Die Isoflurannarkose zur Ferkelkastration ist mittlerweile auf vielen Betrieben eingeführt. Vereinzelt wird von Problemen im Bereich des Tierschutzes, der Anwendersicherheit und auch des Umweltschutzes berichtet. Im Rahmen einer Studie an der Schweineklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München sollten Aspekte wie Abwehrreaktion, Ferkelverluste, Isoflurankonzentration in der Umgebung sowie der Erfolg von Reinigung und Desinfektion der Narkosemasken geprüft werden. Es wurden insgesamt 955 Saugferkel im Alter von zwei bis sechs Tagen unter Isoflurannarkose (PorcAnest 3000®) kastriert.
Zur Beurteilung von Reaktionen der Tiere dienten der Zwischenklauenreflex vor sowie Abwehrbewegungen und Lautäußerungen während der Kastration. Die Aufwachphase wurde im Stallgang bzw. in der Abferkelbucht evaluiert. Bei 73 Tieren wurde der Samenstrang mit dem Skalpell statt einer Kastrationszange durchtrennt und Nachblutungen visuell überprüft. Isofluranmessungen fanden an verschiedenen Lokalisationen statt. Die Narkosemasken wurden vor und nach der Anwendung sowie nach Desinfektion auf Gesamtkeimbelastung und Indikatorkeime untersucht.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Bei der Kastration wiesen 94,3% der Saugferkel nach der Einleitungszeit von 90 Sekunden und 95,3% der Ferkel mit Verlängerung der Isofluranzufuhr keine oder nur eine kurze Abwehrbewegung auf.
- Bei 0,9% der Ferkel trat ein Narkosezwischenfall auf, kein Tier verendete. Die Aufwachphase in der Bucht dauerte im Mittel 6 Minuten. Im Gegensatz dazu war die Aufwachdauer auf dem Gang ohne jegliche Intervention verlängert.
- Das Trennen des Samenstrangs mittels Skalpell führte zu intensiveren Nachblutungen als die Anwendung des Emaskulators.
- Die gemessenen Isoflurankonzentrationen in der Atemluft der beteiligten Personen lagen unter dem international niedrigsten Grenzwert von 15 mg/m³. In den Aufwachkisten und an den Narkosemasken lagen die Isoflurankonzentrationen mit 16,0 mg/m³ und 28,1 mg/m³ oberhalb dieses Grenzwertes.
- Die Maskendesinfektion reduzierte die Gesamtkeimzahl um 99,8%. Kontaminationen mit Escherichia coli und MRSA waren in vier von sechs Fällen nach Desinfektion nicht mehr nachweisbar.
Schlussfolgerung
Die automatisierte Isoflurannarkose ist bei sorgfältiger Anwendung mit einem nur geringen Risiko für die Saugferkel verbunden. Die Konzentration des Gases in der Atemluft der beteiligten Personen lag unter dem international niedrigsten Grenzwert. Die Desinfektion der Narkosemasken hilft eine Keimübertragung zwischen Tiergruppen zu verhindern.