Das Kupieren der Ferkelschwänze steht in der gesellschaftlichen Kritik. Aber Langschwanzferkel können erheblichem Leid ausgesetzt sein. Durch den Verlust eines Schwanzteiles treten weitere Folgen auf, die zu berücksichtigen sind.
In einer Untersuchung an der Universität Gießen wurde im wöchentlichen Abstand das Vorkommen von Schwanzbeißen bei insgesamt etwa 2700 Ferkeln erfasst. Dabei wurden sämtliche Abgänge, Behandlungen sowie die Gewichtsentwicklung der Ferkel registriert.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Am Ende der Aufzucht hatten 46,7% der 1376 Langschwanzferkel einen Teil- und 1,9% sogar einen Totalverlust des Schwanzes. In der Gruppe der insgesamt 1190 kupierten Tiere wiesen nur 1,4% einen Teil- und 0,6% einen Totalverlust des Schwanzes auf.
- Bei den Langschwänzen gab es doppelt so viele Abgänge (1vs. 0,5%). In beiden Gruppen mussten jeweils neun Ferkel eingeschläfert werden.
- Langschwanzferkel mussten häufiger behandelt werden als die schwanzkupierten Kontrolltiere (1x behandelt: 6,3vs. 1,5%; 2x behandelt: 0,5vs. 0,2%).
- Es wurden 721 g Futter pro Tag durch Langschwanz- und 772 g Futter pro Tier und Tag durch Ferkel mit gekürztem Schwanz aufgenommen.
- Die kupierten Ferkel hatten mit 500 g/Tag fast 10% höhere Zunahmen im Vergleich zu den unkupierten Tieren mit nur 459 g/Tag.
- Bei den kupierten Aufzuchtferkeln war die Futterverwertung mit 1,59 kg je Kilo Zuwachs tendenziell besser als bei den Langschwanzferkeln mit 1,63 kg pro Kilo Zuwachs.
- In der Gruppe der Langschwanzferkel waren Tiere mit intaktem Schwanz am Ende der Aufzucht fast vier Kilo schwerer als solche mit einem Totalverlust des Schwanzes (27,8 vs. 23,9 kg). Das zeigt die massive Belastung für die Opfertiere.
Fazit: Die Rate intakter Ringelschwänze lag bis zum Aufzuchtende nur bei etwa 50%, wenn der Schwanz nicht kupiert war. Neben dem Leid, das die Opfertiere erfuhren, mussten die Tiere häufiger medizinisch behandelt werden und es verendeten mehr als bei den Kupierten.
Kontakt: Steffen.Hoy@agrar.uni-giessen.de