Bei der Haltung der Sauen im Deckzentrum stehen neue gesetzliche Vorgaben an. Die Kastenstandhaltung steht zur Disposition. Die Tiere sollen nur noch wenige Tage in breiteren und längeren Besamungsständen fixiert werden dürfen.
Ob sich solche Systeme in die Praxis umsetzen lassen, sollte auf dem Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse getestet werden.Es standen zwei Abteile zur Verfügung. In diese wurden die Sauen nach dem Absetzen eine Woche lang gehalten, bevor sie in die Großgruppe gegeben wurden.
Beim Stall A handelt es sich ursprünglich um ein herkömmliches Deckzentrum mit 0,7 breiten Besamungskastenständen. Der vorhandene 1,6 m breite Kontrollgang hinter den offenen Ständen diente als Laufbereich. Ohne Kastenstand hatte jedes Tier ca. 1,7 m² Platz. Das Platzangebot inklusive Kastenstand betrug 2,6 m².
Das als Stall B bezeichnete Abteil wurde früher für die Eingliederung der Jungsauen genutzt. Es standen 0,6 m breite Besamungsstände zur kurzzeitigen Fixierung der Sauen zur Verfügung. Der Laufbereich hinter den Ständen war 3,7 m breit. Davon waren 2 m perforiert und 1,7 m als Liegekessel mit Trennwänden ausgeführt. Gefüttert wurde an einer Abrufstation. Die Fläche ohne Kastenstand belief sich auf 3,8 m² je Sau. Mit 5,4 m² Gesamtfläche je Sau war diese Stallvariante wesentlich geräumiger.
Über einen Zeitraum von einem Jahr wurden beide Abteile im wöchentlichen Wechsel für die abgesetzten Sauen genutzt. Geschlossen wurden die Stände nur, wenn die Tiere kontrolliert oder besamt wurden. Zu den übrigen Zeiten konnten die Sauen die Stände betreten und verlassen, ganz wie sie wollten.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Im Stall A waren 60% der Sauen in den Ständen anzutreffen. Offensichtlich war der Bewegungsbereich zu unruhig. Im Stall B, der wesentlich mehr Bewegungsfläche bot, waren nur ca. 30% der Sauen in den Ständen.
- In beiden Stallvarianten wiesen die jungen Sauen rund 4%-Punkte höhere Umrauschraten auf als der Herdendurchschnitt. Dies lag vermutlich an den anteilig höheren Substanzverlusten während der Säugephase. Auch die fehlende Sortierung nach Kondition könnte ein Stressfaktor gewesen sein.
- In der Gesamtbetrachtung gab es jedoch keine signifikanten Unterschiede bei den Umrauschern zwischen Stall A und B. Die Quote belief sich auf 8,0 bzw. 7,3%.
Fazit: Prinzipiell haben die zwei Haltungssysteme funktioniert. Im freien Raum hinter den Kastenständen fanden die Tiere im Stall A aber offensichtlich nicht genug Ruhe, da es an Ausweichmöglichkeiten für rangniedrigere Tiere fehlte. Auch deshalb wurde das Abteil inzwischen umgestaltet. Der Laufbereich bietet heute mehr Platz.
Kontakt: reinhard.schulte-sutrum@lwk.nrw.de, tobias.scholz@lwk.nrw.de