Merkmalen der Sau (Gewicht, Kondition, Parität) sowie Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit berücksichtigt werden.
Kontakt: maeva.durand@inrae.fr